Jeden Monat wandern 600 Ausländer in den Kreis Böblingen ein – wie etwa die Cretos. In ihrer Heimat Rumänien tobt der tägliche Überlebenskampf. In Sindelfingen erhoffen sie sich eine bessere Zukunft.

Sindelfingen - Der Traum vom freien reichen Westen hängt im kleinen Wohnzimmer der Familie Creto in der Sindelfinger Pfarrwiesenallee großformatig an der Wand: ein Foto der Skyline von Manhattan. Es ist der große Traum der 18 Jahre alten Chelsea: „Ich will unbedingt nach New York und dort als Schriftstellerin oder Fotografin arbeiten.“

 

Die Träume ihrer Mutter Sorina sind wesentlich bescheidener: „Eine eigene kleine Wohnung in Deutschland zu besitzen, das wäre schön.“ Darauf arbeiten die 40-Jährige und ihr ein Jahr älterer Mann Joan Stefan hin. Das Wichtigste aber für sie ist ihre einzige Tochter: „Damit Chelsea eine Zukunft hat, sind wir aus Rumänien weg.“ Vor zwei Jahren kam Sorina Creto als erste in den Westen.

In Arad, einer 150 000-Einwohnerstadt nahe der ungarischen Grenze betrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann einen Export-Import-Handel mit Gemüse und Obst. Doch die Geschäfte liefen immer schlechter. In Sindelfingen hatten sich bereits Freunde von ihr niedergelassen, die ihr für den Anfang Unterschlupf boten. Sorina Creto jobbte hier und dort, bis sie in einem Sindelfinger Hotel eine Stelle im Frühstücksservice fand. Ihr Mann kam nach, ergatterte einen Job als Fahrer eines Paketdienstes.

Chelsea, die nicht etwa nach dem englischen Fußballclub, sondern nach der Tochter des früheren US-Präsidenten Bill Clinton benannt wurde, blieb zunächst bei der Großmutter in Arad und machte ihren Schulabschluss. Als ihre Eltern eine günstige Wohnung in der Pfarrwiesenallee von Bekannten übernehmen konnten, kam auch die damals 17-Jährige nach. In der Sprachklasse der Gottlieb-Daimler-Schule lernte sie Deutsch, spricht es mittlerweile viel besser als ihre Eltern. Ihr Schulabschluss wurde als der Mittleren Reife gleichwertig eingestuft.