Als Naturschützer ist der Biologe Michael Eick ein Begriff, als Lehrer am Schmidener GSG ebenso. Immer mittwochs stellt der in Oeffingen aufgewachsene 45-Jährige in den nächsten Wochen und Monaten „Tiere aus Feld und Weinberg“ vor.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Die Lerche schwingt sich nur noch selten in die Luft, das Rebhuhn ist auch auf dem Schmidener Feld vom Aussterben bedroht, bei Meister Lampe gehen langsam, aber sicher die Lichter aus: In einer dicht besiedelten Region befindet sich die Natur immer mehr auf dem Rückzug. Grund genug für die FZ-Redaktion, der Leserschaft auch in diesem Jahr in einer Serie näherzubringen, welchen Reichtum es direkt vor unserer Haustür noch zu entdecken gibt.

 

Die Zauneidechse wird in der Reihe ebenso vorkommen wie der Neuntöter, die Bachstelze ebenso wie die Schlingnatter und die Gottesanbeterin

Nach den nützlichen Heilkräutern im Jahr 2018 und der mitunter kuriosen Welt der Insekten im Jahr 2019 soll es in den kommenden Wochen und Monaten um schützenswerte Tierarten aus Feld und Weinberg gehen. Immer mittwochs wird uns der Biologe Michael Eick in Wort und Bild einen tierischen Wegbegleiter vorstellen – und vielleicht auch ein wenig ans Herz legen. Die Zauneidechse wird in der Reihe ebenso vorkommen wie der Neuntöter, die Bachstelze ebenso wie die Schlingnatter und die Gottesanbeterin. Und auch in der Landwirtschaft weniger beliebte Tierarten wie Saatkrähe oder gar die Reblaus werden in der bis in den Herbst laufenden Serie eine Rolle spielen.

Den Auftakt der neuen Reihe „Tiere aus Feld und Weinberg“ bildet am kommenden Mittwoch pünktlich zum Osterfest selbstverständlich der Feldhase, eine Woche später rückt ein Tier in den Fokus, das gerne dicke Backen macht, an das in Zeiten der Corona-Krise aber vor allem im Zusammenhang mit Klopapier-Käufen im Supermarkt gedacht wird. Den in Oeffingen aufgewachsenen Autor der Serie zeichnet neben inhaltlicher Expertise die Fähigkeit aus, die Besonderheiten der vorgestellten Tiere für ein breites Publikum auch lesernah auf den Punkt zu bringen.

Er arbeitet auch mit per Bewegungsmelder auslösenden Wildkameras und Decknetzen

Michael Eick (45) ist in Fellbach nicht nur als engagierter Naturschützer bekannt, der seit zwei Jahrzehnten dem örtlichen Naturschutzbund vorsteht. Er ist auch als Lehrer des Gustav-Stresemann-Gymnasiums ein Begriff und bildet seit einigen Jahren zudem angehende Biologie-Lehrkräfte am Lehrkräfte-Seminar in Esslingen sowie an den Universitäten Hohenheim und Ulm aus. Bis zum Häuslesbau im Remstal war Eick als Vertreter der FW/FD-Fraktion außerdem im Fellbacher Gemeinderat vertreten. Durch den umzugs bedingten Abschied hat das städtische Gremium zwar etwas an naturkundlichem Sachverstand eingebüßt. Vorteil für den viel beschäftigten Biologen allerdings ist, dass er sich mit Kamera und Teleobjektiv nun wieder öfter auf die Lauer legen kann – und teils beeindruckende Aufnahmen der heimischen Tierwelt liefert.

Über einen allgemeinen Vortrag mit dem Titel „Die Tiere des Feldes machen sich vom Acker“ entwickelte sich auch die Idee zum diesjährigen Serienthema

„Ich bin gern so viel wie möglich in der Natur. Für mich ist das ein Ausgleich zum beruflichen Alltag, in dem immer viele Menschen um mich herum sind. In der Natur muss niemand sprechen, dann kann ich in aller Stille beobachten. Über Stunden vergesse ich die Welt um mich herum“, erzählt der passionierte Fotograf. Nicht immer liegt Eick übrigens so dürftig getarnt im Gelände wie auf dem Bild. Er arbeitet auch mit per Bewegungsmelder auslösenden Wildkameras und Decknetzen, gerade im freien Feld hat der Sichtschutz mitunter fast schon militärische Qualitäten. Das hat dem Biologen sogar schon Fernsehpräsenz beschert – für die SWR-Sendung „Der Natur auf der Spur“ stand Michael Eick bereits mehrfach nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera.

Über einen allgemeinen Vortrag mit dem Titel „Die Tiere des Feldes machen sich vom Acker“ entwickelte sich auch die Idee zum diesjährigen Serienthema. Ursprünglich hatten Autor und Redaktion Amphibien ins Auge gefasst. Mit Blick auf die unter dem Kappelberg ja eigentlich fehlenden Fließgewässer galt ausgemacht, dass die Suche nach Kröte, Unke und Lurch spannend werden könnte. Doch kurz vor Serienstart kabelte Eick einen „Hilferuf“ an die Redaktion: „Muss unbedingt um eine Planänderung bitten. Ich habe unheimlich gutes Fotomaterial beisammen und brenne geradezu für Hamster, Lerche und Co.“, schrieb er jüngst in einer mit Beweisaufnahmen garnierten E-Mail. Mit ein Hintergrund für die Motivation des Naturschützers ist etwa die besorgniserregende Entwicklung beim Rebhuhn, das eine offene Agrarlandschaft braucht und vom Wandel in der Flur mit am stärksten betroffen ist.

Spannend sind für Eick, der seine Diplomarbeit einst über den Steinkauz schrieb, aber auch andere Tiere: der Feldhase zum Beispiel, der von der Natur fast mit einem Rundumblick gesegnet ist

„In Fellbach gibt es ein wirklich viel Mut machendes Projekt, dass der Trend auch mal in die andere Richtung gehen könnte. Unsere hiesigen Landwirte machen mit, sehr erfreulich. Aber bei Vorträgen fällt immer wieder auf, wie wenig die Gäste über die Natur und die Zusammenhänge wissen. Deshalb möchte ich mit der Serie noch mehr Menschen erreichen“, sagt Eick – und verrät, dass Rebhühner schon wegen der Kunst, sich wie unter einer Tarnkappe vor Fressfeinden zu verbergen, zu seinen Favoriten zählt.

Spannend sind für Eick, der seine Diplomarbeit einst über den Steinkauz schrieb, aber auch andere Tiere: der Feldhase zum Beispiel, der von der Natur fast mit einem Rundumblick gesegnet ist. Die Schlingnatter, die auf dem Kappelberg lebt, aber von Menschen fast nie zu sehen ist. Oder die Gottesanbeterin, die in der Lauerstellung am Grashalm wirkt wie ein aus dem Horrorfilm entsprungenes Alien.

Um dennoch starke Bilder liefern zu können, fuhr er extra nach Wien

Besonders fasziniert ist der Biologe aber auch vom Feldhamster. Den gibt es in der heimischen Flur so gut wie nicht mehr, entdeckt hat Michael Eick bisher jedenfalls noch kein Exemplar. Um dennoch starke Bilder liefern zu können, fuhr er extra nach Wien, um die kurioserweise gerade in der österreichischen Hauptstadt lebende Population abzulichten. „Ich lag einen ganzen Tag lang mit der Kamera auf dem Zentralfriedhof“, erzählt Eick – und weist im selben Atemzug darauf hin, dass er aus Pietätsgründen den gebührenden Abstand zum Gräberfeld hielt, um die Totenruhe nicht zu stören. Weshalb sich die hierzulande so gut wie verschwundene Art ausgerechnet auf dem Friedhof so wohl fühlt, liegt auf der Hand: Die Tiere haben ihre Ruhe und finden ungespritztes Pflanzenmaterial als Futter.

Für den Abschluss der Serie hat sich Eick einer Kindheitserinnerung genähert: Als kleiner Junge hatte das „grüne Schaf“ einer Familie aus Diplom-Ingenieuren und technischen Zeichnern nicht nur einen Bücherschrank voller Tierlexika und eine Jahreskarte der Wilhelma im Kinderzimmer, sondern auch eine kleine Plüsch-Eule von Steiff, die als Spieluhr eine abendliche Gute-Nacht-Melodie erklingen ließ. Über den Beitrag zur Schleiereule kann der geneigte Leser deshalb schon jetzt gespannt sein.