Renate (59) aus Sersheim ist an MDS erkrankt – einer Vorform von akuter Leukämie. Sie hat sich immer für andere eingesetzt, jetzt braucht sie selbst Hilfe. Ihre Tochter kämpft jetzt für sie.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Sersheim - Sie setzte sich jahrelang gern für andere Menschen ein und unterstützte sie – doch jetzt ist Renate aus Sersheim selbst auf Hilfe angewiesen. Die 59-Jährige ist am MDS-Syndrom erkrankt, einer Vorstufe von Leukämie. Die erschütternde Diagnose kam im Juni zutage, und recht schnell war klar: Nur eine Stammzellenspende kann das Leben von Renate retten. „Wird kein Spender gefunden, wird bei ihr akute Leukämie ausbrechen“, sagt Tochter Aenne-Sophie.

 

Sie kommt seither so oft wie möglich nach Hause, um ihre Mutter zu unterstützen. Obwohl sie mehrere Monate beruflich im Allgäu wohnte. „Denn die vielen Jahre, in denen sie für mich da war, will ich ihr nun zurückgeben. Ich möchte noch viele weitere gemeinsame, glückliche Jahre mit meiner Mama haben.“ Entsprechend rührt Aenne-Sophie die Werbetrommel, damit sich möglichst viele Menschen bei der Deutschen Knochenspenderdatei (DKMS) registrieren. In der weltweiten Kartei konnte bislang kein passender Spender für Renate gefunden werden.

26 Personen haben sich über die Online-Aktion „Hilf meiner Mama!“ bereits angemeldet. Viele weitere sollen folgen. Dass bei dem Aufruf nur der Vorname genannt wird, ist auf eine Empfehlung der DKMS zurückzuführen, die zum einen die Privatsphäre der Betroffenen schützen soll und diese vor unerwünschten Anschreiben bewahrt, etwa von mutmaßlichen Betrügern, die alternative Heilmethoden gegen Geld anbieten.

Mit einer Lungenentzündung nahm das Unheil seinen Lauf

„Meine Mama, die früher arbeiten konnte bis zum Umfallen, nebenher noch den Haushalt schmiss und sich im Rahmen der Nachbarschaftshilfe um unzählige alte und kranke Menschen kümmerte, musste plötzlich zweimal in der Woche mit dem Krankenwagen gefahren werden“, schildert Tochter Aenne-Sophie die neue Situation. Renate ist gelernte Altenpflegerin, arbeitete auch auf der Entbindungsstation und schulte dann zur Betreuungsassistentin um, um älteren und kranken Menschen zu helfen. Privat stand sie Jahr für Jahr ehrenamtlich beim Sommerferienprogramm in der Küche, um den Kindern täglich etwas Leckeres auf den Tisch zu zaubern.

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Inzwischen gehören Krankenhausaufenthalte zu Alltag von Renate. Mit einer ersten Lungenentzündung zum Ende des Jahres 2020 hatte das Unheil seinen Lauf genommen. Denn zusätzlich infizierte sich die Sersheimerin mit dem Coronavirus. Zwei Monate verbrachte sie im Krankenhaus. Und nach der Entlassung blieben gesundheitliche Probleme, es ging ihr nie wirklich besser. „Irgendetwas stimmte da nicht“, erinnert sich Tochter Aenne-Sophie. Also folgten Untersuchungen in mehreren Krankenhäusern, ehe man im vergangenen Sommer in Stuttgart auf Myelodysplastische Syndrome stieß – MDS. Ein Schock. Der Diagnose folgten mehrmalige Knochenmarkpunktionen, Bluttransfusionen und weitere Lungenentzündungen.

Ohne Spender droht akute Leukämie

Die Erkrankung MDS gehört zu den häufigsten bösartigen Bluterkrankungen des Erwachsenen und tritt vor allem bei Patienten auf, die älter als 60 Jahre sind. Der Überbegriff fasst dabei verschiedene Erkrankungen des Knochenmarks zusammen, bei denen zu wenig funktionstüchtige Blutzellen gebildet werden. Die einzelnen MDS-Formen unterscheiden sich in ihrem Verlauf, in den Behandlungsmöglichkeiten und in dem Risiko, dass eine akute Leukämie folgt. Bei Renate ist dieses Risiko gegeben.

Kostenlos und schnell für die DKMS registrieren

Aktion „Hilf meiner Mama!“
Die Registrierungs-Aktion für Renate ist online zu finden auf https://www.dkms.de/aktiv-werden/online-aktionen/mama-renate. Dort wird mit wenigen Fragen geklärt, ob man generell als Stammzellenspender in Frage kommt. Um in die DKMS-Datei aufgenommen zu werden, braucht es dann einen Wangenabstrich, der zuhause vorgenommen werden kann. Das Wattestäbchen wird eingeschickt.

Stammzellenspende
Wird man als passender Spender ermittelt, werden die Stammzellen per Blutabnahme entnommen. Das dauert drei bis fünf Stunden. Meist verlassen Spender die Klinik am selben Tag. hen