Er ist zu alt dafür. Nichts anderes bedeutete die Entscheidung der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF), Reinhard Jaki nicht mehr auf Krankentransportflüge mitzunehmen. An der medizinischen Qualifikation des Intensivmediziners wird die DRF gleichwohl kaum gezweifelt haben. Selbst wenn Jaki nicht mehr Chefarzt der Anästhesie der Klinik Schillerhöhe ist, ist er auf seinem Gebiet immer noch auf dem Laufenden.

Gerlingen - Er ist zu alt dafür. Nichts anderes bedeutete die Entscheidung der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF), Reinhard Jaki nicht mehr auf Krankentransportflüge mitzunehmen. An der medizinischen Qualifikation des Intensivmediziners wird die DRF gleichwohl kaum gezweifelt haben. Selbst wenn Jaki nicht mehr Chefarzt der Anästhesie der Klinik Schillerhöhe ist, ist er auf seinem Gebiet immer noch auf dem Laufenden. Der heute 67-Jährige müsste zwar keine Fachkongresse mehr besuchen, tut dies dennoch freiwillig – zur Fortbildung. Dabei begleitet er oftmals seine Tochter, ebenfalls eine Medizinerin. Die Kongresse sind ihm freilich keine Pflicht, sondern ein Freizeitvergnügen. Was indes nicht bedeutet, dass er die Besuche nicht ernst nehmen würde – dafür ist die Sache einfach viel zu ernst.

 

Schließlich ist Jaki, zu dessen Aufgabengebieten einst neben der Anästhesie die Intensiv- und Notfallmedizin sowie die Schmerztherapie gehörten, nach wie vor an Patiententransporten beteiligt. Nur eben nicht mehr in der Luft, sondern am Boden. „Das Rote Kreuz sucht Notärzte“, erklärt Jaki. Also ist er in einem Pool von mehreren Intensivmedizinern: als jemand, der bei Bedarf angefragt wird. Zuletzt ist er in Bad Reichenhall gewesen, um einen Patienten zurück in die Region zu holen.

Jaki ist derjenige, der letztlich entscheidet, ob der Patient transportfähig ist. Er hat schließlich auch die Verantwortung für ihn. Der Patient darf kein Transporttrauma erleiden. Es soll ihm hinterher nicht schlechter gehen als vor dem Transport. Und bei solchen Entscheidungen geht es nicht selten um Leben und Tod. Doch was tun mit einem Patienten, der im afrikanischen Busch liegt, wo er nur unzureichend behandelt werden kann? Weiterhin die ungünstige Behandlung akzeptieren, wohl wissend, dass die Versorgung in Deutschland besser wäre? Nur ein einziges Mal hat es Jaki in all den Jahren abgelehnt, einen Patienten mitzunehmen. Das Flugzeug mit den beiden Piloten, einem Arzt und zwei Rettungsassistenten an Bord flog leer zurück. „Das müssen sie dann schon gut begründen“, erzählt Jaki. Flugkosten fallen ja schließlich dennoch an.

Jaki ist ein ruhiger Mensch, seine Augen blicken ebenso freundlich wie warmherzig. Er drängt sich nicht in den Vordergrund. Er muss nicht erzählen, dass er seinen Teil dazu beitrug, dass in der Klinik Schillerhöhe 1987 Medizingeschichte geschrieben wurde, als dort europaweit die ersten Lungentransplantation durchgeführt wurde. Fünfeinhalb Stunden operierte das Team. Während der kritischen Phase nach der Operation übernachtete Jaki eine Woche lang in der Klinik. Der Patient überstand auch diese Zeit und lebte noch vier Jahre.

Die Klinik auf der Gerlinger Schillerhöhe wurde damit allerdings nicht zum Transplantationszentrum. Dafür sei das Krankenhaus viel zu klein gewesen, es wäre „überfordert“ worden, sagt der Mediziner. Nachdem die Klinik Schillerhöhe von der Landesversicherungsanstalt an das Robert-Bosch-Krankenhaus überging, schloss sich ein Kreis für Jaki. Er hatte im Robert-Bosch-Krankenhaus einst seine medizinische Laufbahn begonnen, und dort beendete er sie dann auch.

„Ich genieße den Ruhestand“, sagt der passionierte Chorsänger. Dazu gehört für Jaki, der auch lange Leiter der Ambulanzhubschrauberstation Stuttgart am Flughafen war, häufiger als früher zu Reisen aufzubrechen. Wenn es nach ihm ginge, wäre er vermutlich die meiste Zeit im Jahr unterwegs. Doch weil er Frau, Kinder und Enkel hat, ist er dann doch nicht ganz so häufig weg, um als Reiseleiter anderen die Welt zu zeigen. Als er einst eine Reise plante, war Jaki auf einen kleinen niedersächsischen Anbieter für Studienreisen gestoßen. Nun begleitet er Gruppen vorwiegend nach Skandinavien, aber auch an völlig andere Punkte auf dem Globus, nach Südafrika etwa. Er kann die Reisen selbst organisieren. Das gefalle ihm, erzählt Jaki – zumal er für ihn neue Länder zunächst privat erkunde. Sprachprobleme kennt er nicht. „Mit Schwedisch kommen Sie in ganz Skandinavien durch.“ Jaki spricht schwedisch, englisch und hat Russischkenntnisse. Aber auch das hängt er nicht an die große Glocke.