In einer Serie blicken wir über verschiedene Gartenzäune. Heute: der Blumengarten von Christine Sterzer. Im Frühjahr versinkt sie in einem Blumenmeer.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Stuttgart-Vaihingen - Wer den Vorgarten von Christine Sterzer betritt, dem weht der üppig-süße Duft ihres lila blühenden Phloxes in die Nase. „Dabei ist der fast schon verblüht“, sagt sie. „Ich werde ihn nachher abschneiden, vielleicht blüht er noch mal auf.“ Ihr Garten ist Christine Sterzers Reich. Während sie die knapp 600 Quadratmeter Grünfläche durchschreitet und ihre Blumen zeigt, greift sie gleich zur Gartenschere und schnippelt hier ein bisschen, zupft da ein wenig. „Ich kann nicht rausgehen, ohne was zu tun“, sagt die 77-Jährige und lacht.

 

Seit ihrer Hochzeit 1962 wohnt Christine Sterzer in dem Haus ihrer Schwiegereltern in Vaihingen. Eine Blume wächst sogar noch heute im Garten, die ihre Schwiegermutter einst gepflanzt hat: die Kaiserkrone. Christine Sterzer nennt es ihre „Hausblume“. Dabei hatte der Garten in den Nachkriegsjahren weniger eine dekorative als eine nützliche Funktion: „Der Garten war damals lebensnotwendig. Meine Schwiegermutter hat viel Gemüse angebaut“, erzählt sie. In einem Teil des Gartens erntet sie auch heute noch Tomaten, Gurken und Co., ihr ein und alles sind aber die Blumen. „Im Frühling ist es ein Traum, da habe ich hier ein Blumenmeer“, erzählt sie stolz. Sie kennt sogar Leute, die jedes Frühjahr aus Musberg anreisen, um sich ihren Garten anzuschauen.

Im Mai ist die blaue Phase

Das Blumenjahr beginnt in Christine Sterzers Garten mit Winterlingen, Krokussen und Schneeglöckchen. Danach folgen Bauernbübchen, Szilla und Christrosen, später Schwertlilien und – normalerweise – Glyzinien. „Die haben aber erst jetzt geblüht, das ist im Frühjahr alles abgefroren.“ Den Mai nennt die Hobbygärtnerin die blaue Phase, wenn Akelei und Zierlauch aufblühen und den Garten in ein kräftiges Blau tauchen. Später kommen Pfingstrosen, Margeriten, Rosen und Hortensien zur Blüte. Inzwischen sind die ersten Herbstblumen aufgeblüht: Astern, Herbstanemonen, Sonnenhüte und Goldruten.

Die 77-Jährige liebt es, den Ablauf der Jahreszeiten in ihrem Garten zu verfolgen: „Ich warte immer schon drauf, was als Nächstes kommt.“ Allmählich endet aber die üppige Blumenzeit. Doch nach dem Blühen ist vor dem Blühen: „Wenn man im Herbst das Beet umgräbt, dann sieht man an den Zwiebeln, dass die Frühblüher schon in den Startlöchern sind“, sagt die Frau mit dem grünen Daumen. „Die sind dann schon angekeimt.“ Etwa drei Stunden verbringt die ehemalige Vorsitzende der Sängervereinigung Vaihingen jeden Tag in ihrem Garten. Obwohl er viel Arbeit bedeutet, möchte ihn die 77-Jährige nicht missen. „Ich kann es mir ohne Garten nicht vorstellen. Der tut mir so gut, ich kann mich richtig erholen dabei“, sagt sie. Die frische Luft und die viele Bewegung ersetzten ihr den Besuch im Fitness-Studio.

Unkraut als Salat

Ihr Lieblingsplatz ist unter einem Birnbaum, von wo aus sie Vögel wie Blutspechte, Amseln, Kohlmeisen, Blaumeisen, Rotkehlchen oder Rotschwänzchen beobachten kann. Als ein wenig mühsam empfindet sie den Kampf gegen das Unkraut. Gift zu spritzen kommt für sie nicht infrage, daher heißt es hacken, hacken, hacken. „Im Frühjahr denkt man noch, wie schön der Garten ist. Aber im April fängt der Giersch dann wieder an zu sprießen.“ Ist sie verreist oder kann aus gesundheitlichen Gründen kein Unkraut jäten, „dann kriegt man das nicht mehr in den Griff“. Einmal habe sie den Giersch geerntet und in den Salat untergemischt. Besonders lecker sei das aber nicht gewesen. Um den Arbeitsaufwand zu reduzieren, will sie künftig etwas weniger Gemüse anbauen. Die Blumen aber, die bleiben auf alle Fälle.