Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Diese Entwicklung ist eng mit den Namen Horst Wein und Werner Delmes verbunden. Wein war Ende der 60er, Anfang der 70er in verschiedenen Funktionen der Denker und Lenker im deutschen Hockey, Delmes war der Trainer, der die Mannschaft in München bis zum Endspielsieg führte. So waren es zwei Hockey-Experten, die den Grundstein legten für weitere große deutsche Hockey-Erfolge. Die Männer gewannen nach 1972 bisher drei weitere Male olympisches Gold (1992, 2008 und 2012), die Frauen einmal (2004).

 

Das Premierengold aber rückte eine Randsportart in den Fokus. Mitte der 1970er Jahre bediente sich deshalb der Fußball erstmals aus dem Hockey-Knowhow. Horst Wein war für den DFB tätig – in der Trainerausbildung, aber vor allem in der Nachwuchsarbeit und somit ein Vorreiter. Der aktuellste Fall eines Hockey-Experten, der in den Fußball rübergemacht hat, ist Markus Weise, der mittlerweile in leitender Funktion in der neuen DFB-Akademie als Konzeptentwickler arbeitet. Weise holte sowohl als Trainer der deutschen Frauen 2004 wie auch als Männercoach 2008 und 2012 olympisches Gold. Überhaupt erst zum Hockey gekommen ist der erfolgreichste deutsche Trainer in dieser Sportart 1972. Als Neunjähriger begann Markus Weise beim TSV Mannheim, animiert durch den Olympiasieg. Auch das zeigt, was von München aus im deutschen Hockey alles in Bewegung gesetzt wurde – durch heute noch klangvolle Namen wie Michi Peter, Michael Krause, Carsten Keller, Uli Vos oder Peter Trump .

Es war ein aggressives Finale am 10. September vor 15 000 Zuschauern im Olympiapark, wo damals noch auf Naturrasen gespielt wurde. Die deutsche Mannschaft hatte die Pakistani gereizt – durch einen 2:1-Sieg in der Vorrunde. „Je länger das Endspiel dauerte, desto nervöser wurden die pakistanischen Spieler“, erinnert sich Michael Krause, der in den 90er Jahren Präsident des Deutschen Hockey-Bunds gewesen ist: „Für die Pakistani stand viel mehr auf dem Spiel als für uns. Sie sollten für den Olympiasieg Grundstücke und Häuser erhalten, und jetzt drohte eine Niederlage im Finale, nachdem sie zuvor im Habfinale ihre indischen Erzfeinde besiegt hatten.“ Zehn Minuten vor Schluss fiel das entscheidende 1:0 für Deutschland, nach einer Strafecke. Carsten Keller brachte die Kugel herein, Uli Vos stoppte mit der Hand, und Michael Krause traf knallhart ins Tor. Eine Majestätsbeleidigung.