Vor sieben Jahren musste Peter Stritzelberger aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Bürgermeister Korntal-Münchingens räumen. Im Ruhestand hat er einen grünen Daumen entwickelt, was einige seiner politischen Gegenspieler sicher überraschen wird.

Korntal-Münchingen - Wenn die Grünen aus Korntal-Münchingen das wüssten: Alt-Bürgermeister Peter Stritzelberger hat in seinem Garten ein Biotop eingerichtet. „Tja“, sagt er und schaut zufrieden auf den Haufen aus Reisig und größeren Ästen vor sich. Als Stritzelberger vor ein paar Jahren einen Apfelbaum auf seinem Stückle in Stuttgart-Weilimdorf gefällt hatte, hatte er die Idee dazu. Nicht wegwerfen wollte er die Zweige, sondern zu einem Unterschlupf für Tiere machen. Der Plan ging auf. Ein Hase sei in den Holzhaufen gezogen. Manchmal hausten dort auch Eichhörnchen, sogar Schlangen. „Bald wollen wir es vergrößern. Dann finden noch mehr Tiere darin Platz.“ Dann werde er zoologische Führungen zu seinem Biotop anbieten, flachst er.

 

Steifer Halswirbel wirft Stritzelberger aus dem Amt

Es gebe noch einen zweiten Beleg für die grüne Ader des Peter Stritzelberger. Seit einigen Jahren mäht er nur noch die Bereiche der Wiese, die er bewirtschaftet. „Ich finde es gar nicht schön, wenn hier alles aussieht, als hätte jemand mit der Nagelschere geschnitten.“ An den Rändern blühen nun im Frühjahr die Blumen. „Das lockt Bienen an, die brauche ich ja fürs Obst“, sagt Stritzelberger.

Den Grünen in Korntal-Münchingen war er, der während seiner Zeit als Bürgermeister zwar keiner Partei angehörte, aber für die Freien Wähler im Kreistag saß, nie grün genug gewesen. „Grün ist recht, wenn man es verwirklichen kann“, findet er heute und schaut auf sein Biotop. „Aber das geht nicht immer.“

Es ist knapp sieben Jahre her, dass Peter Stritzelberger nicht mehr Bürgermeister von Korntal-Münchingen ist. „Mein letzter Arbeitstag war der 7. Juli 2007“, sagt der Diplomverwaltungswirt, ohne dass er dafür lange nachrechnen müsste. Krankheitsbedingt war er, der heute 60-Jährige, nach zwei Amtsperioden mit Anfang 50 ausgeschieden. Ein steifer Halswirbel schränkte ihn stark ein. Eigentlich hätte er auf seinem Posten in Pension gehen wollen. Mit einem Schlag war er nicht mehr der Schultes, auch sein Kreistagsmandat legte er nieder.

Zum Einkaufen fährt er heute noch nach Korntal-Münchingen

Er fürchtete sich vor dem Loch, in das man fallen kann, wenn man seinen Einsatz von 100 auf Null runterfährt. Aber dann habe sich der Übergang leichter gestaltet als gedacht. Stritzelberger baute im Seehaus Leonberg mit jugendlichen Straftätern Modelle. Statt nur sporadisch schafft er nun mehrmals in der Woche auf seinem Gütle. „Mein Vater hilft mir noch. Wir bewirtschaften elf Ar“, sagt er und rennt die Apfelbaumreihen entlang, dass man sich anstrengen muss, ihm zu folgen. „Idared, Gravensteiner, Pinova und Gala Royal“, ruft er. „Und die Träuble – fantastisch. Überhaupt nicht sauer!“

Ein weiterer Grund für seine Fitness: Mit seiner Partnerin, Nachbarin seiner Wohnung in Hemmingen, fährt er Rad und walkt. Einzig die Probleme beim Sitzen, der Grund für sein frühes Ausscheiden aus dem Beruf, die plagen ihn immer noch.

Warum verschlug es den Bürgermeister von Korntal-Münchingen nach Hemmingen? „Purer Zufall“, sagt Stritzelberger. „Ich habe natürlich vor Ort gesucht.“ Doch nirgendwo habe es Wohnungen gegeben, die seinen Vorstellungen entsprachen – mit einem kleinen Keller für sein Hobby, den Modellbau – und auch noch bezahlbar waren. Warum hat er als Bürgermeister nicht dafür gesorgt, dass in Korntal-Münchingen mehr solcher Wohnraum, den er nun suchte, entsteht? Womöglich mit Korntal-West? Stritzelberger winkt ab. Zweimal habe er es versucht. „Das war nicht gewollt“, resümiert er heute. Und dann müsse man es eben gut sein lassen.

Nun kommt er eben zum Einkaufen mehrmals in der Woche nach Korntal und Münchingen. „Mir hat die Arbeit immer unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt Stritzelberger. „Ich denke da immer noch viel dran.“ Vom politischen Leben habe er sich aber dennoch abgekoppelt. Zeitung lese er nicht. Gerne hingegen würde er das Korntal-Münchinger Amtsblatt lesen. „Aber das kann man in Hemmingen ja nicht kaufen.“ Stritzelberger hat mittlerweile auf der Bank im Gartenhäuschen Platz genommen, das auf dem Stückle steht. Er sagt, dass er es verwunderlich fände, dass es der Stadt nicht möglich sei, ihm, dem Alt-Bürgermeister, die Ausgaben zuzuschicken.

Aber aus der Politik hält er sich raus. Das ist für ein Prinzip. Er ist Privatmann. Bald sogar Opa, der erste Enkel hat sich angekündigt. Stritzelberger steht vor seinem Gartenhäuschen auf seinem Gütle. Obwohl der Tag ziemlich trübe ist und das Barometer über der Tür auch nichts Besseres verheißt, sieht er ganz zufrieden aus.