Nach langen Diskussionen hat Hemmingen einen Platz bekommen, an dem sich Menschen jeglichen Alters und Herkunft treffen können. Bis es soweit war, hat es aber Jahre gedauert. Und wäre ohne den Einsatz von Ralf Horwath wohl auch nie so gekommen.

Ein lauer Abend, kurz nach 18 Uhr. Ralf Horwath steht in der Hütte auf dem Familienfreizeitplatz. Seine Söhne drehen das Fleisch auf dem Grill um. Wenige Meter weiter sitzt ein Ehepaar mit einem Jungen, am unteren Ende des Geländes turnen Kinder auf der Kletterlandschaft. Genauso hat Horwath sich diesen Ort vorgestellt: ein Treffpunkt für Menschen, egal welchen Alters oder Herkunft.

 

Doch bis es soweit war, hat es bis 2012 gedauert – und Horwath viel diskutiert, geplant und schließlich organisiert. Schon vor 14 Jahren gab es die Idee für einen Freizeitplatz. Auf Antrag der SPD und der Freien Wähler beschloss der Gemeinderat das Vorhaben zwar – doch es gab weder ein Konzept noch einen geeigneten Platz.

Doch Ralf Horwath ließ nicht locker, denn vor allem Jugendliche liegen dem 45-Jährigen am Herzen. Schon früh habe er beschlossen, mit jungen Menschen zu arbeiten. Nach einer Lehre als Maler und Lackierer machte er seinen Weg über den Meister bis zum technischen Lehrer. Vor sechs Jahren wollte er deshalb dem Projekt nachhelfen mit einem Konzert unter dem Motto „Hemmingen geht uns alle an – Sommerrock im Schulpark“. Horwath war damals – nachdem er schon mit 16 Jahren dem Jugendrotkreuz beigetreten und lange Jahre Bereitschaftsleiter gewesen war –auch der zweite Vorsitzende des Roten Kreuzes und erreichte auf diesem Weg viele Hemminger. „Meine Idee war es, alle Vereine, Kirchengemeinden, Parteien, Hilfsorganisationen, Institutionen und Firmen in ein Boot zu bekommen, damit man die Sache endlich auf den Weg bringt“, sagt er. Das Fest wurde ein voller Erfolg. „Das war damals eine so große Sache, dass wir sagten: „Jetzt muss der Familienfreizeitplatz kommen“, erinnert er sich. Mit anderen gründete er die „Interessengemeinschaft (IG) Familienfreizeitplatz Hemmingen“. „Und mit Thomas Schäfer kam dann frischer Wind. Er hatte als einziger Bürgermeister-Kandidat angekündigt, die Sache voranzutreiben“, erinnert sich Horwath.

Einfach so lief das Projekt Familienfreizeitplatz dennoch nicht weiter. „Es gab viele Vorbehalte“, sagt Horwath. Bei Versammlungen hätten sich viele Anwohner kritisch geäußert, weil sie viel mehr Lärm befürchteten. Und vor allem viele Politiker „hatten Angst, einen Platz ohne soziale Kontrolle zur Verfügung zu stellen“.

Die Sorgen seien unbegründet, sagt Horwath nun zwei Jahre nach der Eröffnung des Platzes am Seedamm. „Einvernehmlich ist zu hören, dass es viel besser ist als gedacht.“ Nur einmal hat es etwa laut Horwath eine Lärmbeschwerde gegeben, der Grund waren die Geräusche von Skatern auf der Rampe. Diese erhielt wegen der Beschwerde eine Schalldämmung.

Das war zwar nur ein kleiner Kostenfaktor. Doch das Projekt ist auch so am Ende „deutlich teurer geworden als gedacht“. Nach den ersten Planungen standen Baukosten in Höhe von 140 000 Euro im Raum, 205 000 Euro sind es letztlich geworden – aber auch nur, weil auf der Zielgeraden die Pläne etwas abgespeckt worden sind. Denn zunächst waren die engagierten Bürger nur von einer Grillstelle für Jugendliche ausgegangen. Nun gibt es Sportgeräte für Senioren und auf der untersten Ebene des abschüssigen Geländes einen Spielplatz mit einem Klettergerüst, das Kinder farbig gestaltet haben. Dazu kommt eine freie Fläche für Spiele, daran anschließend der Grillbereich und zu guter Letzt ganz oben die Skateranlage. Sie soll bald einen Windschutz aus Brettern bekommen, der bei einer Sprayer-Aktion verschönert werden soll, für die noch Teilnehmer gesucht werden. Zudem soll es vielleicht auch noch die eine oder andere Sitzgelegenheit geben.

In all diese kleineren Projekte sollen Interessierte weiter eingebunden werden. „Viele Menschen haben sich schon früh verbunden gefühlt. Es war kein Problem, Begeisterung zu wecken.“ Auch nicht, als aus der IG ein Verein wurde, um für eine entsprechende Belebung zu sorgen. Im März 2012, rund drei Monate vor der Eröffnung des Familienfreizeitplatzes, wurde er mit gleich 30 Mitgliedern gegründet. „Und jetzt sind wir 100“, berichtet Horwath stolz.

Die Mitglieder können sich Spiele wie Wikingerschach oder Beachtennis bei ihm oder anderen aus dem Vorstand ausleihen. „Wir haben hier draußen schon als Verein Dinge gemacht, die toll sind“, sagt Horwath. Etwa ein Fest der Kulturen oder auch Grill-Treffen, zu denen er unter anderem in der Hemminger Facebook-Gruppe einlädt, denn alle sollen willkommen sein.

So wie zum Beispiel ein vietnamesischer Kirchenchor, der jüngst just am selben Tag grillen wollte wie Vereinsmitglieder. „Dann haben wir einfach das ganze Essen zusammengetan und lange gemeinsam gegessen und uns unterhalten. Das war einfach schön“, schwärmt Horwath.