Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Viele verbinden mit dieser Phase auch Diäten. In einer Serie stellen wir aus diesem Anlass verschiedene Diät-Formen mit ihren Vor- und Nachteile vor. Heilfasten ist zwar streng genommen keine Diät, aber durchaus als Einstieg in eine gesündere Lebensweise geeignet – wenn man einige Punkte beachtet.

Stuttgart - Viele Menschen starten am Aschermittwoch in die Fastenzeit und machen sich Gedanken über eine gesündere Ernährungsweise. Nicht zuletzt verbinden viele die Fastenzeit mit Diäten, um zu Frühlingsbeginn überflüssige Pfunde loszuwerden. Für die StZ ist das ein Anlass, in einer siebenteiligen Serie verschiedene Diätformen mit deren Vor- und Nachteilen vorzustellen. Den Auftakt macht dem Anlass entsprechend das Heilfasten – auch wenn das streng genommen keine Diät ist. Wer aber einige Punkte beachtet und ansonsten gesund ist, kann es durchaus als Startschuss für eine gesündere Lebensweise nutzen.

 

Bei den meisten Fastenarten geht es darum, eine Woche lang auf feste Nahrung zu verzichten und nur Tee, Wasser, Säfte oder Gemüsebrühe zu trinken – je nach Art des Fastens (siehe 2. Seite). Menschen, die das erste Mal fasten oder Personen mit Gesundheitsproblemen sollten zunächst mit einem erfahrenen Arzt sprechen, empfehlen Experten. Denn beim Fasten reagiert der Körper anders als unter normalen Nahrungsbedingungen: Medikamente wirken stärker oder schwächer. Patienten mit Blutdruckproblemen müssen damit rechnen, dass dieser sinkt, und ihre Bluthochdruckmittel entsprechend anpassen.

Diabetiker sollen nicht fasten

Der Spiegel der Harnsäure im Blut steigt beim Fasten, daher müssen Personen mit Gicht zu anderen Arzneimitteln greifen als normalerweise. Auch Diabetikern wird das Fasten nicht empfohlen. Schon Personen mit einem normalen Blutzuckerspiegel können beim Fasten in Unterzucker geraten, was sich in Zittern, Schwitzen oder unerklärlicher Unruhe äußern kann.

Der richtige Einstieg macht den kompletten Nahrungsverzicht einfacher: Fastenexperten empfehlen einen oder zwei Entlastungstage, an dem der Betreffende leicht verdauliche Nahrungsmittel wie Obst oder Joghurt essen soll. Danach folgt die Entleerung des Dickdarms. Das kann man entweder mit einem Einlauf herbeiführen oder mit einer Dosis in Wasser aufgelöstem Bittersalz. Während der Fastentage ist es wichtig, viel zu trinken. Damit wird sichergestellt, dass die Abbaustoffe des Gewebes auch tatsächlich ausgeschieden werden können.

Beim Fasten verliert der Körper zwar schnell an Gewicht, doch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erklärt: „Als Maßnahme für die Gewichtsreduktion wird das Heilfasten nicht eingeordnet.“ Im Gegenteil, nach dem Fasten könne der sogenannte Jojo-Effekt eintreten. So nennt man die wiederkehrenden Pfunde nach dem Abnehmen, weil sich der Stoffwechsel des Körpers umgestellt hat und sich mehr Fettvorräte zulegt als zuvor. Wer wirklich und dauerhaft abnehmen möchte, muss seine Ernährung und seinen Lebensstil endgültig umstellen, raten die Ernährungswissenschaftler der DGE. Dazu gehört ausgewogen zu essen, sich ausreichend zu bewegen und mit Alkohol maßvoll umzugehen: „Eine vollwertige Ernährung sowie 30 bis 60 Minuten Bewegung am Tag gehören zusammen und helfen, das Gewicht zu regulieren.“ Die DGE sieht im Heilfasten allerdings eine Möglichkeit, in diesen Wechsel des Lebensstils einzusteigen.

Der Nahrungsentzug führt im Körper zunächst einmal nur zu: Hunger. Damit wird gewissermaßen das Programm aus der Steinzeit aktiviert und auf Hungerstoffwechsel umgestellt. Es wird so wenig Energie wie möglich verbraucht. Der Blutdruck sinkt, der Körper wird entwässert. Die Fettdepots werden zuerst geleert, dann folgt die Energiegewinnung durch Eiweiß. Dies bedeutet, dass beim Fasten auch Muskeln reduziert werden. Wenn im Körper zwar die Fettverbrennung zur Energiegewinnung läuft, der Nachschub von Kohlenhydraten in Form von Zucker oder Stärke aber fehlt, entstehen bei der Fettverbrennung große Mengen sogenannter Ketosäuren. Diese Ersatzkohlenhydrate machen dem Körper die Energieversorgung möglich, lassen den Betroffenen aber mitunter unangenehm nach Aceton riechen. Diese sauer reagierenden Moleküle können den Stoffwechsel durcheinander bringen, wenn es die Niere nicht schafft, die Produkte auszuscheiden. Das kann sich auch psychisch in einer Fastenkrise auswirken. Dagegen helfen basische Mineralien. Diese neutralisieren die Stoffwechselprodukte, so dass sie besser ausgeschieden werden können. Doch meist beschreiben Fastende kein Tief, sondern vielmehr eine euphorisierende Wirkung, die nach einigen Tagen einsetzt. Man fühle sich frei, beschwingt und gut gelaunt. Das liegt an der Ausschüttung körpereigener, stimulierender Botenstoffe in Zeiten der Not.

Entschlacken ist ein Mythos

Viele Menschen, die sich für eine Fastenkur entscheiden, möchten ihren Körper entschlacken. Unter Schlacken verstehen sie dabei lästige Abfallprodukte des Stoffwechsels, die sich im Körper ablagern und dort diverse Probleme hervorrufen: Rheuma, Arthritis, Kopfschmerzen. Es gibt kaum eine Erkrankung, die nicht mit den vermeintlichen Schlacken im Körper in Zusammenhang gebracht wird. Wissenschaftlich ist dies allerdings nicht zu erklären, denn es gibt keinen einzigen fundierten Nachweis für derartige Ablagerungen. Die DGE fasst dies zusammen: „Im Stoffwechsel des Menschen fallen keine Schlackenstoffe an. Der Organismus scheidet die Endprodukte des Stoffwechsels über Niere, Darm, Lunge oder Haut aus.“

Der Mythos des Entschlackens stammt aus den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von dem Arzt Otto Buchinger. Er verglich den Darm mit einem Ofenrohr, das von Zeit zu Zeit gründlich von seinen Schlacken gereinigt werden müsse. Dieses Bild stimmt allerdings nicht. Der Darm ist kein steifes Ofenrohr, sondern vielmehr ein sich ständig bewegendes Organ. Bestimmte Zellen im Darm bilden Schleim, damit die Nahrung gut hindurchgleiten kann. Die Zellen der Zellwand erneuern sich stets und an der Darmwand findet ein permanenter Stoffaustausch statt. In einem derart dynamischen Gefüge kann sich nichts absetzen. Als Schlacken werden oft einfach auch schädliche Abfallprodukte genannt, die man mit dem Fasten loswerden können. Doch auch hier erklärt die DGE, dass ein gesunder Körper alle nicht verwertbaren Produkte ausscheidet.

Den Ausstieg vorsichtig angehen

Das Ende des Fastens will gut geplant sein, denn hier passieren die meisten Fehler, und der Körper hat schwer zu daran zu arbeiten. Manche Menschen essen zum Abschluss zu schnell und zu viel. Das verträgt das Verdauungssystem nach der Zeit der Enthaltsamkeit nicht, und schwere Bauchkoliken sind die Folge. In der Zusammensetzung der Kost während der Aufbauphase unterscheiden sich die großen Richtungen des Fastens: Es gibt wahlweise Rohkost und Frischkornbrei oder auch Kartoffeln und gedünstete Karotten oder Reis und Quark.

(Die Serie setzen wir kommenden Mittwoch, 25. März, mit einem Beitrag zur Low-carb-Diät fort.)

Verschiedene Formen des Heilfastens

Fasten nach Buchinger
Das ist die bekannteste Methode. Sie wurde von dem Arzt Otto Buchinger entwickelt. Am Beginn des Fastens steht die Darmentleerung, auch Darmreinigung genannt. Während der Fastenzeit gibt es einmal am Tag einen Frucht- oder Gemüsesaft und einmal eine Gemüsebrühe. Damit werden Vitamine und Mineralstoffe zugeführt. Kräutertee und Wasser sollen möglichst viel getrunken werden. Gibt es Probleme mit dem Kreislauf, soll ein Löffel Honig helfen.

Fasten nach F.X. Mayr
Bei dieser Form des Fastens spricht man vom modifizierten Fasten. Dabei gibt es täglich eine spezielle Kost aus drei Semmeln und einem viertel bis halben Liter Milch. Die einfachen Semmeln aus Weiß- oder Dinkelmehl sollen die Verdauung kaum in Anspruch nehmen. Die Milch soll Nährstoffe spenden. Oberstes Gebot bei Mayr ist das langsame Kauen der kleinen Bissen. So wird der Speichelfluss angeregt und man fühlt sich früher satt.

Andere Formen
Beim Basenfasten sind basenbildende Nahrungsmittel erlaubt, um den Körper zu entsäuern. Vor allem frisches Obst und Gemüse wird gegessen, während Fisch, Fleisch, Eier, Milchprodukte und schwarzer Tee auf der Streichliste stehen. Beim Molkefasten sind Molke, Milchzucker und Milchsäure erlaubt, die positiv auf die Darmflora wirken. Beim Saft- oder Teefasten werden Säfte oder Tees getrunken. Darüber hinaus gibt es zahllose weitere Formen des Fastens.