In dieser Serie stellen wir Azubis vor, die von Filderbetrieben übernommen wurden – wie Dejan Milanovic und Tillmann Treiber vom Energieversorger Scharr.
Bei der Berufswahl ist es durchaus zu empfehlen, auch mal rein pragmatisch zu denken. Tillman Treiber hat dies jedenfalls getan: „Auf die Toilette gehen doch alle Menschen. Und alle freuen sich auf eine warme Wohnung. Und die Firma Scharr deckt viele verschiedene Bereiche ab: Heizung, Sanitär, Service, Industrie, Brennertechnik und anderes – da konnte ich gut herausfinden, was mir wirklich am besten liegt. Und zukunftssicher ist dieser Beruf ja allemal.“ Sein Kollege Dejan Milanovic hat einen ähnlichen Erfahrungsprozess innerhalb seiner Ausbildung durchlaufen: „Anfangs wollte ich die Ausbildung zum Elektroniker in der Automatisierungstechnik machen. Im Praktikum bei Scharr-Tec in Leinfelden-Echterdingen habe ich dann festgestellt, dass mir eher der Beruf des Anlagenmechanikers liegt.“ Und da hilft natürlich, dass der Vater ebenfalls bei Scharr arbeitet, offensichtlich mit großer Zufriedenheit, da er den Wechsel innerhalb der Firma ebenfalls begrüßt hat.
Ein fester Platz im Montageteam
Das zeigt klar: Diese beiden jungen Leute sind Handwerker und wollen es auch bleiben. Treiber beschreibt dies so: „Als Geselle will ich jetzt nach dem Ende meiner Ausbildung weiter lernen, da ich noch längst nicht alles gesehen und erlernt habe, was dieser Beruf bietet.“ Ganz ähnlich beschreibt dies sein Kollege Milanovic: „Ich habe nun meinen festen Platz im Montageteam. Und ich stelle fest, dass ich noch mehr lerne, wenn ich auf mich selbst gestellt bin.“ Später noch den Meister zu machen, das sei natürlich auch eine verlockende Option, doch da üben sich beide in Geduld: „Erst mal Praxiserfahrung sammeln“, lautet das Motto von Milanovic. Ganz ähnlich sieht es auch Treiber.
Gerne auf der Baustelle
Ihre Ausbilder Hanna Gresser und Ambrosios Koumpridis haben diesbezüglich Erfahrungen gesammelt. „Im Anschluss an die Ausbildung gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine davon ist die Richtung Meister. Das heißt, im Anschluss an die Meisterprüfung kommen sie wieder in den Betrieb und führen eine Mannschaft fachlich.“ Allerdings: „Manche finden sich in der administrativen Welt nicht so wirklich zurecht und sehnen sich trotz des Titels doch eher nach der Baustelle.“ Da ist es doch besser, den Empfehlungen der Ausbilder zu folgen: „Gerade die Zeit nach der Ausbildung ist immens wichtig. Hier lernt man viel dazu, übernimmt Verantwortung ohne doppelten Boden und muss auch Vorbild sein für nachfolgende Auszubildende“. Die nächsten drei bis fünf Jahre sollten die beiden jetzt vor allem Berufserfahrung sammeln.
Gresser und Koumpridis teilen nicht die Ansicht, dass es heute grundsätzlich schwieriger geworden ist, solche Azubis zu finden: „Ob die jungen Menschen hier motiviert werden, hängt natürlich zum Teil vom Betrieb ab. Doch der viel größere Teil hängt von den Auszubildenden selbst ab, ob sie den nötigen Biss mitbringen“.
Entscheidungen fürs Leben
In Gesprächen und Praktika könne man viel mitbekommen, doch wie ausgeprägt die Motivation sei, das zeige sich erst im Alltag. Und eines gilt auch: „Als Betrieb müssen wir viel Verständnis dafür aufbringen dass die Jungen und Mädchen zum Teil 15 oder 16 Jahre als sind, wenn sie zu uns kommen. Und da müssen sie sich entscheiden, was sie die nächsten 40 oder 50 Jahre tun wollen. Das ist schon eine schwierige Entscheidung“.
Da ist es schon ein großer Vorteil, dass die Firma Scharr ein großer Betrieb ist, der Wechsel im Arbeitsfeld möglich macht. „Man muss eben ein Vertrauen schaffen und offen mit Bedenken bezüglich der Ausbildung auf beiden Seiten umgehen, in der Probezeit, aber auch danach“, so die beiden Ausbilder. Das klingt nach vielen Mühen, und Gresser und Koumpridis geben auch zu: „Generell ist der Aufwand größer geworden, den man betreiben muss, damit sich junge Menschen bewerben. Wir suchen da eher den persönlichen Weg über viele Schulbesuche und -kooperationen. Das ist zwar oft aufwendiger, aber man ist damit auch erfolgreicher, da wir so schon früh den Kontakt zu den jungen Leuten herstellen und so vermitteln, für was wir stehen.“ Und da kann es dennoch durchaus mal sein, dass in einem Lehrjahr nicht alle Plätze besetzt sind. „Wir arbeiten nicht mit Belegquoten“, so Gresser und Koumpridis.
Mit Milanovic und Treiber scheint die Firma Scharr die Richtigen gefunden zu haben. „Alles, was im Vorstellungsgespräch versprochen wurde, wurde auch eingehalten“ lobt Milanovic, „trotz Ausbilderwechsel war nie das Gefühl da, allein gelassen zu werden. Am Ende hat es sich bei mir zwar etwas anders entwickelt als erwartet, aber das zum Positiven: Meine Ausbildung konnte ich um ein halbes Jahr verkürzen.“ Von einem Wermutstropfen sprechen beide: Die Berufsschule und ihre Praxisferne. Treiber: „Die Schule sollte stärker auf die zukunftsorientierten Themen eingehen, also etwa Wärmepumpen oder Photovoltaik.“ Und dann noch eine gemeinsame Kritik am Ausbildungsbetrieb: Die Einteilung der Monteure auf den Baustellen erfolge zu kurzfristig.
Das Problem: Die Praxisferne der Berufsschulen
Friedrich Scharr KG
Das neue Lehrjahr
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und den Nachwuchs zu sichern, setzt die Scharr-Gruppe weiterhin auf die gezielte Ausbildung junger Menschen. Die Friedrich Scharr KG mit dem Firmensitz in Stuttgart-Vaihingen ist eines der führenden Handelsunternehmen im süddeutschen Raum. Die familiengeführte Unternehmensgruppe erzielte im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von etwa 1,1 Milliarden Euro. Die Firma beteiligt sich auch am gesellschaftlichen und kulturellen Leben in Vaihingen, insbesondere durch die Scharr-Stiftung.
Die Berufsgruppen
Derzeit werden bei Scharr 63 junge Menschen auf das Berufsleben vorbereitet. Anfang September haben 24 Auszubildende, zwei duale Studierende und ein Student ihre Ausbildung begonnen. Die Berufe sind Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement, Kaufleute für Büromanagement, Fachinformatiker für Systemintegration, Technischer Produktdesigner, Kfz-Mechatroniker, Elektroniker Energie und Gebäudetechnik, Anlagenmechaniker SHK sowie den dualen Studiengang BWL-Handel. Insgesamt bildet die Unternehmensgruppe damit 56 Azubis und sieben Studenten an verschiedenen Standorten aus.
Die Firmenziele
„Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb ist es entscheidend, dass wir in den Nachwuchs investieren und ihn fördern“, betont Rainer Scharr, geschäftsführender Gesellschafter. „Wir sind überzeugt, dass unsere Auszubildenden die Zukunft unseres Unternehmens mitgestalten werden. Ihre Entwicklung liegt uns am Herzen, und