Der Standort auf der Schillerhöhe verändert sich. Wie das Zentrum für Lungen- und Bronchialkranke künftig genutzt wird, ist noch unklar.

Gerlingen - Tuberkulose hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur hoch ansteckenden Volkskrankheit entwickelt. Die wenigen Lungenheilstätten landesweit reichten nicht aus – die Landesversicherungsanstalt reagierte und kaufte einen brachliegenden Rohbau auf der Gerlinger Schillerhöhe. Was einst eine Nazi-Kaderschmiede werden sollte, eine Gebietsführerschule, war nie fertig geworden, weil der nationalsozialistischen Regierung das Geld ausgegangen war. 1953 wurde die Lungenheilstätte eingerichtet. Die Anwohner machten einen großen Bogen um das Areal, es war ihnen suspekt. Für die Patienten indes gab es kaum eine besseren Ort zur Genesung. Sie waren umgeben von bester Waldluft zum Atmen.

 

Wirken in der Abgeschiedenheit

Doch nicht nur für die Patienten war der Ort ideal, wie sich später herausstellen sollte. Auch die Ärzte schätzten das Wirken in der vergleichsweise kleinen Gemeinschaft. Tuberkulose wurde mit der steigenden Lebensqualität seltener, das Sanatorium wurde später nicht mehr mit derselben Dringlichkeit benötigt – auf der Schillerhöhe wurde die Thoraxchirurgie etabliert; Diagnose und Therapie von Lungenkrebs gewannen zunehmend an Bedeutung. Die Tuberkuloseheilstätte, die sie offiziell immer noch war, wurde zum Zentrum für Lungen- und Bronchialkranke. 1987 fand hier die europaweit erste einseitige Lungentransplantation statt. Vor vier Jahren nutzten die Ärzte dann als Erste in Deutschland eine 3-D-Kamera bei Eingriffen an der Lunge.

Standort ist nicht mehr selbstständig

Seit 2006 gehört das Haus als einer von drei Standorten zum Robert-Bosch-Krankenhaus. Das Ende des Herzstücks des Zentrums für Lungen- und Bronchialkranke auf der Schillerhöhe ist inzwischen besiegelt: In wenigen Jahren werden im Operationssaal die Lichter ausgehen. „Wir sprechen frühestens 2024 von einer Verlagerung“, sagte der medizinische Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses, Mark Dominik Alscher bei Bekanntwerden der Pläne zu Beginn des Jahres. Zur Nachnutzung der Klinik würden derzeit Optionen zu möglichen neuen Betriebskonzepten und –organisationen ausgearbeitet. „Wir sind stark an einer Nachnutzung im Gesundheitssektor interessiert“, sagt Alscher. Dafür befinde man sich im engem Austausch mit der Robert Bosch GmbH, den Schmieder-Kliniken, der Stadt und der Deutschen Rentenversicherung.