In Indien haben sich Politiker eine langweilige Debatte mit Sexfilmen auf dem Handy versüßt. Jetzt müssen drei Minister ihren Hut nehmen.

Indien - Peinlicher geht es kaum. Mitten in einer Parlamentssitzung wurden zwei indische Landesminister im IT-Mekka Bangalore dabei ertappt, wie sie auf einem Handy offenbar Pornos anschauen, um sich die trockene Debatte zu versüßen. Ein TV-Sender hielt alles auf Kamera fest und strahlte den anstößigen Akt in den Nachrichten aus. Zwar traten die beiden Herren am Mittwoch umgehend von ihren Ämtern zurück. Doch für die Medien war dies ein gefundenes Fressen. Zumal die beiden Politiker auch noch der rechten Hindu-Partei BJP angehören, die sich nur zu gerne als Tugendwächter und Hüter von Sitte und Anstand aufspielt.

 

Auch der Hafenminister, dem das Handy mit dem anstößigen Material offenbar gehörte, musste seinen Hut nehmen. Die BJP kündigte eine Untersuchung an. Noch pikanter wurde die Affäre dadurch, dass einer der Männer, C. C. Patil, Minister für Frauen und Kinder des Bundesstaates Karnataka war – und für seine kruden Moralvorstellungen berüchtigt ist. Patil hatte schon mal für Schlagzeilen gesorgt, als er suggerierte, dass Frauen, die sich „aufreizend“ anziehen, selbst schuld sind, wenn sie sexuell belästigt werden. „Frauen sollten wissen, wie viel Haut sie entblößen.“

Film habe der Aufklärung gedient

Die Minister bestritten, dass es sich um Pornos handelte. Vielmehr habe es sich um Aufzeichnungen einer Rave-Party gehandelt, bei der eine Frau sexuell missbraucht werde, erklärte Patil. Er habe das Material begutachtet, um sich auf eine Debatte über Rave-Partys vorzubereiten. „Ich habe eine Ausländerin beobachtet, die belästigt wurde“, sagte er. „Es war kein Porno.“

Doch laut den Berichten von indischen Nachrichtenagenturen ist auf dem Video eine Frau zu sehen, die erst tanzt, sich dann auszieht und dann Sex mit Männern hat. Von einem „neuen Tiefpunkt im Parlamentsgeschäft“, sprach die Times of India. Auch auf Twitter ging ein Sturm von Hohn und Spott über die BJP nieder, die gerne mal gegen das „obszöne Benehmen“ von Touristen wettert und die verlotterten Sitten des Westens anprangert.

Dass die Medien „Porngate“ so aufbauschten, dürfte allerdings kaum ein Zufall sein. Gleich in fünf Bundesstaaten Indiens wird in diesen Wochen nämlich ein neues Landesparlament gewählt. Am Mittwoch begannen auch die gestaffelten Wahlen in Uttar Pradesh, dem größten und wichtigsten Bundesstaat. Denn dort kämpft die Kongresspartei, die in Uttar Pradesh vor fünf Jahren böse unterlag, für ein Comeback und gegen ihren Niedergang. So mutmaßten manche Kommentatoren, die kongressnahen Medien würden die Empörung über „Porngate“ gezielt schüren, um die BJP vor den Wahlen noch kräftig zu blamieren.