Die Sesselbahn im Höhenpark musste in den 1980er-Jahren der Messe-Erweiterung weichen. Matthias Engel hat sich es nun zur Aufgabe, dazu Material, Videos und Fotos zu sammeln. Sobald er alles gesichtet hat, möchte er auch eine Ausstellung organisieren.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord/Feuerbach - Nicht nur diejenigen, die am Killesberg wohnen, haben Kindheitserinnerungen an den Höhenpark. Und bei einigen gehört zu diesen Erinnerungen auch die Sesselschwebebahn, die bis in die 1980er-Jahre hinein im Park aufgebaut war. Dazu gehört auch der Feuerbacher Matthias Engel: „Als Kind bin ich so gerne mit der Sesselbahn gefahren und habe mich immer darauf gefreut.“ Aus eigenem Interesse hat er darum vor einiger Zeit angefangen, zur Geschichte der Sesselbahn am Killesberg zu recherchieren. Das erwies sich gleich als schwerer als gedacht: „Es gibt kaum noch Material dazu“, so Engel.

 

Trotzdem suchte er weiter, bei den Stuttgarter Straßenbahnen, beim Stadtarchiv, im Straßenbahnmuseum, beim Verein Stuttgarts historische Straßenbahnen. Und so langsam wurde er fündig, in alten Akten und Schriftwechseln, die noch nirgendwo elektronisch erfasst waren. „Das habe ich als Hobby nebenbei gemacht“, sagt der Ingenieur. Im vergangenen Sommer hat er im Schaukasten an der Killesberghöhe einen Zettel ausgehängt, auf dem er um Geschichten zur Sesselbahn aus der Bürgerschaft gebeten hat. „Es kamen wirklich sehr viele Rückmeldungen“, erinnert er sich. „Viele fanden es sehr positiv, dass sich da einer um das Thema Sesselbahn kümmert.“

Man wünscht sich die Sesselbahn zurück

Anekdoten und Erinnerungen sind ihm per E-Mail übermittelt worden. Auch Fotos und sogar Filmausschnitte, und nicht nur von Stuttgartern, auch aus der Region und der Schweiz kamen E-Mails. „Die Leute erinnern sich mit Freude an die Sesselbahn, oft geäußert wurde der Wunsch, wieder eine Sesselbahn hier zu haben“, sagt Engel.

„Die Sesselbahn im Höhenpark war die erste, die nicht als Gebirgsbahn betrieben wurde“, weiß der Hobbyhistoriker Jörg Kurz, der schon mehrere Bücher über den Stuttgarter Norden verfasst hat, etwa „Der Killesberg“ und „Nordgeschichte(n)“. Soll heißen: Sie war nicht dazu da, um einen Höhenunterschied zu überwinden, wie ein Sessellift im Skigebiet beispielsweise. Die Besucher sollten einfach die schöne Aussicht auf den Höhenpark genießen. „Und sie war die Verbindung zum Eingang des Höhenfreibads, wenn man nur die halbe Strecke fuhr und oben ausstieg“, erinnert sich Kurz außerdem.

Und noch eine andere besondere Eigenschaft hatte die Sesselbahn: „Die Sitze konnten vom Seil abgekoppelt werden, das heißt, man musste nicht bei voller Geschwindigkeit einsteigen, wie etwa bei einem Paternoster“, erklärt Matthias Engel. Technische Probleme hat es wohl auch immer mal gegeben: Schon bei der Eröffnungsfahrt soll der damalige Bundespräsident Theodor Heuss steckengeblieben sein, heißt es.

Ausstellung und Tafel im Park sind angedacht

Die etwa zehnminütige Fahrt führte von der Talstation, im Bereich des heutigen Fontänensees beim Haupteingang an der Killesberghöhe, über das Tal der Rosen bis hinauf zum den Steinbruchresten. 1950 wurde die Sesselbahn zur Gartenschau eröffnet, damals betrieben von der SSB. Später übernahm die „Stuttgart Ausstellungs-GmbH“ die Anlage. Als die Messe Mitte der 1980er-Jahre erweitert wurde, war dies das Ende der Sesselbahn.

Noch ist Engel dabei, die ihm zur Verfügung gestellten Unterlagen genau zu sichten und einzuordnen. Mit seinen Fundstücken – etwa ein „Seilbahn-Betriebs-Kontrollbuch“, in dem täglich handschriftlich Kontrollen, Seilkilometer und Passagierzahlen eingetragen wurden – möchte Engel aber gerne eine Ausstellung machen. Wo und wann, das ist noch offen. „Auch eine Tafel im Höhenpark, die auf die Sesselbahn verweist, wäre schön.“