Iris Ripsam ist mit Leibe und Seele Stadträtin. Für die CDU sitzt sie seit 1999 im Gemeinderat. Auch ihre Kinder haben die Politik für sich entdeckt. Anne Ripsam zählte zu den ersten Jugendräten in Möhringen, ihr Bruder Fabian gehört derzeit dem Gremium an.

Möhringen - Der Vorschlag hat durchaus Charme. Als die CDU-Stadträtin Iris Ripsam mal wieder später von einer Sitzung nach Hause kam, präsentierte ihr ihre Tochter Anne die verblüffende Lösung: „Ihr solltet es mal mit einer Stehung versuchen, dann geht es nicht so lang.“ Dass es im Rathaus manchmal länger dauert, wissen Anne und ihr Bruder Fabian mittlerweile aus eigener Erfahrung. Die Jura-Studentin gehörte von 2008 bis 2010 dem Jugendrat an, der Schüler ist amtierender Jugendrat.

 

Sie haben sich längst daran gewöhnt, dass ihre Mutter seit vielen Jahren kommunalpolitisch aktiv ist und ihr Name immer wieder in der Zeitung auftaucht. „Das ist ganz normal und gar nicht stressig“, sagt die 21-Jährige. Oft bereitet Iris Ripsam ihre Unterlagen auf dem Tisch im Wohnzimmer aus. „Ich ziehe mich nicht zurück und bin immer ansprechbar“, sagt die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende. Ihre Kinder bestätigen das. Doch das die politische Arbeit nicht nur Freude macht, weiß Iris Ripsam. Sie kann sich noch gut daran erinnern, als ein wenig schmeichelhafter Artikel über die Fasanenhoferin in der Zeitung stand und ihre Mutter gleich am Morgen anrief und ihr beschied: „Ich gehe heute nicht zum Einkaufen aus dem Haus.“ Dem schlossen sich auch die Kinder an: „Sie wollten nicht in die Schule.“ Dazu kam es aber nicht und Anne und Fabian Ripsam haben den Vorfall schnell wieder vergessen. „Ich habe keine nachhaltige Erinnerung daran“, sagt die einstige Jugendrätin. Sie hatte auch einen Deutschlehrer, ein SPD-Mitglied, der manchmal kleine Spitzen gegen die Tätigkeit ihrer Mutter losließ. Anne hat’s sportlich genommen. Zumal der Lehrer sie sehr geschätzt hat.

Die Entscheidung fiel am Frühstückstisch

Seit Beginn des Jahres sind Fabian und Anne Ripsam auch CDU-Mitglied. Gedrängt dazu hat sie ihre Mutter nicht: „Ich habe da nie gefragt.“ Die Entscheidung fiel am Frühstückstisch, als über die OB-Wahl diskutiert wurde. „Wir wollten mitmischen und auch bei den Kandidaten mitentscheiden“, sagt Anne. Das erinnert dann doch ein wenig an die Anfänge ihrer Mutter. Iris Ripsam ist 1977 in die CDU eingetreten und war zwei Jahre später Vorsitzende der Bezirksgruppe und das mit noch nicht einmal 20 Jahren. Kreisvorsitzender war damals der knorrige Gerhard Mayer-Vorfelder und Iris Ripsam eine Ausnahme. Die erhielt dann auch regelmäßig Einladungen, die mit den Worten „Sehr geehrtes Fräulein, sehr geehrte Herren“ begannen. „Das war schon eine sehr ehrenwerte Gesellschaft“, sagt Ripsam mit einem Augenzwinkern. 30 Jahre lang hatte sie das Amt der Vorsitzenden auf dem Fasanenhof inne. Sie kann sich gut an erste Wahlpartys erinnern und einen Feuerschlucker im Gemeindezentrum, der die junge Vorsitzende Blut und Wasser schwitzen ließ: „Die Feuerfontänen gingen fast bis zur Decke.“ Im Jahr 2009 gab Iris Ripsam den Posten ab. „Schweren Herzens“, wie die 53-Jährige betont. Für die Stadträtin war die Politik nie Last, sondern Lust: „Mir macht das Spaß.“ Sie hat aber immer geschaut, dass die Kinder nicht zu kurz kommen. Gerade in ihrer Zeit als Fraktionschefin – das Amt bekleidete sie von April 2008 bis Juni 2009 – war dies gar nicht so einfach: „Ich habe damals angefangen meine privaten Termine zu planen. Das war schon extrem.“ Ihren Hang zum Perfektionismus habe sie leider an ihre Tochter weitergegeben, ergänzt Iris Ripsam.

Fabian Ripsam hält große Stücke auf Angela Merkel

Die erfahrene Stadträtin hat sich zwar gefreut, dass ihre beiden Kinder für den Jugendrat kandidierten, forciert hat sie es aber nicht: „Die müssen das aus eigener Kraft wollen.“ So hat es auch ihre eigene Mutter gehandhabt. Anne Ripsam hat ihr politische Engagement nicht bereut. Sie zählte zu den ersten Nachwuchspolitikern in Möhringen: „Wir mussten viele Widerstände überwinden.“ So habe es lang gedauert, bis etwa das Fußballturnier fest etabliert war. „Man kann aber viel bewirken“, zieht Anne Ripsam ein positives Fazit. Ihr Bruder Fabian profitiert von dieser Vorarbeit. „Wir haben es da schon ein wenig leichter“, sagt der 18-Jährige, der überzeugter Jugendrat ist. Als kürzlich eine CDU-Delegation aus Braunschweig in der Landeshauptstadt weilte, stellten er und ein Amtskollege das Konzept vor.

Ob der Schüler, der die Waldschule besucht und im nächsten Jahr sein Abitur macht, in die Fußstapfen seiner Mutter tritt? „Das kann ich mir schon vorstellen.“ Auch für seine Schwester wäre das „eine Option“: „Derzeit habe ich aber genug mit dem Studium zu tun.“ Ein politisches Vorbild hat sie nicht. Fabian Ripsam hält große Stücke auf Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Das ist eine starke Frau, die sich gegen die Männerriege durchsetzt.“ Und wie fällt der Vergleich Merkel mit Iris Ripsam aus? „Meine Mutter kenne ich schon länger“, antwortet Fabian und löst damit großes Gelächter am Tisch aus.

Wer weiß, vielleicht nehmen er oder seine Schwester irgendwann selbst am Ratstisch Platz. Wobei sitzen zumindest für Anne Ripsam der falsche Begriff wäre. Sie würde wohl eine „Stehung“ bevorzugen.