Der Autor und Humorist Seth Fried hat einen dystopischen Thriller veröffentlicht. „Der Metropolist“ schwankt ein bisschen unentschlossen zwischen Blade Runner und Men in Black.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Die kleine Welt des Bürokraten Henry Thompson blüht grau und langweilig vor sich hin. Er arbeitet seit zehn Jahren mit Leib und Seele im Bundesamt für kommunale Infrastruktur der US-Regierung, das sich der Leser wohl wie ein monströses Stadtplanungsamt ausgestattet mit den Überwachungskompetenzen des Geheimdienstes NSA vorstellen muss.

 

Doch dann werden in der fiktiven, US-amerikanischen Stadt Metropolis, die sich unschwer als eine Art mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz optimiertes New York identifizieren lässt, Anschläge verübt und die 18-jährige Tochter des Bürgermeisters verschwindet spurlos. Weil Henry Thompson in der undurchsichtigen Gemengelage als vertrauenswürdig gilt, wird er von seinem Behördenchef Theodore Garrett damit beauftragt, vor Ort zu ermitteln.

Ein Computer als saufender Tunichtgut

Unterstützt wird Thompson von OWEN, der künstlichen Intelligenz der Behörde, die als holografische Projektion aus einer Krawattennadel heraus dem von ungeordneten Verhältnissen schnell überforderten Bürokraten beisteht. Das Chaos ist damit programmiert, denn OWEN erweist sich als saufender und rauchender Tunichtgut, der sich einen Dreck um Vorschriften schert.

Was folgt, ist ein „wilder Ritt durch das Großstadtleben der Zukunft“, wie es auf dem Einband heißt. Seth Fried hetzt Henry und OWEN, die Buddies wider Willen, durch irre komische Szenen, die an Men in Black, Blues Brothers oder an die Ikonen aller Quasselgangster aus dem Episodenthriller „Pulp Fiction“, Jules Winnfield und Vincent Vega, erinnern.

Was OWEN mit seiner holografischen Projektionsfähigkeit und dem unbegrenzten Zugang zum Internet alles anstellt, bereitet viel Lesevergnügen, wird allerdings gelegentlich gebremst von moralisierenden, zukunftskritischen Passagen, in denen Seth Fried die Folgen eines ungebremsten Daten- und Optimierungswahnsinns diskutiert, der vor allem das Wohl der gesellschaftlichen Elite im Sinn hat.

Wie menschlich darf künstliche Intelligenz sein?

Und am Ende stellen sich doch wieder die alten Fragen: Darf der Mensch etwas, nur weil er es kann, und wie menschlich können, dürfen oder sollten künstliche Intelligenzen sein?

Seth Fried: Der Metropolist. Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke. Heyne Verlag München 2019. Paperback, Klappenbroschur, 320 Seiten, 12,99 Euro