Die Missbrauchsvorwürfe im Fechtclub Tauberbischofsheim sollen schnellstmöglich aufgeklärt werden. Ein fünfköpfiges Gremium will erste Ergebnisse voraussichtlich im Mai vorlegen.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Tauberbischofsheim - Der Fechtclub Tauberbischofsheim wird aktiv. Die Vorwürfe gegen den Landestrainer Sven T., zwischen 2003 und 2016 Sportlerinnen mehrfach sexuell belästigt zu haben, ließen jüngst dunkle Wolken über dem Stützpunkt aufziehen. Und als sei Angriff die beste Verteidigung, hat der FC TBB nun zur Aufklärung der Sachverhalte eine Task Force installiert. „Die Vorwürfe sind so massiv. Sollten sie zutreffen, wären sie für den Fechtclub Tauberbischofsheim absolut inakzeptabel“, sagte der Vereins-Geschäftsführer Harald Stempfer am Dienstag. Deshalb möchte der Club nun auch die schonungslose Aufklärung vorantreiben. „Es darf nichts unter den Tisch gekehrt und vertuscht werden“, erklärte Stempfer.

 

Auch Internatsleiter Matthias Behr steht im Fokus

Die Task Force des Fechtclubs will ihre eigenen Ermittlungen aufnehmen – parallel zur Staatsanwaltschaft Mosbach. Die hat bereits ein Vorermittlungsverfahren gegen den Trainer Sven T. und den Tauberbischofsheimer Fecht-Internatsleiter Matthias Behr eingeleitet. Der Mannschaftolympiasieger von 1976 wird verdächtigt, den Coach, der Fechterinnen bedrängt und begrapscht haben soll, gedeckt zu haben. Insofern sind die Ergebnisse der Mosbacher Ermittler der eigentlich wesentliche nächste Schritt in dem Skandal.

Die Athletinnen selbst sind im Hinblick auf eine Klage gegen den Trainer noch nicht aktiv geworden. Solch ein Prozess ist ihnen unangenehm. Außerdem bekommen sie es in der Fechthalle wieder mit Sven T. zu tun, sollte dieser im Rechtstreit gegen seine vom Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) ausgehändigte Kündigung erfolgreich sein und weitermachen dürfen. Die Vielschichtigkeit der Angelegenheit wird die beteiligten Personen noch eine Weile beschäftigen.

Der Fechtclub TBB stellte am Dienstag die Task Force vor, die ihre Ermittlungen jetzt aufnimmt. Es sollen Interviews mit Sportlerinnen und Funktionsträgern, die in dem besagten Zeitraum am Stützpunkt tätig waren, geführt werden. „Wir sind keine Richter und Staatsanwälte, wir klagen nicht an, sondern ermitteln“, sagt der Tauberbischofsheimer Rechtsanwalt Sebastian Warken, dessen Kanzlei mit dem Fall betraut wurde – als möglichst unabhängige Instanz.

In der Taske Force befindet sich auch Warkens Anwaltskollegin Nina Bruckner sowie die stellvertretende Vorsitzende der Sportregion Stuttgart, Monica Wüllner, die selbst Sportlerin war und sich mit dem Thema „sexualisierte Gewalt im Sport“ beschäftigte. Zur fünfköpfigen Ermittlungsgruppe gehört auch der Bundeswehr-Oberst und Diplom-Pädagoge Dirk Meckelholt aus Tauberbischofsheim sowie Theresia Mursa. Die Mosbacherin ist seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich für eine Opferschutzorganisation tätig.

Informationsaustausch wird vertraulich behandelt

Ein wichtiger Baustein dieser Task Force sei, „dass man eine Stelle hat, an die man sich wenden kann“, sagte Sebastian Warken. Auf einer externen Hotline können sich betroffene Sportlerinnen oder andere Personen, die Hinweise zu den Ermittlungen beitragen können, melden. Der Informationsaustausch soll vertraulich behandelt werden. Eine rechtliche Bewertung gehöre nicht zu der Aufgabe der Task Force, meinte Warken, dies müsse dann in einem nächsten Schritt passieren.