Großartige Erfolge, Großartige Momente: Fellbachs Sportler(innen) haben in den vergangenen Jahrzehnten viel erlebt. Wir wollen ihre Geschichte und ihre Geschichten wieder aufleben lassen. Heute: Sami Khedira, der Fußball-Weltmeister.

Fellbach - Für die acht Schüler und die Lehrerin Vera Rentschler von der Oeffinger Schillerschule war das ein außergewöhnlicher Tag. An jenem 30. Juli 2014 waren sie nicht im Klassenzimmer, sondern auf dem Oeffinger Sportgelände Tennwengert.

 

Rund 2000 Fans waren zur großen Feier gekommen

Sie hatten vier große Sterne gebastelt, mit je einem Buchstaben versehen: S-A-M-I war darauf zu lesen. Auch der damals zehnjährige Luca Zampa aus der Fußballjugend des TV Oeffingen hielt einen Stern, vor ihm stand ein Weltmeister. Sami Khedira war nach dem Titelgewinn mit dem deutschen Nationalteam in Brasilien – es war der vierte für eine Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach 1954, 1974 und 1990 – in seine Heimat zurückgekehrt. Dorthin, wo für den heute 33-Jährigen alles begonnen hatte. Rund 2000 Fans waren zur großen Feier gekommen. Luca Zampa und seine Mitschüler durften ein Foto mit Sami Khedira machen, anschließend kickten sie mit ihm Bälle in die Menge. „Das war ein cooles Gefühl, neben einem Weltmeister zu stehen“, sagte Luca Zampa.

Sein finaler Auftritt war der famose 7:1-Erfolg im Halbfinale gegen den Gastgeber aus Brasilien

Der Gefeierte zählte 17 Tage zuvor selbst zu den Feiernden, nachdem die Nationalmannschaft das Finale der Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro mit 1:0 gegen das Team aus Argentinien gewonnen hatte. Sami Khedira reckte den Pokal in die Höhe, auch wenn er im entscheidenden Spiel gar nicht mitwirken konnte. Verletzungsbedingt hatte er kurzfristig absagen müssen. Sein finaler Auftritt war der famose 7:1-Erfolg im Halbfinale gegen den Gastgeber aus Brasilien, bei dem ihm der Treffer zum 5:0-Halbzeitstand gelang. Der Titelgewinn war der Höhepunkt in seiner Karriere, die Anfang der 1990er Jahre in Oeffingen begonnen hatte.

Sami Khedira ist in Stuttgart geboren, aber in Oeffingen aufgewachsen – mit Vater Lazhar, Mutter Doris und den jüngeren Brüdern Denny und Rani; letzterer spielt seit 2017 für den Bundesligisten FC Augsburg. Von 1993 bis 1995 startete Sami Khedira bei den F-Jugendlichen des TV Oeffingen um die Trainer Roland Ihring und Hermann Mager mit dem Fußball. Schon bald folgte er dem Ruf des VfB Stuttgart und wechselte in die E-Jugend des damaligen Erstligisten.

Sein erfolgreichstes Jahr erlebte Sami Khedira aber 2014

Er durchlief in Bad Cannstatt alle Jugendteams und kam im Oktober 2006 zum ersten Einsatz bei den Profis. Die Saison 2006/2007 sollte der erste große Höhepunkt sein in der Karriere des Sami Khedira, am Ende durfte er mit dem VfB die Meisterschaft feiern. Im finalen Saisonspiel erzielte er den 2:1-Siegtreffer gegen die Gäste aus Cottbus. Im Sommer 2010 nahm er das Angebot des Trainers Jose Mourinho an und ging zum spanischen Topklub Real Madrid, bei dem er fünf Jahre lang blieb und 2012 die Meisterschaft gewann. Es folgte 2015 sein Wechsel nach Italien, zum Rekordmeister Juventus Turin, bei dem er in jedem Jahr Meister wurde und dessen Trikot er heute noch trägt.

Sein erfolgreichstes Jahr erlebte Sami Khedira aber 2014. Zunächst feierte er mit Real Madrid den Triumph in der Champions League. Und anschließend eben auch den Weltmeistertitel mit der Nationalmannschaft, für die er im September 2009 erstmals zum Einsatz gekommen war.

Der Weltmeister trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein

Dabei hatte ihn davor ein Kreuzbandriss zur Pause gezwungen. Sami Khedira wurde rechtzeitig fit und nach den Erfolgen in seiner Heimat frenetisch empfangen. Michael Bren, der Abteilungsleiter des TV Oeffingen, kann sich noch gut an jenen besonderen Tag erinnern: „Das war ein Riesenrummel, Fernsehsender haben bei mir angerufen, wir mussten Fluchtwege organisieren.“ Geflohen ist dann aber niemand, im Gegenteil. Der Kunstrasenplatz füllte sich, Sami Khedira war da schon beim Empfang der Stadt Fellbach mit dem damaligen Oberbürgermeister Christoph Palm und dem Bürgermeister Günter Geyer. Der Weltmeister trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Wie schon im Jahr 2007 nach dem Titelgewinn mit dem VfB Stuttgart. „Ich bin stolz, ein Oeffinger zu sein“, sagte er.

Als Sami Khedira dann zum Sportgelände kam, war der Jubel groß. Bei den rund 2000 Fans, bei Michael Bren und auch bei Luca Zampa und seinen Mitschülern der Schillerschule, der ehemaligen Schule von Sami Khedira. Auch Roland Ihring war da, er machte ein Foto zusammen mit dem Weltmeister, zu dessen Ehren auch das Stadion in Oeffingen benannt wurde. Michael Bren war schon im Ausschuss der Fußballabteilung, als der sechsjährige Sami mit dem Fußballspielen begonnen hatte. „Als ich an dem Tag den Kindern in die Augen geschaut habe und die Begeisterung gesehen habe – das war so ein Moment, da freue ich mich, dass ich in der Abteilung mitwirken kann“, sagte Michael Bren. Sieben Jahr zuvor hatte er dem damaligen deutschen Meister ein Trikot überreicht mit der Aufschrift „Einmal Oeffinger, immer Oeffinger“. Selbstverständlich verfolgt Michael Bren auch heute noch die Karriere von Sami Khedira. „Ich habe auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Sami seine Karriere dort beendet, wo sie einst begonnen hatte“, sagt er und lacht. Auch Luca Zampa, heute 16 und in der zehnten Klasse des Gustav-Stresemann-Gymnasiums, würde sich über eine Rückkehr des Idols freuen. Bis dahin wird er den Oeffinger Weltmeister nicht mehr so oft spielen sehen wie noch im November des vergangenen Jahres bei einem Besuch im Stadion in Turin.