Immer mehr Hochqualifizierte aus dem Ausland zieht es in die Region. Hier sind die Arbeitskräfte hochwillkommen. Die Unternehmen investieren in Deutschkurse und Freizeitprogramme, um die Mitarbeiter zu halten

Böblingen - Mit der Wirtschaftskrise in Südeuropa steigt auch die Zahl der Menschen, die ins wirtschaftsstarke Deutschland einwandern. Und anders als vor 40, 50 Jahren als vor allem ungelernte Arbeitskräfte als Gastarbeiter für die Produktion hierzulande hochwillkommen waren, kommen heute überwiegend die Hochqualifizierten ins Land. „Es gibt immer mehr Anfragen von Arbeitssuchenden aus Spanien und Portugal bei Unternehmen in der Region“, sagt Tilo Ambacher von der Böblinger Bezirksammer der Industrie- und Handelskammer. Sie rennen bei vielen Unternehmen, vor allem kleineren Betrieben, offene Türen ein. „Wir haben in Deutschland und ganz besonders im Arbeitsagenturbezirk Stuttgart-Böblingen einen Mangel an Fachkräften in den IT-Berufen, bei manchen Ingenieursarten und bei den Pflegekräften“, sagt Jadranka Martinovic von der Arbeitsagentur.

 

„Der deutsche Markt ist praktisch leer gefegt“, bestätigt Hans-Ulrich Schmid, der geschäftsführende Vorstand des Böblinger Softwarezentrums, in dem sich 100 IT-Unternehmen aus dem Land mit mehr als 1200 Mitarbeitern zusammengeschlossen haben. „Uni-Absolventen haben zumeist schon während des Studiums einen Arbeitsvertrag in der Tasche“, sagt Schmid, der seit Jahren bei Berufsmessen präsent ist. Diejenigen, die übrig bleiben, würden oft nicht den hohen Anforderungen der Firmen genügen.

Auch Thomas Gelsdorf vom Unternehmen Gesellschaft für Automatisierung und Datenverarbeitungsanlagen (GADV) und Mitglied im Softwarezentrum hat mit Personalproblemen zu kämpfen. Seine Firma setzt auf Fachkräfte aus dem Ausland. „Zwei Griechen haben bei uns angefangen. Beide sind hoch motiviert“, lobt Gelsdorf. Einer von ihnen ist Theodoros Stoltidis. Vor einem halben Jahr kam der 30-jährige Elektro- und Computer-Ingenieur nach Böblingen – auf Empfehlung eines Freundes, der bereits bei GADV arbeitete.

„Der Arbeitsmarkt in Griechenland ist für Ingenieure ausgesprochen schlecht“, sagt Stoltidis. Viele seiner Studienkollegen seien arbeitslos. Er selbst hielt sich vier Jahre lang als freiberuflicher Ingenieur über Wasser. Thomas Gelsdorf hat ihn nun als Trainee eingestellt. Eine Voraussetzung brachte Stoltidis bereits mit: Er spricht gut Deutsch, weil er als Kind fünf Jahre lang in Deutschland gelebt hat. „Nur mit dem Schwäbischen habe ich noch meine Probleme“, gibt Stoltidis zu.