Schneller und kostengünstiger – das versprechen serielle Sanierungen. In Stuttgart-Fasanenhof ist die SWSG in der Endphase eines Pilotversuchs bei einem Mehrfamilienhaus. Und es gibt erste Erkenntnisse.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Auf dem Fasanenhof vollzieht sich etwas bislang Einzigartiges in Stuttgart. Wer an den letzten Zipfel der Kurt-Schumacher-Straße kommt, sieht eine Baustelle. Ein großes Mehrfamilienhaus ist eingerüstet, dort wird saniert. Die Art, wie dieses Gebäude fit für die Zukunft gemacht wird, ist für die Landeshauptstadt neu. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) lässt dort in einem Pilotversuch erstmals seriell sanieren.

 

Was zum Beispiel in den Niederlanden längst gängige Praxis ist, befindet sich hierzulande noch in der Testphase. Für diesen seriellen Sanierungsansatz werden die Bauteile für die Dämmung – samt Fensteröffnungen – in der Fabrik vorgefertigt und vor Ort montiert. Zum Beispiel möchte ein unabhängiges Marktentwicklungsteam der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (Dena) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Deutschland das holländische Energiesprong-Prinzip etablieren. Weil das Verfahren Zeit spart: Im Fall des Mietshauses auf dem Fasanenhof habe sich die Bauzeit für die Fassade etwa halbiert, sagt Frank Riethmüller, der Bereichsleiter Baumanagement Bestand bei der SWSG. Statt wie üblich nach etwa einem halben Jahr werde diese Sanierung im Frühjahr bereits nach drei, vier Monaten enden.

Das lag auch an der schnelleren Planungsphase. Für das Projekt wurde das Gebäude mit einem Laserscanner per Drohne als 3-D-Modell erfasst. Die genauen Maße entstanden also digital. Für diesen ersten Versuch der seriellen Sanierung arbeitet die SWSG mit der Firma B&O Bau zusammen; man kennt sich bereits von früheren, konventionellen Projekten.

Bauzeit in Stuttgart-Fasanenhof wurde halbiert

Frank Riethmüller ist Bereichsleiter Baumanagement Bestand bei der SWSG. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Die einstigen Waschbetonfassaden des viergeschossigen Hauses, Baujahr 1967, sind bereits mit Dämmung, Holz und neuen Fenstern verkleidet; die Bauteile wurden komplett montiert. „Eine kurze Zeit hatten die Mieter daher zwei Fenster“, sagt Riethmüller. Die insgesamt 24 Parteien mussten während der Sanierungszeit nicht ausziehen.

Großwärmepumpe und Photovoltaik

Innen wurden die Bäder gemacht, zudem wurde die Gaszentralheizung durch eine Großwärmepumpe hinter dem Haus ersetzt. Auf dem bald sanierten Dach werden noch Solarzellen mit einer Leistung von 55,5 Kilowattpeak installiert. Die Miete steige um circa 1,50 Euro je Quadratmeter; dafür wohnen die Mieter bald in einem energiesparenderen und klimafreundlichen Haus.

Einen anderen Vorteil, den das serielle Sanieren zudem bringen soll, sind die Kosten. Wie ist das beim Beispiel Fasanenhof? Die Gesamtinvestition liegt bei 4,5 Millionen Euro. „Das ist ein bisschen günstiger als bei einer konventionellen Sanierung“, sagt Riethmüller. Eine Schlussbilanz will die SWSG erst nach dem Projektende ziehen. Was Riethmüller aber schon sagen kann: „Wir sind sehr zufrieden.“ Sehr sicher würden weitere Projekte folgen.

Mehr Tempo ist nötig – die Landeshauptstadt will bis in zehn Jahren, 2035, die Klimaneutralität erreicht haben. Dafür ist unter anderem die Sanierungsquote in Stuttgart allerdings mit einem Prozent momentan zu niedrig. Von 320 000 Wohneinheiten müssen 200 000 energetisch saniert werden.