Sie führt den größten Sex-Blog in Deutschland mit viel Witz: Theresa Lachner, 33, die am 6. November in Stuttgart liest, sprach mit uns über die Folgen des Porno-Konsums, Bildungslücken im Bett und offene Beziehungen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Wenn man sich Zahlen ansieht, sagt Theresa Lachner, die als „Deutschlands erfolgreichste Sex-Bloggerin“ gilt, haben über 65-Jährige im Schnitt den meisten Sex. Der Rest kuschele statistisch gesehen lieber mit dem Smartphone. Am Mittwoch, 6. November, 20 Uhr, liest die 33-jährige Gründerin des Blogs www.lvstprinzip in der Erotik-Boutique Frau Blum im Stuttgarter Westen.

 

Frau Lachner, welche Voraussetzung müsste ich mitbringen, wollte ich Deutschlands erfolgreichster Sex-Blogger werden?

Empathie, Pfadfinderhumor, Abgrenzungsvermögen, Verständnis fürs Internet und für Zwischenmenschlichkeiten, eine solide und kontinuierliche Ausbildung zu unterschiedlichsten Themen aus diesem Bereich - und einen sehr langen Atem.

Was macht die permanente Auseinandersetzung mit Sex mit der eigenen Lust?

Wahrscheinlich dasselbe, was die permanente Auseinandersetzung mit Lebensmitteln mit dem Appetit eines Chefkochs macht – man versteht einzelne Nuancen einfach wesentlich besser.

„Ich kenne Paare, bei denen funktioniert die offene Beziehung“

Sie beklagen Bildungslücken im Bett. Woran mangelt es vor allem?

Das größte Problem ist gefährliches Halbwissen. Wir lernen aus Pornos, Hollywoodschnulzen, Frauenzeitschriften und zwei Stunden Aufklärungsunterricht in der neunten Klasse, wie’s gehen soll, stehen uns dann aber nackt mit Unsicherheiten gegenüber. Fragen Sie 20 Frauen, ob sie schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht haben – aber nur, wenn Sie die Antwort auch aushalten.

Die Frage, ob auch Sie vortäuschen, verkneif ich mir. Sagen Sie mir lieber, ob offene Beziehungen fürs Lustprinzip hilfreich sind.

Nachdem die Konzepte Monogamie und Liebesheirat erst seit dem 18. Jahrhundert so richtig populär sind, finde ich es nicht verkehrt, dass daran jetzt ein bisschen gerüttelt wird. Ich kenne Paare, bei denen das ganz gut zu funktionieren scheint, oder zumindest auch nicht schlechter als monogame Beziehungen - aber natürlich ist das mit sehr viel Hingabe, Multitaskingfähigkeit und Kommunikationsbereitschaft verbunden.

Welchen Tipp geben Sie einem Paar, das beschließt, nach langjähriger Ehe wieder mal wilden Sex wie früher miteinander zu haben?

Keinen generellen, weil ich unser fiktives Paar ja nicht persönlich kenne. In eingespielten Langzeitbeziehungen ist ein Element der Fremdheit oft nicht schlecht – sei es ein Hotelzimmer oder ein neues Spielzeug.

„Übermäßiger Pornokonsum kann zur Erektionsprobleme führen“

Was macht der ständige Porno-Konsum junger Menschen mit deren Liebesleben?

Es betrifft nicht nur die Jungen. Bei der Masse an Pornos können wir alle mit einbeziehen, die einen Internetzugang haben. Bei Mainstreampornos herrscht ein Mangel an Diversität der gezeigten Körper, vieles ist antifeministisch. Männer, die viel zu Pornos masturbieren, haben oft Probleme mit der Erektion, was einerseits damit zusammenhängt, dass die echte Frau vor ihnen sie überfordert. Andererseits haben sie eine Desensibilisierung des Penis, die von einem sehr festen Griff bei der Selbstbefriedigung kommt.

Wird in Deutschland zu viel über Sex geredet, und wird er zu wenig praktiziert?

Nach den Zahlen haben die über 65-Jährige im Schnitt den meisten Sex. Der Rest von uns kuschelt statistisch gesehen anscheinend lieber mit seinem Smartphone.

Zur Person

Die Journalistin, Speakerin und Gründerin des Sexblogs „Lvstprinzip“ ist 1986 geboren. Theresa Lachner arbeitete nach Studium in Literatur- und Kommunikationswissenschaft als Filmkritikerin, Reisejournalistin, lebte fünf Jahre als Digitalnomadin in 36 Ländern. Am 6. November, 20 Uhr, liest sie in der Erotik-Boutique Frau Blum im Stuttgarter Westen, Reuchlinstraße 11, aus ihrem autobiografischen Buch „LVSTPRINZIP“ (Aufbau-Verlag). Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Wittwer-Thalia statt.