Der östliche Eingang in die Göppinger Innenstadt hat ihr Gesicht im Laufe der Jahrzehnte gewaltig verändert. Erhalten geblieben ist die Villa Mauch. Einst war das Haus eine Kunstgärtnerei. Heute dient es als Seniorentreff.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Drumherum ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Wo einst die Göppinger Firma Speiser und der Gasthof Deutscher Kaiser standen, tummeln sich heutzutage Einkaufswütige. Und auf dem früheren Oel-Schneider-Areal thront längst der Volksbank-Rundling. An der Ecke von Post- und Hohenstaufenstraße ist fast nur noch die Villa Mauch als Solitär und und als Reminiszenz an das 19. Jahrhundert übrig geblieben.

 

In den Jahren 1861 und 1862 hatte der Apotheker Carl Mauch, der als „Vater der Göppinger Homöopathie“ gilt, das Haus erbauen lassen. Bereits seinerzeit war das repräsentative Gebäude aufgrund des eigentlich überkommenen Fachwerkstils ein Hingucker – damals eher bei den Spaziergängern, jetzt bei den Autofahrern an dem viel frequentierten Verkehrsknotenpunkt. Mauch hatte die Villa zum Zentrum seiner Kunstgärtnerei gemacht. Sein Neffe, Professor Friedrich Mauch, richtete später im Gartenhäuschen an der Westseite des Anwesens ein homöopathisches Offizin ein.

Während dieser Anbau inzwischen verschwunden ist, gibt es die Mauch’sche Apotheke in der Kirchstraße immer noch. Allerdings in stark veränderter Form: seit mehr als 30 Jahren hat dort die Kultkneipe d’Apothek ihre Heimat. Und auch die Villa Mauch selbst ist längst kein Wohnhaus mehr, hatte zwischenzeitlich sogar einen anderen Namen erhalten, was wiederum mit einem späteren Besitzer zu tun hatte.

1932 erwarb der in der Hohenstaufenstadt hochgeschätzte Arzt Arndt Wilhelm das Haus, um sich dort eine Praxis einzurichten. Sein Name stand daher auch Pate für das „Haus Wilhelm“ und nicht, wie gemeinhin angenommen wird, die direkt benachbarte Alten- und Pflegeeinrichtung Wilhelmshilfe. Dass dieser Zusammenhang hergestellt wird, liegt aber womöglich nicht zuletzt an der späteren Nutzung der Mauch’schen Villa, die 1988 von der Stadt erworben und als Seniorentreff betrieben wurde. Zudem war dort zeitweilig ein Kindergarten untergebracht.

Im Jahr 2008 wollte die Verwaltung das Haus, in dem etliche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden mussten, dann verkaufen. Dagegen jedoch regte sich Widerstand, der in die Gründung des Vereins Mauch’sche Villa mündete. Dieser hat sich bis heute zwei Zielen verschrieben. Zum einen will man den Treffpunkt für Senioren nicht nur dauerhaft erhalten, sondern mit zahlreichen Angeboten zu einem Forum für Jedermann machen. Zum zweiten sollten Sponsoren und Förderer gefunden werden, die das Gebäude sanieren und somit das Sterben der Villa Mauch verhindern.

An beiden Zielen wurde erfolgreich gearbeitet. Die beiden unteren Etagen hat der Verein bereits von der Stadt übernommen. Und das Programm der Mauch’schen Villa wird von Jahr zu Jahr vielseitiger.