Nach rund einem Jahr mit vielen Tausend Fotos und mehr als 100 Artikeln endet fürs Erste „Stuttgart 1942“, unser gemeinsames Geschichtsprojekt mit dem Stadtarchiv. Es hat viele Leserinnen und Leser bewegt.

Stuttgart - Es war eine Zeitreise, bei der vieles zum Vorschein gekommen ist – zuletzt Teile des verschollen geglaubten Schillerdenkmals. Vor allem aber sind Bilder und Erinnerungen aufgetaucht. Unsere Großserie „Stuttgart 1942“, die wir gemeinsam mit dem Stadtarchiv ausgerichtet haben, hat gezeigt, wie Stuttgart früher ausgesehen hat – vor der Zerstörung durch alliierte Luftangriffe und den Umbau zur autogerechten Stadt.

 

Rund 12 000 Kontaktabzüge zeigen diese äußerlich unzerstörte, innerlich zutiefst verwundete Stadt, die wie ganz Deutschland dem Nationalsozialismus verfallen war. Die Männer im wehrfähigen Alter waren überwiegend an der Front, der Mangel machte sich an vielen Stellen bemerkbar. Die meisten jüdischen Einwohner waren bereits verschleppt; die letzte große Deportation fand ausgerechnet wenige Tage statt, bevor die städtischen Fotografen loszogen, um den deutschlandweit einmaligen Fotobestand zu erstellen.

Keine Verklärung des „alten Stuttgart“

Dieser Bilderschatz hat den Krieg durch glückliche Umstände überstanden und lagert heute im Stuttgarter Stadtarchiv. Er wird gehütet von Stadtarchivar Roland Müller, seiner Stellvertreterin Katharina Ernst und dem für die Vermittlung von Stadtgeschichte zuständigen Historiker Günter Riederer. Sie haben die Umsetzung von „Stuttgart 1942“ ermöglicht. 2011 war der Bestand von Heike van der Horst verzeichnet worden. Unsere Redaktion hat ihn digital verschlagwortet. So können die Bilder im digitalen Angebot unserer Zeitung im Volltext durchsucht und betrachtet werden.

Rund um diese Bilder sind weit mehr als 100 Artikel und Geschichten entstanden; mehr als zwei Dutzend Autorinnen und Autoren waren daran beteiligt. Als Prämisse galt: eine Verklärung des „alten Stuttgart“ sollte durch einen geschichtsbewussten, einordnenden Journalismus und durch die wissenschaftliche Begleitung durch das Stadtarchiv vermieden werden. Die Redaktion wollte bewusst hinter die Fassaden blicken.

Starke Nachfrage nach unserem Fotomagazin

Die Fotos und die dazugehörenden Berichte haben auch weit über Stuttgart hinaus ein großes Echo gefunden – ablesbar an zahlreichen Zugriffen auf unser Online-Angebot und den vielen Zuschriften, von denen wir zum Abschluss der Serie eine weitere Auswahl veröffentlichen. Das Interesse an „Stuttgart 1942“ zeigt sich auch in der anhaltenden Nachfrage nach dem Fotomagazin, das gemeinsam mit dem Stadtarchiv und unserer Sonderthemenredaktion entstanden ist. Die erste Auflage mit 10 000 Exemplaren ist vergriffen; die zweite kann weiterhin über unseren Online-Shop bezogen werden (https://stzlinx.de/s42magazin bzw. https://stn.de/s42magazin). Den Rückmeldungen ist zu entnehmen, dass es sogar von ehemaligen Stuttgartern in New York gelesen wird.

„Stuttgart 1942“ hat Erinnerungen von Zeitzeugen aufleben lassen und die Neugier von Spätergeborenen geweckt. Das Ende der Serie nach ziemlich genau einem Jahr bedeutet nicht, dass dieses Kapitel abgeschlossen ist. Auch bald 76 Jahre nach Kriegsende gilt der Satz des Schriftstellers William Faulkner: „Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.“ In diesem Bewusstsein bedanken wir uns für das große Interesse an unserem Geschichtsprojekt „Stuttgart 1942“ und bleiben offen für Anregungen.