Der kleinste deutsche Fußball-Profiverein, die SG Sonnenhof Großaspach, hat sich einen Begriff, der bisweilen eher despektierlich verwendet wird, als Markenname rechtlich schützen lassen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Aspach - Wenn sich eines der vielen Talente der SG Sonnenhof-Großaspach demnächst in der weiten Welt bei einem großen Verein mit wohlklingendem Namen bewirbt, muss es sich seiner Herkunft nicht genieren. „Dorfklub“ kann jetzt mit stolz geschwellter Brust gesagt werden – diese Bezeichnung hat sich der Verein aus der zurzeit kleinsten Gemeinde im deutschen Profifußball sogar als eine Art Alleinstellungsmerkmal gesichert. Eine Bestätigung der erfolgreichen Eintragung beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) ist dieser Tage in Form einer Urkunde in der Geschäftsstelle im Fautenhau eingegangen. Damit ist der Titel geschützt. Selbst Bayern München etwa dürfte ihn genauso wenig verwenden wie die Markennamen „Fohlen-“ oder „Werkself“. Die nämlich sind für Borussia Mönchengladbach beziehungsweise Bayer Leverkusen reserviert.

 

In (sportlicher) Sichtweite zur Landeshauptstadt

Ja, der Klub kokettiere ganz bewusst mit seiner Herkunft aus einer „herrlichen Umgebung im Schwäbischen Wald in (sportlicher) Sichtweite zur Landeshauptstadt“, bestätigt der Vereinspräsident Werner Benignus auf Nachfrage. Man wolle allen die „fantastische Geschichte“ des erst vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten aus der Fusion von Klein- und Großaspach hervorgegangenen Vereins vor Augen führen und dabei die lokale Herkunft ganz offensiv vermarkten. „Wir sind das lebende Beispiel dafür, dass man mit sehr begrenzten Mitteln viel erreichen kann“, sagt der Bauunternehmer Benignus, dessen Amtszeit als Präsident im Sommer für weitere zwei Jahre verlängert wurde. Benignus gehört dem Club seit einem Vierteljahrhundert an und steht ihm seit neun Jahren vor.

„Dorfklub“ stehe für kurze Wege, eine vergleichsweise familiäre Struktur mit viel Ehrenamt und zwischenmenschlichen Elementen, sagt der 64-Jährige und betont im gleichen Atemzug: „Wir sind dörflich aufgestellt, aber nicht hinterwäldlerisch.“ Das scheint sich auch in der Zusammensetzung des Aufsichtsrats widerzuspiegeln, dem unter anderem der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Norbert Bartle, und der Chef des Landeskriminalamts, Ralf Michelfelder, angehören.

Präsident Werner Benignus Foto: SG94

„Wo kommt ihr denn her?“

Mit der Idee, sich die Bezeichnung als Markenname patentieren zu lassen, gehe man spätestens seit jener Zeit schwanger, als man als Meister der Regionalliga Südwest in das sportliche Rampenlicht eingetaucht sei, sagt Benignus. In den vergangenen zwei Jahren, bei Spielen in Rostock, Dresden, Köln oder Magdeburg, sei man immer wieder gefragt worden: „Wo kommt ihr denn her?“ Die zweite Frage sei meist gewesen: „Wie kriegt ihr das hin, mit euren Möglichkeiten ?“ Und genau da setze das neue Marketingkonzept an: den vermeintlichen Makel als Stärke herauszustellen. „Wir sind alle auf dem Boden geblieben, bei allem sportlichen Erfolg hebt bei uns keiner ab“, sagt Benignus.

Eine kleine Dorfklub-Kollektion, Pullover und T-Shirts, sei bereits aufgelegt und im Fanshop erhältlich, sagt Benignus. Auch an eine Änderung des Briefpapiers sei gedacht. In der Rückrunde dann soll der Markenname auch auf den Trikots der Spieler in die weite Fußballwelt getragen werden – zwar nicht auf der breiten Brust, aber immerhin hoch auf dem Kragen platziert.

Die kleinste deutsche Profifußball-Gemeinde

Dorf
 Großaspach ist, wie der Name schon sagt, bevölkerungsmäßig der größte Teil der Gemeinde Aspach, die rund 40 Kilometer nordöstlich von Stuttgart im Klöpferbachtal liegt. Die Gesamtgemeinde hat rund 8000 Einwohner.

Verein
Die SG Sonnenhof Großaspach ist im Jahr 1994 von dem Spielerberater und Hotelier Uli Ferber gegründet worden. Sein im Ort ansässiges „Erlebnishotel“ wurde im Vereinsnamen verewigt. Das vor fünf Jahren fertiggestellte Stadion, die Mechatronik-Arena, fasst 10 001 Zuschauer. Einmal im Jahr findet dort auch das „Heimspiel“ der Schlagersängerin Andrea Berg, Ferbers Ehefrau, statt.

Saison
Nach 14 Spieltagen in der dritthöchsten Fußballliga steht die SG94 mit 19 Punkten und 22:16 Toren auf Rang elf von insgesamt 20 Vereinen. Tabellenführer ist der MSV Duisburg, ein Traditionsklub, der viele Jahre in der ersten Bundesliga spielte. Für die SG ist es die dritte Saison in dieser Spielklasse.

Ziel
Das Saisonziel gibt der Präsident Werner Benignus„realistisch“, wie er betont, mit dem Klassenerhalt an. Der aber sollte „so frühzeitig wie möglich gesichert werden.“