Andy Holzer ist der einzige blinde Profi-Bergsteiger Europas. Im Mai will er auf dem Gipfel des Mount Everest stehen. Wir begleiten ihn mit einer Serie bei seiner Vorbereitung und beim Weg hinauf in eisige Höhen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Mount Everest - 1. Mai 2017 – 28. Tag der Expedition des „Blind Climber“ Andy Holzer und seines Teams auf den Mount Everest.

 

Warme Füße in der Todeszone

„Alle Mitglieder unseres Teams haben sehr viel Erfahrung und auch anspruchsvolle eisige Berge erfolgreich bestiegen“, schreibt Andy Holzer in seinem täglichen Blog. Für Achttausender seien sie mit speziell wärmegedämmten Expeditionsschuhe inklusive mit Schuhheizungssystemen ausgestattet. Auch die Steigeisen müssten auf Grund der Übergröße der Außenschuhe des mehrwandigen Expeditionsschuhs viel größer sein als normal.

Kommunikation via Ceecoach

Überlebenswichtig sei auch der Ceecoach, schreibt er weiter. „Dieses ausgeklügelte Kommunikationsgerät verbindet via Bluetooth zwei oder mehr Personen als Gegensprechanlage. Das winzige Gerät steckt man in die Jackentasche und daran werden Kopfhörer und ein Mikro angeschlossen.“ So könne man ohne eine Taste während des Kletterns zu betätigen untereinander im „Vollduplex-Betrieb sprechen und hören gleichzeitig und in bester Audioquallität kommunizieren“.

„Für mich speziell in der Gipfelregion des Mount Everest, wo starker Wind zu erwarten ist, wo jeder von uns unter einer dicken Kapuze und der Sauerstoffmaske verschwindet und keiner mehr überschüssige Kraft zum Zurufen von Kommandos mehr haben wird, ist der Ceecoach ein unverzichtbares Hilfsmittel.“

Vom vorgeschobenen Basislager ist Andy Holzer und seine beiden Begleiter Wolfgang Klocker und Klemens Bichler zum Camp I auf 7000 Meter aufgebrochen. Jeder, der sich auf einen der 14 Achttausender wagt, weiß um die Gefahren. Überall am Wegesrand liegen die gefrorenen Leichen verunglückter Bergsteiger, die am Everest erfroren, abgestürzt oder an Erschöpfung gestorben sind.

Kommerzialisierung am Everest

Mit der Kommerzialisierung der Everest-Besteigungen Mitte der 1980er stieg auch die Zahl der Todesfälle rapide an. Das Jahr 1996 erlebte mit 15 Opfern die bis dahin tödlichste Klettersaison.

Am 10. und 11. Mai versuchten mehr als 30 Bergsteiger den Gipfel zu erreichen, als sie von einem plötzlichen Wetterumschwung überrascht wurden. Acht Bergsteiger, darunter drei erfahrene Expeditionsleiter, kamen dabei ums Leben. Jeder der Teilnehmer der geführten Touren hatte zuvor rund 65 000 Dollar an die Reiseveranstalter gezahlt.

1997 – Jon Krakauer: „In eisige Höhen. Das Drama am Mount Everest"

Der amerikanische Journalist und Bergsteiger Jon Krakauer, der selbst zur Adventure-Consultants-Expedition des Neuseeländers Rob Hall gehörte, veröffentlichte über dieses Drama am Everest 1997 den Tatsachenbericht „Into Thin Air: A Personal Account of the Mt. Everest Disaster („In eisigen Höhen. Das Drama am Mount Everest).

Der kasachische Bergführer Anatoli Bukrejew, der ebenfalls an der tragisch verlaufenden Tour teilnahm, schilderte seine Version der Ereignisse im Buch „The Climb – Tragic Ambitions on Everest“ („Der Gipfel: Tragödie am Mount Everest“).

Bukrejew starb am 25. Dezember 1997 bei einem Lawinenunglück an der Annapurna (8091 Meter). Auf Krakauers Buch beruht auch der US-Fernsehfilm „In eisige Höhen – Sterben am Mount Everest“ aus dem Jahr 1997.

2015: „Everest"

2015 kam der Film „Everest“ in die Kinos, der den Überlebenskampf der Bergführer Rob Hall und Scott Fischer sowie ihrer beiden Kletterteams thematisiert. 21 Jahre nach dem Tod der acht Bergsteiger liegen ihre Leichen noch immer im Permafrost des Everest.