Der Saal und das größte Zimmer im Seminarzentrum Zeit-Raum der Existenzgründerinnen Eva Böhme und Antonietta Schloemer werden oft gebucht, die Beratungsräume nicht – die Türen fehlen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Schorndorf - So langsam nervt es ein bisschen“, sagt Eva Böhme und deutet auf die immer noch nicht fertig gestrichenen Wände. Gleich beginnt der seit Langem geplante Business-Brunch, zu dem die IHK und die Rems-Murr-Wirtschaftsförderung in das neue Seminarzentrum Zeit-Raum eingeladen haben. Eva Böhme und ihre Geschäftspartnerin Antonietta Schloemer haben das Zentrum auf dem Areal der alten Lederfabrik Röhm Schorndorf Anfang März eröffnet. Eigentlich, sagen die Unternehmerinnen, sollte mittlerweile alles fertig sein – es kam anders. Manche Handwerker lassen sich offenbar arg viel Zeit.

 

Es sind nicht in erster Linie die ungestrichenen Wände des großen Saals in Erdgeschoss, die den beiden Damen ein bisschen Kummer bereiten. Wirklich ärgerlich sind die fehlenden Türen der kleinen Besprechungszimmer im Obergeschoss. Während der großen Eröffnungsparty vor rund sechs Wochen hatte Antonietta Schloemer noch gewitzelt und augenzwinkernd gesagt: „Wer braucht schon Türen.“ Das, erklärt sie jetzt, „würde ich heute wohl nicht mehr sagen“. Das Lachen ist den zwei Freundinnen, die mit ihrem Zeit-Raum-Projekt den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, aber nicht vergangen. Sie sind und bleiben fast grenzenlos optimistisch.

leider fehlen immer noch die Türen

Der Saal im Erdgeschoss und der große Raum oben im ersten Stock seien gefragt bei der Kundschaft, berichten sie am Rande des Business-Brunchs. Und die kleinen Zimmer, tja, die können halt noch gar nicht wirklich beworben werden. Wer will schon ein intimes Gespräch in einem Raum ohne Türe führen? Jeder, der vorbeiläuft, könnte mithören.

Die Räume in dem aufwendig sanierten ehemaligen Gerbereigebäude in der Weilerstraße in Schorndorf werden stunden- oder tageweise vermietet. Der IHK-Berater Oliver Kettner hat die Zeit-Raum GmbH in der Gründungsphase begleitet und sagt, das Angebot der beiden Gründerinnen sei weit und breit einmalig. Hauptzielgruppe sind andere (Jung-)Unternehmer, die sich keine eigenen Räume leisten können oder wollen. Sobald die Türen da sind – es heißt, nächste Woche sei es so weit – soll mit einem Werbefachmann beraten werden, wie das Angebot weiteren potenziellen Interessenten bekanntgemacht werden kann. Die beiden großen Räume seien „Selbstläufer“, sagt Antonietta Schloemer. In der Stadt habe sich offenbar bereits herumgesprochen, das es Zeit-Raum gibt. Der Saal im Seminarzentrum sei nicht nur bei Firmen und anderen Gewerbetreibenden gefragt, sondern auch bei Privatpersonen.

Trommel-Workshop mit Nils Tannert

An diesem Samstag findet das Seminar „Zukunft gestalten“ statt, Anfang Mai gehen im Seminarzentrum Naturheiltage über die Bühne. Antonietta Schloemer und Eva Böhme haben auch eigene Veranstaltungen angeleiert, zum Beispielt ein Trommel-Workshop mit Nils Tannert, dem Drummer, der bei der Eröffnungsparty für Stimmung gesorgt hatte.

Neue Netzwerke knüpfen

Er wolle eine neu entwickelte App für Smartphones „vergolden“, erzählte einer der Jungunternehmer beim Business-Bruch von IHK und Kreiswirtschaftsförderung. Eine Teilnehmerin will sich neue Ideen holen für ihr Geschäft, das Waren aus Mexiko anbietet.

Nun, alle Wünsche lassen sich bestimmt nicht im Nu erfüllen. Den Veranstaltern gehe es in erste Linie darum, dass sich junge Unternehmen vernetzten, sagt der Wirtschaftsförderer Markus Beier. Diesmal ist die Unternehmensberaterin Agnes Baldauf die Referentin der Veranstaltung, die bereits um 8 Uhr beginnt. Sie spricht über Kooperationen als wichtige Grundlage für Unternehmen. „Wer allein arbeitet, der addiert, wer zusammenarbeitet, der multipliziert.“ Die Expertin warnt indes auch vor zu großen Erwartungen, eine Umfrage habe ergeben, dass 80 Prozent aller Kooperationen innerhalb von zwei Jahren scheitern. Sie gibt Tipps, rät den Jungunternehmern, wichtige Abmachungen vertraglich festzuhalten, auch darüber zu sprechen, was passiert, falls ein Partner aussteigen sollte.

Nach dem Referat wird geplaudert. Erste Kontakte werden geknüpft. Kürzlich, erzählt Beier, hätten sich beim Business-Brunch zwei neue Geschäftspartner gefunden. Das nächste Treffen ist am 18. Juni.