Salzburg, Bayreuth, New York, Boston: Er hat alle großen Orchester und auf den Bühnen der Welt dirigiert. Seine musikalische Karriere ist grandios. Nun treffen den US-Dirigenten James Levine sehr spät schwere Missbrauchsvorwürfe. Ob sie zutreffen, weiß man nicht. Ein Porträt.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

New York - Vor ein paar Wochen ist der heute 74-jährige Dirigent James Levine nach langer Zeit der Abwesenheit noch einmal in Berlin zu Gast gewesen. Eingeladen hatte ihn sein Freund Daniel Barenboim. Levine saß, weil seit einigen Jahren wegen eines Rückenleidens und einer dazu gekommen Parkinson-Erkrankung an den Rollstuhl gefesselt, vor der Berliner Staatskapelle und dirigierte Mahlers Dritte Sinfonie, aber es gab auch Zeit für Gespräche, und Jimmy Levine nutzte die Möglichkeit, um noch einmal an die Klangideale seiner Jugendzeit zu erinnern, die er bei der Staatskapelle zu seiner Freude perfekt konserviert fand. Er sei, sagte Levine, immer geprägt gewesen von Vorbildern, die den „vokalen Parameter der Musik“ mit einbezogen hätten, Dirigenten also, die Instrumente singen ließen, wie Fritz Reiner, Dimitri Mitropolous, Hans Knappertsbusch, Wilhelm Furtwängler und Arturo Toscanini.