Seit fast drei Jahren ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft gegen das Sex-Imperium des Bordellkönigs Jürgen Rudloff. Jetzt scheinen die Strafverfolger langsam ans Ziel zu kommen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Was lange währt: Fast drei Jahre nach der Razzia im Großbordell Paradise in Leinfelden-Echterdingen gibt es für Bordellkönig Jürgen Rudloff einen unfreiwilligen Wohnsitzwechsel. Wenige Tage nach seinem 64. Geburtstag kam der Geschäftsmann in Untersuchungshaft. Der Vorgang wurde von der Staatsanwaltschaft bestätigt.

 

Gegen den Stuttgarter, der sich über viele Jahre bundesweit als Saubermann für seriöse Erotikdienstleistung darstellte, wird seit Ende November 2014 wegen gewerbsmäßigen Betrugs sowie wegen Beihilfe zu Menschhandel und Zuhälterei ermittelt. Nun scheinen die Ermittler genügend Beweise zusammen zu haben. „Wir haben einen dringenden Tatverdacht“, bestätigt Jan Holzner, Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, „und wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr einen Haftbefehl beantragt.“ Ein Richter setzte diesen schließlich am Mittwoch in Vollzug.

Auch für weitere Beschuldigte wird es eng

Weitere Angaben zum Verfahren machte Holzner nicht. Offenbar stehen aber die Ermittlungen um das Großbordell-Imperium vor dem Abschluss. Dann dürfte es auch für weitere Geschäftsführer und Statthalter eng werden, die im Gegensatz zu Rudloff schon mal einige Zeit hinter Gittern verbringen mussten, ehe sie gegen Auflagen auf freien Fuß kamen. Zu den weiteren Beschuldigten gehört etwa Rudloffs Marketingleiter und Pressesprecher, der als Präsident eines Bundesverbands des Deutschen Erotikgewerbes und Fernseh-Rotlichtexperte eine angeblich ehrliche Prostitution propagierte. Der 51-Jährige saß im Paradise-Verfahren bereits über 100 Tage in U-Haft. Außerdem steht ein 52-Jähriger, sechs Jahre lang Paradise-Geschäftsführer, im Visier.

„Das sind doch alles Unterstellungen“, hatte Rudloff erklärt, als sein Sex-Imperium in Leinfelden-Echterdingen, Frankfurt, Saarbrücken und Graz sowie Geschäftsräume in Österreich, Bosnien und Rumänien von 900 Polizisten in die Zange genommen wurde. Dabei geht es um Menschhandel und eine Nähe zu der rockerähnlichen Gruppierung United Tribuns, der man dicke Geschäfte im Rotlichtviertel nachsagt. Als „Unterstellung“ wertete Rudloff außerdem den Vorwurf, Investorengeld nicht in neue Bordellprojekte, sondern für private Zwecke verwendet zu haben. Rudloff hatte selbst in Kreisen des VfB Stuttgart einen guten Ruf – und manchen Spieler als Kunden im Echterdinger Etablissement. Mehrere Jahre hielt er sich lieber im Ausland auf, ehe er wieder nach Stuttgart zurückkehrte.

Festnahmen bei United Tribuns und Hells Angels

Nach der Paradise-Razzia gab es erste Urteile, etwa mehrjährige Haftstrafen gegen einen sogenannten Loverboy und zwei Aufpasserinnen. Bei weiteren Festnahmen wurden insgesamt 16 mutmaßliche Zuhälter gefasst – laut Landeskriminalamt auch Angehörige der United Tribuns und Hells Angels.