Der italienische Sender Rai hat in seiner Sendung „Parliamone Sabato“ – zu Deutsch etwa: Darüber reden wir Samstag – den Sexismus-Vogel abgeschossen – und prompt einen Shitstorm geerntet.

Rom - Das italienische Fernsehen präsentiert mitunter ein teilweise befremdliches Frauenbild. Doch an leicht bekleidete Kameradamen, die spontan in der seriösesten Polit-Talkshow durchs Bild wandern, oder überschminkte Nachrichtenansagerinnen, deren tiefer Ausschnitt oft vom Geschehen in der Welt ablenkt, hat man sich im Prinzip schon gewöhnt.

 

Der Sender Rai hat am Samstag in seiner Sendung „Parliamone Sabato“ – zu Deutsch etwa: Darüber reden wir Samstag – den Sexismus-Vogel abgeschossen: Die Sendung hatte sich ausführlich mit den Gründen befasst, warum immer mehr italienische Männer auf Frauen aus Osteuropa stehen – vor allem, wenn es ums heiraten geht.

Die Vorteile dieser Frauen gegenüber den italienischen wurden übersichtlich in sechs Punkten knapp zusammengefasst: Sie würden gerne Mütter, hätten aber gleich nach der Geburt wieder ihren Marmorkörper. Sie seien die perfekten Hausfrauen, die schon nach kurzer Zeit die nötigen Arbeiten im Haus lernten. Sie seien immer sexy und schliefen nicht in unerotischen Schlafanzügen. Sie überließen dem Mann gerne die Führung in der Partnerschaft und würden Untreue verzeihen. Und das Beste: Sie seien nie schlecht gelaunt.

Rai-Präsidentin Monica Maggioni gibt sich zerknirscht

Prompt verdüsterte sich wohl die Miene so mancher italienischen Zuschauerin. Der Sender wurde im Internet von einer wütenden Protestwelle überrollt. Dies bewog die Rai-Präsidentin Monica Maggioni am Montag dazu, sich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort zu melden. „Das ist ein Frauenbild, das nicht im öffentlichen Fernsehen verbreitet werden darf“, erklärte sie zerknirscht. „Zunächst entschuldige ich mich. Dann werden wir als Unternehmen versuchen zu verstehen, wie eine Auflistung dieser Art überhaupt entstehen konnte.“

Auch Rai-1-Direktor Andrea Fabiano betonte nach den Protesten: „Ich entschuldige mich bei allen für alles, was Sie gesehen und gehört haben.“ Den Kritikern war das jedoch nicht genug. „Das ist eine sensationelle Demonstration kultureller Rückständigkeit und eine Beleidigung aller Frauen“, die nicht einfach durch eine Mitteilung auf Twitter aus der Welt geschafft werden könne, sagte die Senatorin Loredana De Petris.