Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Zuerst verlor der Reporter von Radio Pakistan, das die Partie live in die Heimat übertrug , die Nerven. Von Betrug sprach er und schrie „Deutschland scheiße“. Die Einschätzung der pakistanischen Spieler war ganz ähnlich. Bei der Siegerehrung wurde mit Cola gespritzt, Funktionäre beschimpft, die Badelatschen ausgezogen und daran die Silbermedaillen befestigt.

 

Ein olympischer Eklat mit Folgen. Die pakistanischen Spieler wurden auf Lebenszeit gesperrt. Diese Strafe wurde aber wieder aufgehoben, nachdem sich der pakistanische Staatspräsident Zulfikar Ah Bhutto in aller Form entschuldigt hatte – auch für sein eigenes Verhalten. Er wollte die diplomatischen Beziehungen zu Argentinien abbrechen, weil er glaubte, der südamerikanische Schiedsrichter habe sein Land um Gold betrogen. Als dann aber die Filmaufnahmen vom Finale auch in Pakistan ankamen und darauf klar zu sehen war, dass im Endspiel Deutschland nicht begünstigt worden war, ruderte der Präsident zurück. Zunächst entließ Zulfikar Ah Bhutto den Radioreporter, bezeichnete seine Landsleute und sich selbst als „überemotional“ und schenkte dem Deutschen Hockey-Bund diesen riesigen Pokal, den seither der Meister erhält.

Emotional war die Stimmung im deutschen Team schon zuvor, nachdem am 5. September beim Angriff von palästinischen Terroristen auf die israelische Olympia-Mannschaft, die nur 200 Meter weit entfernt vom DHB-Team wohnte, 17 Menschen starben. „Drei Spieler von uns wollten nicht mehr spielen“, erzählt der damalige Außenverteidiger Dieter Freise: „Nach langen Gesprächen unter vier Augen und in der Gruppe waren dann aber doch wieder alle bereit. Da hat sich der große Zusammenhalt in unserer Mannschaft gezeigt, der auch ausschlaggebend war für Gold.“

Medaillen vom IOC haben aber zunächst nur die 13 im Finale eingesetzten Spieler bekommen. Der damalige Bundesaußenminister Walter Scheel besorgte auf eigene Rechnung fünf Nachprägungen für die Reservespieler des Teams, das Ende 1972 noch zu Deutschlands Mannschaft des Jahres gewählt wurde.