Nullzinsen machen die Vorsorge nicht einfach. Wir zeigen in unserer Serie, welche finanziellen Aspekte in welcher Lebenslage zu berücksichtigen sind. Heute: Geldanlegen für Kinder.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Kinder kosten Geld. Viele Eltern, Großeltern oder Paten möchten schon frühzeitig für den Nachwuchs sparen – sei es für Führerschein, Ausbildung, Auslandsaufenthalt oder sonstige Wünsche. Ein Biene-Maja-Schutzbrief oder eine Tip-Top-Tabaluga-Versicherung gefällig? Oder doch lieber ein Führerschein- oder Mäusekonto? Banken und Versicherungen werben schon für die Kleinsten mit vielfältigen Produkten. Doch was putzig klingt, bringt noch lange nicht die beste Rendite oder Vorsorge fürs Kind.

 

„Die entscheidende Frage ist, welches Sparmotiv verfolgt man?“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und nennt Beispiele. Will man dem Kind nahe bringen, wie Wirtschaft funktioniert? Soll das Ersparte die Rücklage für Moped oder Führerschein sein oder gar mal ein Startguthaben für dessen eigene vier Wände? Wer Kindern Gutes tun wolle, müsse nicht immer nur Verträge abschließen, sagt er. Als Oma könne man dem Enkel auch den Musikunterricht oder die Nachhilfe finanzieren, nennt Nauhauser als Alternative. Man könne auch immer mal kleinere Geldbeträge auf ein Tagesgeldkonto überweisen, damit man ein kleines Polster habe, wenn Sonderausgaben für Klassenfahrten oder Einkäufe fürs neue Schuljahr anfielen, sagt die unabhängige Finanzexpertin Stefanie Kühn aus München.

Fonds Für Menschen, die langfristig Geld für ihre Kinder anlegen wollen, eignen sich laut Verbraucherschützer Aktienfondssparpläne. Sparpläne auf Indexfonds (ETFs) – das sind Fonds, die einen bestimmten Börsenindex nachbilden – sind deutlich günstiger als Sparpläne auf herkömmliche Fonds. Bei letzteren fallen oft hohe Fondsgebühren und Kosten fürs Depot an. ETFs werden meist von Direktbanken angeboten, in den Filialen von Sparkassen und Banken werden in der Regel nur aktiv gemanagte Fonds verkauft. Beim Fondssparen oder beim ETF-Sparplan gehen Anleger ein Aktienrisiko ein. „Deshalb gilt als Faustregel ein Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren oder mehr, um das Risiko zu minimieren“, sagt Finanzberaterin Kühn. Eine lange Laufzeit, regelmäßige Einzahlungen und eine breite Streuung durch den Fonds lassen letztlich mehr Rendite erwarten als derzeitige Banksparpläne, die aber mehr Sicherheit garantieren.

Auch das Girokonto gibt es fürs Kind

Banksparpläne Hier sollte man vertragliche Besonderheiten beachten. Kann die Sparrate geändert oder ausgesetzt werden? Unter welchen Voraussetzungen gibt es einen Bonuszins? Gute Banksparpläne bringen häufig bessere Renditen als Bundeswertpapiere und dürften langfristig auch besser abschneiden als viele Rentenfonds, so die Verbraucherzentralen.

Kinderkonten Familien, die kein Risiko eingehen wollen, denen rät Kühn Geldbeträge auf ein Tages- oder Festgeldkonto einzuzahlen – je nachdem, ob die Summe jederzeit oder erst zu einem bestimmten Zeitpunkt in der näheren Zukunft verfügbar sein muss. Kinderkonten gibt es auch als vollwertiges Girokonto mit Guthabenverzinsung und Zinsbonus bis zu gewissen Höchstsummen – etwa das VR-Führerscheinkonto bei Volksbanken oder das mitwachsende Konto bei Sparkassen. Ein Vorteil ist auch, dass Kinder damit möglichst früh lernen können, wie man mit einem Konto und der dazugehörigen Karte umgeht. So können Eltern ihrem Nachwuchs ab einem bestimmten Alter, etwa zehn Jahre, zum Beispiel das Taschengeld per Dauerauftrag aufs Girokonto überweisen. Wieviel das Kind abheben darf, kann begrenzt werden. Laut Verbraucherschützer Nauhauser spricht nichts dagegen, das Konto auf den Namen des Kindes laufen zu lassen. Das Geld soll diesem schließlich zugute kommen. Kühn dagegen warnt, dass das Kind in diesem Fall vom 18. Geburtstag an komplett frei über das Geld verfügen kann – und im Zweifel für etwas ausgibt, das nicht im Sinne der Eltern ist.

Bausparvertrag Vom Bausparen für Kinder rät Finanzexperte Nauhauser ab – auch wenn mancher Werbeslogan verlockend klingen mag. „Bausparen für Kinder und Enkelkinder. Je früher Sie starten, desto schneller kommen Ihre Lieben ans Ziel“, heißt es. Angesichts hoher Abschlussgebühren sei die Rendite selbst mit Prämie oft sehr gering, sagt Nauhauser.

Existenzielle Risiken absichern

Ausbildungsversicherung Viele Eltern setzen auch auf eine Ausbildungsversicherung. Sie klingt auf den ersten Blick attraktiv, zahlt pünktlich zu Ausbildungs- oder Studienbeginn – auch wenn der einzahlende Vertragspartner stirbt. Doch sie ist teuer und unflexibel. Abschlussgebühr und laufende Kosten fressen einen Großteil der Rendite auf. Es ist auch nicht so einfach über das Guthaben vor Vertragsende zu verfügen oder mit dem Sparen längere Zeit auszusetzen. Verbraucherschützer raten von Ausbildungsversicherungen ab. Sie seien nichts anderes als eine Kombination von Sparen und Risikoabsicherung und beides sollte man voneinander trennen. „Wichtig ist, erst einmal existenzielle Risiken abzusichern“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg – etwa den Todesfall der Eltern mit einer Risikolebensversicherung.

Kinderinvaliditätsversicherung Bedeutender als den finanziellen Aspekt der Ausbildung hält Grieble auch die Absicherung der Kinder, will heißen: Besser eine Kinderinvaliditätsversicherung als eine Ausbildungsversicherung oder Unfallversicherung. 99 Prozent aller Invaliditäten bei Kindern gingen nicht auf Unfälle, sondern auf Krankheiten wie beispielsweise Krebs oder Diabetes zurück, sagt er. Wenn das Kind später nicht arbeiten könne oder schwerbehindert werden sollte, stehe wenigstens Geld von der Versicherung zur Verfügung. Sie kann schon für Babys abgeschlossen werden. Wichtig sei auch eine Privathaftpflicht – also für die Eltern, denn die Kinder sind hier mitversichert.

Finanzexpertin Kühn ist eines noch ganz wichtig: „Man muss seine eigenen Finanzen im Griff haben, bevor man wegen Sparraten für die Kinder das eigene Girokonto überzieht.“ Solche Fälle kennt sie.