Bis heute ist ungeklärt, wer Jack the Ripper wirklich war. Britische Forscher sind sich sicher, jetzt mit Hilfe einer DNA-Analyse den entscheidenden Hinweis gefunden zu haben. Der Londoner Serienmörder soll ein polnischer Barbier gewesen sein.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

London - Ist der legendäre Londoner Serienmörder Jack the Ripper enttarnt? Das zumindest behaupten zwei britische Forscher anhand neuer Analysen von DNA-Spuren. Die genetischen Fingerabdrücke haben Jari Louhelainen, Professor für Biochemie an der John Moores University in Liverpool, und der Mediziner David Miller von der University of Leeds an einem blutverschmierten Schal des vierten Opfers des Rippers, Catherine Eddowes, gefunden.

 

„Dieser Schal ist unseres Wissens nach das einzige physische Beweisstück dieser Morde“, erklären die Experten im aktuellen Wissenschaftsmagazin „Journal of Forensic Sciences“.

DNA-Proben stimmen überein

Die auf dem Schal gefundenen Blutspuren stammen vom Opfer und einem der damaligen Hauptverdächtigen, Aaron Kosminski. Die Wissenschaftler verglichen die DNA-Sequenzen mit dem Erbgut von noch lebenden Verwandten Kosminskis und fanden dabei Übereinstimmungen. Dies könnte, so die Forscher, bestätigen, dass Kosminski tatsächlich der berüchtigte Serienkiller war.

Die DNA-Analysen zeigten zudem, dass der mögliche Täter braune Augen und Haare besaß. „Damit passt diese phänotypische Information zu dem einzigen historischen Zeugenbericht, der als zuverlässig gilt“, betonen Louhelainen und Miller.

Kritiker bezweifeln Ergebnisse

Zeugen sagten damals gegenüber Scotland Yard aus, Catherine Eddowes in Begleitung eines Mannes gesehen zu haben – noch zehn Minuten vor der Entdeckung ihrer Leiche. In der Londoner Zeitung „Times“ beschrieb ein Zeuge ihn als „etwa 30 Jahre alt, 1,75 Meter groß, heller Teint, mit kleinem blondem Schnurrbart, rotem Halstuch und spitzer Mütze“. Die Beschreibung könnte auf Kosminski zutreffen, so die Forscher.

Aaron Kosminski (1865-1919) war ein polnischer Einwanderer, der im Londoner Armenviertel Whitechapel, wo die Morde verübt wurden, wohnte und als Barbier arbeitete. 2014 veröffentlichte der britische Autor Russell Edwards das Ergebnis einer ersten Erbgut-Analyse, die ebenfalls Louhelainen durchgeführt hatte.

Kritiker bezweifeln allerdings diese Theorie. Nach mehr als einem Jahrhundert sei es nicht mehr möglich, auf einem alten Schal noch brauchbare DNA sicherzustellen, die sich eindeutig dem Täter zuordnen lasse.

Die fünf Opfer und ihr Mörder

Zwischen dem 31. August und dem 9. November 1888 wurden in Whitechapel fünf bestialische Morde begangen, die die Handschrift eines einzigen Täters trugen. Am 27. September 1888 erhielten die Fahnder einen Brief. Sein Verfasser gab sich als der Mörder aus und nannte sich Jack the Ripper.

Die Polizei tappte im Dunkeln. Dabei war die „Arbeitsweise“ des unbekannten Mörders klar: Seine Opfer – Mary Ann Nichols, Annie Chapman, Elizabeth Stride, Catherine Eddowes und Mary Jane Kelly – waren Ende 30 oder über 40. Sie alle waren Prostituierte gewesen oder arbeiteten noch in dem Gewerbe. Der Täter tötete am Wochenende oder an Feiertagen, schnitt ihre Kehle durch und verstümmelte sie.

Zeugenaussage traf auf Kosminski zu

Doch es gab auch weitere Verdächtige zur Genüge: Ex-Liebhaber, Kriminelle, Schlachter, Ärzte oder Hebammen wegen ihres anatomischen Wissens, Freimaurer, Einwanderer, Scharlatane und Anarchisten. Es half nichts – der Mörder wurde nie gefasst.