Die Kriminalpolizei klärt eine Reihe von Überfällen in Stuttgart, Böblingen und Karlsruhe – und womöglich noch mehr. Ein Verdächtiger sitzt in U-Haft.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Das Spiel ist aus. Eine Serie von bewaffneten Raubüberfällen auf Wettbüros dürfte beendet und geklärt sein. Die Kriminalpolizei hat einen 23-jährigen Tatverdächtigen ermittelt, der zwischen dem 21. und 25. Juli Wettbüros in Stuttgart, Böblingen und womöglich auch Karlsruhe überfallen haben soll. Der Räuber drohte mit seiner Pistole nicht nur – in einem Fall gab er auch einen Schuss ab. Er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

 

Dunkler Kapuzenpullover, FFP2-Maske, Pilotensonnenbrille, silberne Pistole: So erschien ein Räuber am 21. Juli, vormittags, in einem Wettbüro an der Neckarstraße im Stuttgarter Osten. Mit der Schusswaffe bedrohte er eine 22-jährige Mitarbeiterin, hielt außerdem einen 35-jährigen Kunden in Schach. Die Mitarbeiterin packte ihm nach eindeutiger Aufforderung die Einnahmen in eine Tasche und flüchtete.

Die Beute dürfte ihn kaum zufriedengestellt haben: gerade mal 800 Euro. Dennoch lobte das Unternehmen, der Sportwetten-Anbieter Tipico, eine Belohnung von 5000 Euro aus. Seit Monaten hatte es bundesweit Raubüberfälle auf Filialen nach diesem Muster gegeben – von Niedersachsen über Rheinland-Pfalz bis in den Südwesten.

Nach dem Schuss in den Tresorraum

Nur einen Tag nach dem Stuttgarter Überfall tauchte der bewaffnete Sonnenbrillentäter in der Filiale an der Otto-Lilienthal-Straße in Böblingen auf. Noch rabiater: Er schoss mit der Pistole in die Luft, zwang die 25-jährige Mitarbeiterin sowie zwei Kunden, mit ihm in den Tresorraum zu gehen. Dort erbeutete der Täter einen fast fünfstelligen Betrag.

Weitere drei Tage später, am 25. Juli, wurde die Sportwetten-Filiale an der Bahnhofstraße in Karlsruhe überfallen. War der 23-Jährige auch hier beteiligt? Ein Täter bedrohte einen Angestellten mit einer goldfarbenen Pistole – und steckte 6500 Euro Beute ein. Ein Wettbüro in Schorndorf, das Anfang April von einem Täter mit zwei Schüssen in die Decke überfallen wurde, könnte zum Muster passen – die Filiale gehört indes zu einem anderen Anbieter.

Der 23-Jährige ist ohne festen Wohnsitz und einschlägig vorbestraft. „Er wurde im Februar aus der Haft entlassen“, sagt der Karlsruher Staatsanwaltssprecher Matthias Hörster. Welche weiteren Fälle in Frage kommen können, wird nun ermittelt. Der aktuelle Haftbefehl betrifft vorerst einen anderen Fall – eine räuberische Erpressung mit einer Schreckschusspistole im Kreis Karlsruhe.