Wer meint, Yogis seien die besseren Menschen, irrt gewaltig. Immer mal wieder gerät einer jener selbst ernannten Gurus ins Zwielicht. Jetzt soll einer von ihnen eine Millionenstrafe zahlen – wegen Mobbings.

Los Angeles - Von wegen Licht und Liebe: Seit aus der indischen Weisheits- und Körperlehre Yoga ein weltweiter Massentrend geworden ist, macht immer mal wieder der eine oder andere Guru negative Schlagzeilen. Häufig geht es um sexuelles Fehlverhalten, manchmal aber auch um Steuerhinterziehung oder Mobbing. Die körperliche Nähe beim Unterricht, die psychische Abhängigkeit vom Lehrer und vermeintlichen Guru, handfeste wirtschaftliche Interessen: Aus dieser Gemengelage entstehen die Skandale.

 

Jetzt hat es einen der bekanntesten Yoga-Meister der Welt erwischt: Wegen Mobbing und Belästigung ist der Begründer von Bikram-Yoga, Bikram Choudhury in den USA zu einer Millionenstrafe verurteilt worden. Ein Gericht in Los Angeles gab damit einer Anwältin Recht, die früher für Bikram Choudhury gearbeitet hatte. Nach ihren Angaben wurde sie von dem Mann hinter dem weltweiten Bikram-Imperium gemobbt, nachdem sie gegen die sexuelle Belästigung von Frauen im Unternehmen Stellung bezogen hatte. Bikram-Yoga wird in extra aufgeheizten Räumen praktiziert und ist weltweit verbreitet.

6,47 Millionen Dollar Schmerzensgeld

Die Klägerin Minakshi Jafa-Bodden leitete die Justizabteilung des Imperiums. Als solche sprach sie nach eigenen Angaben mehrere ihr zugetragene Fälle von sexueller Belästigung und sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz an. Unter anderem ging sie Vorwürfen nach, dass eine Praktikantin vergewaltigt worden sei. Wegen ihres Einsatzes für die Frauen wurde sie nach eigenen Angaben schikaniert und bedroht und schließlich gefeuert. Choudhury soll laut dem am Dienstag gefällten Urteil an die Klägerin 6,47 Millionen Dollar Schadenersatz und Schmerzensgeld zahlen.

Am Montag hatte ihn die Jury in dem Fall bereits zu knapp einer Million Euro Entschädigungszahlung verurteilt. Der aus Indien stammende Choudhury soll nach seiner Übersiedlung in den USA mit seiner Yoga-Idee immensen Reichtum angehäuft haben. Vor Gericht erklärte der 69-Jährige allerdings, dass er - trotz beispielsweise bis zu 40 Luxusautos in seiner Garage - kurz vor dem persönlichen Bankrott stehe.

Nacktmassagen und Zungenküsse

Bikram Choudhury ist nicht der erste Guru, der in den Schlagzeilen geraten ist und er wird auch nicht der letzte sein. 2012 wurde zum Beispiel das lüsterne Treiben von John Friend publik, in der Yogaszene ist der Skandal zwischenzeitlich als „Anusaragate“ bekannt. Friend soll seine Machtposition als Begründer der Anusara-Yoga-Bewegung für Sex mit seinen Schülerinnen ausgenutzt haben. Strafbar war das wohl nicht, die beteiligten Frauen waren allesamt erwachsen und hatten in die Praktiken eingewilligt, zu denen zum Beispiel Nacktmassagen nebst Zungenküssen gehört haben sollen. Aber moralisch höchst fragwürdig war Friends Verhalten allemal – und hat die Yogawelt zutiefst verunsichert zurückgelassen. Hinzu kamen finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Unternehmensführung – schließlich ist auch das Anusara Yoga letztlich ein Geschäft.

Ins Zwielicht geraten war vor einigen Jahren der Inder Kausthub Desikachar, ein bekannter Yogalehrer und überdies der Enkel von Krishnamacharya, dem Begründer des modernen Yoga, so wie es heute in diversen Varianten weltweit praktiziert. Auch hier lauteten die Vorwürfe vor allem sexuelle Belästigung und seelischer Missbrauch. Die österreichischen Behörden, wo die Fälle angeziegt worden waren, ermittelten wegen der Vorwürfe, allerdings ist das Verfahren zwischenzeitlich eingestellt.