Nach dem G8-Abi wollen viele Schüler erst mal durchatmen und um die Welt reisen – ob als Babysitter, Plantagenarbeiter oder Flüchtlingshelfer.

Stuttgart - Erst mal weit weg – danach sehnen sich viele junge Deutsche nach dem Turboabitur. Sie brechen auf in die Welt, wollen etwas bewegen – und sei es nur in sich selbst. Das Angebot für Auslandsprogramme ist riesig: Neben Work-and- travel gibt es Au-pair-Möglichkeiten und Schüleraustausch, Auslandspraktika, Studienaufenthalte und zig Freiwilligendienste. Die Einführung von G8 und der Wegfall von Zivil- und Wehrdienst, weiß Thomas Terbeck, haben den Markt beflügelt. Sein Bildungsberatungsdienst Weltweiser veranstaltet nicht nur bundesweit die Jugendbildungsmesse, sondern versteht sich als Ratgeber.

 

Geliebtes Work-and-travel

„In allen Bundesländern mit G8 verzeichneten wir einen Rückgang beim Schüleraustausch. Dafür ist die Nachfrage für die 18-plus-Programme enorm gestiegen“, sagt Terbeck. Für G8er, die schon mit 17 ihr Abitur machen, kann die Suche problematisch werden: Für viele Austauschprogramme ist die Volljährigkeit Voraussetzung. Sein Tipp: Schüleraustausch nach dem Abitur.

Bei den volljährigen Abiturienten ist das Work-and-travel-Programm beliebt. Das geht aus einer Befragung der Initiative Auslandszeit hervor, einem Zusammenschluss verschiedener Fachportale. Von den 2234 jungen Reisenden im Jahr 2017 wollten 43,9 Prozent nach dem Auslandsjahr ein Studium aufnehmen. Hauptziele sind Australien und Neuseeland, da es neben einem reichhaltigen Jobangebot vor Ort auch keine begrenzte Anzahl an Visa gibt.

Arbeiten mit Sinn

Ob Schildkröten retten auf den Galapagosinseln oder Kinderbetreuung im afrikanischen Slum: Viele sind auch bereit, für das Arbeiten mit Sinn zu bezahlen. Beliebt sind Schwellenländer in Südamerika, Afrika und Asien. Zig Institutionen bieten eine Vielfalt von Freiwilligendiensten an. Der Bildungsberater unterscheidet nicht zwischen gut und schlecht, sondern zwischen günstig und teuer: Der staatlich geförderte Dienst bereitet mit interkulturellem Training auf die anstehende Aufgabe vor und finanziert den Aufenthalt teilweise ganz. Die Plätze sind extrem begehrt und limitiert. Die Folge: Kommerzielle Anbieter machen Freiwilligenarbeit jenseits von geförderten Diensten möglich. Aber mehrere Tausend Euro zahlen, um zu arbeiten? „Diese Kritik hören wir oft“, erwidert Weltweiser-Gründer Terbeck. Für ihn ist klar: Die Arbeit nutzt auch den Jugendlichen selbst. „Man darf die Wirkung der Freiwilligen im Zielland nicht überbewerten.“ Daher seien die Programmkosten legitim.

Zwei Abiturienten berichten

Wie erleben junge Deutschen selbst ihre Zeit im Ausland? Zwei Abiturienten berichten: Während Nikos Chatzivasiliadis für Work-and-travel in Australien entschieden hat, erzählt die Rückkehrerin Hanna Berger von ihrem staatlich geförderten internationalen Jugendfreiwilligendienst mit Geflüchteten in Italien.