Für unsere Serie „Mein Hobby – dein Hobby haben wir Manfred Sejnoha aus Stuttgart-Möhringen getroffen. Er liebt das Angeln. Dafür bastelt er sogar eigne Köder. Und er tut noch so einiges mehr...

Möhringen - Bereits in den 1980er Jahren griff Manfred Sejnoha das erste Mal zu einer Angelrute. „Ein Freund von mir wollte wegen einer Bestellung 40 Forellen fangen und brauchte Hilfe“, sagt Sejnoha. Deshalb fuhren die beiden Männer nach Bad Urach zu einem Teich, der auch Laien das Angeln ermöglichte. Der Teichbesitzer half damals noch beim Ausnehmen der Fische. Heute muss jeder Angler wissen, wie man die Tiere zerlegt. Das ist eine der Voraussetzungen, um einen Angelschein zu bekommen.

 

Schon nach dem ersten Ausflug hat es den 64-Jährigen gepackt: „Männer sind einfach Jäger“, sagt Sejnoha und lacht. Tatsächlich empfindet er aber das Töten der Tiere nach all den Jahren immer noch als schlimm. Laut Gesetz müssen Fische von einer bestimmten Größe an aus dem Wasser gezogen und anschließend möglichst schnell und schmerzfrei getötet werden. Sind sie zu klein, dürfen sie zurück ins Wasser.

Die Zeit in der Natur zählt

„Ich gebe aber allen eine Chance“, sagt der 64-Jährige, der am liebsten am Riedsee oder auch am Probstsee angelt. Da die „Catch-and-Release“-Regel nicht für große Fische gilt, schummelt er manchmal und biegt den Haken an seinem Köder um, sodass sich die Fische nicht mit ihrem Gaumen verhaken und loslassen können. „Es geht mir nicht ums Töten“, erklärt Sejnoha. Deshalb verabscheut er auch Anglerwettbewerbe, bei denen derjenige gewinnt, der die meisten Fische oder das größte Gewicht aus einem Teich ziehen konnte. „Das hat dann wenig mit dem eigentlichen Sinn des Hobbys zu tun.“

Für den Rentner zählen vielmehr, die Zeit in der Natur, ohne Stress auf den ersten Fang des Tages warten, die Ruhe morgens um 5 Uhr und die schönen Erlebnisse am Angelteich. „Dort gibt es keine Abgase, und man kann herrlich sehen, wie alles um einen herum erwacht“, sagt Sejnoha. Das sei es schließlich, was man den Leuten von seinem Hobby Nahe bringen müsse. Denn gelegentlich komme es schon mal vor, dass Passanten ihn ansprechen, um seine Angelei zu verurteilen. „Denen sage ich immer, Schnitzel wachsen ja auch nicht auf den Bäumen“, sagt Sejnoha und lacht.

Mit den gefangenen Fischen experimentiert der Angler auch in der Zubereitung. Statt wie viele nur Forelle blau zu essen, wirft er öfter mal den Grill an. Oder den Räucherofen. Vor einigen Jahren, so der 64-Jährige, habe er seine Bekannten im Anglerverein Möhringen gefragt, ob jemand ein gutes Rezept für geräucherten Karpfen habe. Als ihm keiner weiterhelfen konnte, probierte er es einfach selbst aus. „Und geräucherter Karpfen schmeckt tatsächlich verdammt gut“, sagt Sejnoha stolz. Selbst seine bei Fischgerichten etwas kritische Mutter sei begeistert gewesen.

Die Bissspuren sind wie eine Trophäe

Damit das Fangen der Fische gut gelingt, bastelt Manfred Sejnoha regelmäßig seine eigenen kleinen Köder aus Holz. Da viele Fische im Riedsee Sichtjäger sind, müssen die Köder dementsprechend auffällig sein. Neben einer kleinen Airbrush-Pistole für die bunte Färbung greift der gelernte Maler zu Glitzerfolie aus dem Bastelbedarf.

Ein besonders reich verziertes Exemplar ist Sejnoha so allerdings schon nach den ersten zwei Minuten abhanden gekommen: „Dem Hecht, auch einem Sichtjäger, hat mein glitzernder Köder wirklich gut gefallen“, erzählt der Hobby-Angler. Überhaupt seien die Bissspuren an den selbst gebastelten Ködern irgendwie eine Art Trophäe: „Daran kann man erkennen, dass der Köder bei den Fischen gut ankommt.“ Für Manfred Sejnoha steht fest: „Es muss nicht das teuerste Equipment sein, um ein guter Angler zu sein.“