Bei Formula-Diäten ersetzen Pulver mit allen wichtigen Nährstoffen als Shakes die Mahlzeiten. In der Frage, ob Bikini-Notfallplan oder Langzeit-Gewichtsreduktion, entscheidet sich unsere Testerin für einen Kompromiss: 14 Tage Diät mit Almased.
Stuttgart - Formuladiäten sind umstritten, wie im Grunde alle Diäten, die einen schnellen Gewichtsverlust ohne Hungergefühl versprechen. Auch bei meinem zweiwöchigen Selbstversuch geschah kein Wunder, aber immerhin gab es einen kleinen Erfolg. Unter einer Formuladiät versteht man Produkte wie Herbalife, Optifast oder Almased. Meist handelt es sich um Pulver, die mit Wasser oder Milch angerührt werden und über einen kurzen Zeitraum als alleinige Nahrung genommen werden. Nach der Anfangsphase werden dann nur noch eine oder zwei Mahlzeiten damit ersetzt. Die Fertigpulver enthalten gesetzlich vorgeschriebene Mengen der wichtigsten Nährstoffe und müssen – sofern sie eine Zeit lang als alleiniges Nahrungsmittel verwendet werden – mit dem Warnhinweis „darf ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Wochen verwendet werden“ versehen sein.
Meist handelt es sich um Shakes. Es gibt sie in verschiedenen Zusammensetzungen und Geschmacksrichtungen. Ich entscheide mich für Almased, für die jeden Tag vor der Tagesschau im Ersten geworben wird. Dann trinkt eine Dame mit geschätzter Konfektionsgröße 32 diesen Shake. Wenn eine Frau eine Diät machen will, trägt sie doch mindestens Größe 38. Aber egal.
Das Almased-Pulver schmeckt tatsächlich ganz okay, ein bisschen nach Honig, der auch tatsächlich enthalten ist, und insgesamt eher süß. Der fertige Shake hat bei einer Zubereitung mit 200 Milliliter Wasser, einem Schuss fettarmer Milch sowie dem empfohlenen Teelöffel Öl mit möglichst mehrfach ungesättigten Fettsäuren eine sämige Konsistenz. Wer noch eine leichte Schokonote hineinmischen möchte, kann eine kleine Menge reines, ungesüßtes Kakaopulver verwenden. In einschlägigen Foren im Internet finden sich zahlreiche Tipps von Anwendern, denen der pure Almased-Geschmack auf Dauer zu eintönig wird. Dort werden auch Flüssiggewürze in den Geschmacksrichtungen Ingwer-Zitronengras empfohlen. Das könnte passen, probiert habe ich es aber nicht.
Erstaunlich viele Variationen sind mit dem Pulver möglich. Ich war in den 14 Tagen des Selbstversuchs nicht experimentierfreudig und habe den Drink wahlweise mit oder ohne einen halben Teelöffel Kakaopulver zu mir genommen. Wie es mir in dieser Zeit mit dem Pulver ging?
Ernährungsphysiologisch ist das Pulver in Ordnung
Bereits nach wenigen Tagen merke ich: einen Shake statt einer Mahlzeit aus fester Nahrung – das halte ich nicht lange durch. Ernährungsphysiologisch sind die anzurührenden Pulver absolut in Ordnung. Sie unterliegen auch strengen Kontrollen. Allerdings ist diese Art der Diät eintönig, und bei längerer Dauer ist Frust programmiert. Vielleicht hört man deshalb so oft, dass Formuladiäten abgebrochen werden. Zwar verliert man schneller ein paar Kilo, für die dauerhafte Umstellung der Ernährung hat man aber nichts dazugelernt.
Der Kommentar einer Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) lautet: „Damit hat man nur Zeit verloren. Mit einer dauerhaften Umstellung der Lebensweise und Ernährung wäre man jetzt schon genau so viele Wochen weiter, wie man Zeit für die Pulverdiät vergeudet hat.“ Als Faustregel empfiehlt die DGE: pro Monat kann man ruhig ein bis zwei Kilo abnehmen, wenn man insgesamt ungefähr zehn Kilo loswerden möchte. Ein bisschen Geduld ist einfach notwendig. Ist man stark übergewichtig, dürfen zu Beginn die Pfunde auch schneller purzeln. Hier sagt die DGE sogar offiziell, dass in diesen Fällen – aber nur für den Start – Formuladäten sinnvoll sein können. Für den nachhaltigen Erfolg aber gelte es immer, seinen Lebensstil umzustellen.
Dazu gehört, sich mehr zu bewegen, Stress zu vermeiden, seine Nahrung dem tatsächlichen Energieverbrauch anzugleichen und sich im Zweifel auch professionelle Hilfe zu suchen. Ob man dann lieber für sich alleine einen Ernährungsberater sucht oder sich einer Gruppe anschließt, das ist eine sehr individuelle Entscheidung.
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Bisher erschienen in der StZ-Serie „Klug abnehmen“: „Heilfasten als Schritt in ein gesünderes Leben“ und „Saftige Steaks sind bei dieser Diät erlaubt“
Mein Diät-Tagebuch
Tag eins: Am Abend des ersten Tages fordert die Familie bereits: „Wenn das so weitergeht mit deiner Laune, dann fang bitte wieder an zu essen.“ Der Tochter drohe ich wegen einer Kleinigkeit mit Taschengeldentzug und den Sohn fordere ich auf, nicht so viel Salami zu essen.
Tag zwei: Ein Kaffee muss sein. Ohne Zucker, versteht sich. Danach der erste Drink, dazu ein Pulvergemisch in Mineralwasser. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Pulver unnötig, aber es schadet auch nicht. Um zehn Uhr leichter Hunger, begleitet von Kopfschmerzen. Mehr trinken! Was großartig ist: statt Mittagessen ein Spaziergang am See, in der Sonne. Der Kollege frotzelt: „Na, jetzt hast du Hunger nach dem Spaziergang, oder?“ Am Abend der Härtetest: die Kinder haben sich Wraps gewünscht. Hähnchenstreifen anbraten, Dip anrühren, Karotten, Gurke und Paprika schnippeln. Ich sage: „Am liebsten würde ich ein Stückchen Fleisch probieren.“ Mein Mann hält mir sofort die Schüssel hin und sagt: „Dann nimm eins.“
Tag drei: Erst Kaffee, dann Almased und das Säure-Basen-Gedöns. Tagsüber Mineralwasser, Tee, Gemüsesaft (der lässt sich im Tetrapack besser transportieren als eine Gemüsebrühe). Der Magen knurrt. Beim Abendessen sagt die Tochter: „Mama, ich wünsche mir, dass du wieder isst.“ Tag vier: Ein Tag voller Termine. Immerhin darf ich ab heute mittags etwas Leichtes essen. Aber wie treibt man im Tagungszentrum eine gesunde Mittagsmahlzeit auf?
Tag fünf: 1,2 Kilo leichter als am Morgen von Tag eins. Immerhin, das motiviert. Es ist Wochenende, und ich kann mir Fisch dünsten, dazu ein paar Tomaten, Zwiebeln und Gewürze.
Tage sechs und sieben: Ich genehmige mir einen Naturjoghurt. Zwei Mahlzeiten ersetze ich mit dem Shake. Die Aussicht, dass es bald nur noch eine Mahlzeit ist, hindert mich daran, aufzugeben.
Tag acht: Es gibt nur ein Mittagessen im Angebot: Huhn in fettiger Currysahnesoße mit Reis. Es liegt wie ein Klumpen im Magen – über Stunden. War ja auch nicht erlaubt.
Tage neun bis vierzehn: 1,7 Kilo weniger. Was würde ich ohne digitale Waage machen? Den Erfolg in 100-Gramm-Schritten zu beobachten motiviert irgendwie. An den Tagen elf bis vierzehn passiert nicht mehr viel. Am Ende sind es 1,9 Kilo, und der Urlaub steht bevor. Nach sieben Tagen mit Schnitzel und Pommes, Gulaschsuppe, Käsefondue und Kaiserschmarrn zeigt die Waage nur 400 Gramm mehr an.