Liebe Briten, am 23. Juni stimmt Ihr darüber ab, ob Ihr in der EU bleiben wollt. Wir geben ja zu, dass einem Brüssel auf die Nerven geht. Aber deshalb gleich den Abgang machen? Wir würden euch schrecklich vermissen. In den nächsten Tagen sagen wir, warum. From Europe with Love – mit Liebesgrüßen aus Europa.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Liebe Briten, am 23. Juni stimmt Ihr darüber ab, ob Ihr in der EU bleiben wollt. Wir geben ja zu, dass einem Brüssel auf die Nerven geht. Aber deshalb gleich den Abgang machen? Wir würden euch schrecklich vermissen. In den Tagen vor der Abstimmung sagen wir, warum. From Europe with Love – mit Liebesgrüßen aus Europa.

 

Das Pfund Dass sich die Briten bis heute gegen den Euro wehren, hat natürlich auch gute Seiten. So verlernt man das Umrechnen von Währungskursen nicht gänzlich. Auch sprachlich würden wir in der EU ungern auf das Pfund verzichten – wer will statt mit Pfunden mit Euros oder Dollars zu wuchern? Apropos Wuchern: in dieser Disziplin kann der Rest Europas noch eine Menge von Euch lernen. Verglichen mit der Miete in der Londoner City geht ein luxussaniertes Penthouse in München als Sozialwohnung durch. Die Pubs Alles dreht sich heute um Wirtschaft. Eine Wirtschaft der besonderen Art ist seit Ewigkeiten der Pub, in dem man ganz nebenbei Grundprinzipien der Ökonomie lernt. Die Strategie der Vorratshaltung, wenn die Glocke zur „Last Order“, der letzten Bestellung des Abends, läutet. Oder das Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs, nach dem der Nutzen eines zusätzlichen Biers von Pint zu Pint abnimmt und sogar ins Negative umschlagen kann. Das hält Euch Briten freilich nicht davon ab, kräftig zuzulangen. Wäre schade, wenn Ihr nicht mehr an EU-weiten Kampftrinker-Wettbewerben teilnehmt. Die Boni Gibt es eigentlich ein schöneres Aufregerthema als die Boni im Finanzsektor? Wenn Britannien tatsächlich nicht mehr in der europäischen Politik mitmischt, kommen Schlagzeilen wie „Banker kassiert trotz Milliardenverlust 50 Millionen Prämie“ womöglich nur noch als Kurzmeldung im Vermischten statt als Aufmacher im Wirtschaftsteil. Außerdem könnten wir uns dann nicht mehr über den Briten-Rabatt ärgern, den Margaret Thatcher einst ausgehandelt hat. Die EU war trotzdem so nett, die Milliardenkosten Eurer BSE-Krise zu übernehmen. Wenn Ihr austretet, dürft Ihr für so was künftig selber blechen.