Der Arbeitskreis Altes Rathaus Schöckingen füllt das ehemalige Museum regelmäßig mit Leben. Die Ehrenamtlichen laden nicht nur ins Café ein. Hier haben auch Künstler ihren Auftritt, die ebenso auf den großen Bühnen in Stuttgart zu sehen sind.

Ditzingen - Kaum mehr ein Platz ist frei am Dienstagnachmittag im Alten Schöckinger Rathaus. Hier wird jemand begrüßt, dort erklingt ein lautes Hallo, während eine Gruppe wenige Meter vom Eingang entfernt schon intensiv im Gespräch ist: Der Raum ist erfüllt von einer angeregten Geräuschkulisse. Es sind bestimmt mindestens 20 Schöckinger an jenem Nachmittag, die im Erdgeschoss sitzen, Kaffee trinken und Kuchen essen, während im Obergeschoss die Computer heiß laufen und sich, nur wenige Meter entfernt, die Besucher der Bibliothek die Klinke in die Hand geben.

 

Das Gebäude, das einst das Schöckinger Rathaus und später wenigstens im Erdgeschoss das Ortsmuseum war, hat sich zu einem Kulturhaus gemausert. Es ist immer noch ein Mittelpunkt des Ortes, wenn auch in anderer Form: Das Café ist zum Treffpunkt geworden für Senioren und junge Mütter, ist aber auch eine Einkehrmöglichkeit für angemeldete Wandergruppen – freilich nur dann, wenn die Ehrenamtlichen den Service auch leisten können. Die Kuchen, die dort verkauft werden, sind nämlich ausschließlich selbst gebacken. Eine Gruppe um Antje Schäfer, insgesamt 30 Bäcker und Helfer, ermöglichen das Café Woche für Woche. Mindestens genauso gefragt ist das Internetcafé, in das jeder kommen kann, der Fragen rund um Computer hat. Jeder bekommt hier bei Werner Assmann Antworten, auch auf Fragen, die man sich angesichts seiner Wissenslücken anderswo vielleicht nicht zu stellen wagt.

Lange im Voraus plant der Vorstand um den Vorsitzenden Friedrich Tappe und seiner Stellvertreterin Helga Wiesner das Kulturprogramm. Zehn große Veranstaltungen sind es im Jahr, die der Arbeitskreis in das Alte Rathaus holt. Ob es der Kabarettist Otmar Traber ist, oder Tina Häussermann, die auch im Renitenztheater in Stuttgart auftritt. Klaus Graf, der Saxofonist, der bisweilen mit den Großen der Musikszene auf der Bühne steht, ist Schöckinger und kommt immer wieder auch auf die kleine Bühne zurück – um sich hinterher über ein „wunderbares Heimspiel“ zu freuen. Der Arbeitskreis bemüht sich beständig um ein gutes, vielfältiges Programm. „Wenn man in den Kreisen drin ist“, sagt die 74-jährige Helga Wiesner, wisse man, wen man für Auftritte anfragen könne. Andererseits erhalten die Schöckinger inzwischen auch Anfragen von Künstlern, die das Ambiente und das Publikum schätzen. Bereits im September des vergangenen Jahres stand das Programm für das laufende Jahr. Gleichwohl: unter den Zuschauern sind vor allem Auswärtige. „Es ist ein wenig wie mit dem Propheten, der im eigenen Land nichts zählt“, sagt der 72-jährige Tappe. Er sagt es schmunzelnd, wenngleich schon auch ein wenig Bedauern in seiner Stimme liegt. Die Landeshauptstadt mit ihrer Programmvielfalt ist eben sehr nah.

Natürlich könnte man ein anderes Programm anbieten, etwa eines, das eine größere Bühne erforderte. Aber da ist sich der Arbeitskreis laut Wiesner einig: „Wir machen nur die Sachen, die wir hier machen können.“ Die Ehrenamtlichen wissen um den Charme, den das Alte Rathaus hat – es ist die Summe des gesamten Geschehens dort, die das Kulturhaus zu eben diesem machen. So hat der Literaturkreis der ehemaligen Bibliothekarin Ilse Alber ebenso seinen Platz wie die Kunstausstellungen. Der örtliche Maler und Grafiker Gerhard Lewandowski zeigt dort seine Werke, aber auch auswärtige Künstler, die den Raum mit dem sichtbaren Fachwerk als Ausstellungsraum nutzen.

Nicht vergessen sind, wenngleich sie an Bedeutung verloren haben, die vielen Diskussionen zwischen den Bürgerpreis-gekrönten Ehrenamtlichen und der Stadtverwaltung in der Gründungsphase. Die Schöckinger waren entschlossen, der erste Sternenmarkt fand statt, noch ehe der Arbeitskreis 2003 gegründet war. Auch die Frage der Förderung ist inzwischen geklärt, er wurde im Gemeinderat erstritten. So zielstrebig wie am Anfang sind die Ehrenamtlichen nach wie vor: „Wir wollen, dass das Haus ein Treffpunkt bleibt“, sagt Wiesner.