Endlich zeigt Sky die Serie „Black Monday“ über einen Börsencrash an der Wall Street 1987 auch auf Deutsch. Die führt eine ganze Epoche so unterhaltsam wie lehrreich vor.

Stuttgart - Die Achtziger gehen immer. Kalter Krieg und Mauerfall, Hafenstraße oder Heimcomputer, Gladbeck und Dallas, Lady Di oder Boris Becker, Walkman, Milchkaffee, Schulterpolster und dann natürlich ein Sound, mit dem sogar die Generationen Y bis Z ihre Abi-Bälle beschallen. Kein anderes Jahrzehnt wühlt auch jene emotional so auf, die damals noch gar nicht geboren waren. Umso verblüffender ist es, wie selten Fernsehserien diese stilistisch nahezu unbegrenzt haltbaren 120 Monate so richtig ausschlachten. Abgesehen von Netflix, das sie mit Formaten wie „Glow“ ab und an feiert, bleibt die Auswahl populärer Bearbeitungen begrenzt.

 

Das Lebensgefühl der Achtziger

Jetzt aber werden die Achtziger Thema. Und wie! Nach ihrer gemeinsamen Superhelden-Adaption „Preacher“ reisen der produzierende Schauspielautorenregisseur Seth Rogen und der ähnlich umtriebige Evan Goldberg zurück in die Zukunft von einst, ins New York der späten Achtziger. Vordergründig betrachtet handelt „Black Monday“ zehn Folgen lang vom bislang größten Börsencrash der Geschichte, als die Kurse an der Wall Street an nur einem Oktobertag um satte 540 Punkte abstürzten. Eine Handbreit drunter jedoch geht es nicht bloß ums Finanzwesen im Turbokapitalismus jener entfesselten Tage; weit wichtiger ist das Lebensgefühl der Menschen dahinter.

Verkörpert werden die durch drei erstaunliche Figuren: den erfahrenen Broker Maurice „Mo“ Monroe (Don Cheadle), dessen rechte Hand Dawn Towner (Regina Hall) sowie das Finanzwelt-Greenhorn Blair (Andrew Rannells), das als einziger des Trios keiner Randgruppe im weißen, männlichen Börsenkosmos angehört.

Optisch wie charakterlich grundverschieden, wollen die drei Außenseiter die männlich-weiße Shareholder-Ökonomie aufmischen. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, als der ungebremste Aufschwung erstmals seit der Weltwirtschaftskrise zwischen den Kriegen die volle Schubumkehr erlebt.

Ein Paket Koks

Zwei afroamerikanische Emporkömmlinge und ein weißer Elitezögling im fröhlichen Kampf gegens Establishment: Das erinnert schwer an Eddie Murphy und Dan Aykroyd im Kinofilm „Glücksritter“, die 1983 der Wall Street Paroli boten. Es steckt spürbar ein großes Stück Emanzipationsgeschichte in dieser zehnteiligen Comedy, wenn das Außenseiterduo versucht, über den Kauf einer Bekleidungsfirma Profit aus dem Zusammenbruch zu schlagen.

Doch schon beim allerersten Aufeinandertreffen der Partner in spe, als der schüchterne Blair dem exzentrischen Mo zwischen all den Renditejägern auf dem Parkett versehentlich ein Riesenpaket Koks aus dem Maßanzug schlägt, zeigt sich: hier geht es bei aller Sozialkritik am Ende doch auch um den Retro-Faktor eines schillernden Jahrzehnts.

Augenzucker, der nicht klebt

Anders als in den dezent ausgestatteten Netflix-Rückblenden „Stranger Things“ oder auch „Dark“ stehen Kostüme und Kulissen hier durchaus im Vordergrund. Der habituelle Aberwitz des enthemmten Geldadels jener Tage ist nicht nur dekorativer Background, sondern essenziell für die Situationskomik.

Nur: Während die fast verbissene Detailverliebtheit deutscher Fernsehdekorateure jede Handlung meist im Karneval des so genannten Historytainments erstickt, bleibt der Inhalt bei aller Optik in „Black Monday“ doch vordringlich, ergo glaubhafter. Augenzucker, lernen wir auch in dieser Streaming-Serie internationaler Herkunft, muss demnach weder Zähne noch Magen verkleben, um unterhaltsam zu sein. Und in diesem Fall sogar oft lustig.

Ab 11. März 2019 auf Sky, auch via Skyticket abrufbar