So kritisch war die Lage der SG Sonnenhof Großaspach nach 19 Spieltagen noch nie. Fünf Punkte beträgt vor dem letzten Spiel des Jahres der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Ein neuer Trainer und ein Stürmer mit SG-Vergangenheit sollen den Drittligisten retten.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Aspach - „Die anderen 10 000 müssen arbeiten“. „Ey Sandhausen, wenig Fans war unsre Idee“. Selbstironisch und kreativ – so kannte man den harten Kern der überschaubaren Anhängerschaft der SG Sonnenhof Großaspach. Doch im sechsten Jahr in der dritten Liga kam eine neue Facette hinzu. Nach der 1:2-Niederlage am vergangenen Sonntag gegen Schlusslicht FC Carl Zeiss Jena gab es die Botschaft nicht per Transparent, sondern verbal: „Wir haben die Schnauze voll“, skandierten gut 20 Fans aus der Kurve am Kunstrasen, in Rufweite zur Kabine der Arena. Die Spieler kamen daraufhin fast geschlossen aus den Katakomben, stellten sich und diskutierten mit den Fans sehr emotional und teils hitzig.

 

Markus Lang als Impulsgeber

Das alles zeigt: So dicht stand die SG in der dritten Ligazu einem vergleichbaren Zeitpunkt noch nie am Abgrund. Fünf Punkte beträgt vor dem Heimspiel an diesem Samstag (14 Uhr) gegen den MSV Duisburg der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Und im freien Fall zog man beim Tabellenvorletzten die Reißleine. Am Montag bekam Trainer Oliver Zapel den Laufpass. Markus Lang bereitet seit Mittwoch die Mannschaft über die Hausaufgabe gegen den Spitzenreiter vor. Der U-19-Trainer und Sportlicher Leiter Talentförderung bei der SG soll frischen Wind, neue Impulse reinbringen. Wie am Ende der vergangenen Saison. Da hat der frühere Stürmer vom FV Zuffenhausen und der Stuttgarter Kickers II zwei Spieltage vor Saisonende das Traineramt (mit Sportdirektor Joannis Koukoutrigas an der Seite) für den entlassenen Florian Schnorrenberg übernommen. Und mit zwei Siegen den Klassenverbleib möglich gemacht.

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Ein Ausrufezeichen, dem er mit einem Erfolg gegen Duisburg ein zweites hinzufügen könnte. Um für den Rest der Saison im Amt zu bleiben? Ein Szenario, das die Statuten verhindern. Lang ist kein DFB-Fußball-Lehrer – und ohne den Schein kann ein Trainer in der dritten Liga nur für 15 Werktage die Verantwortung übernehmen. „Leider Gottes hat Markus nur die A-Lizenz, wir sondieren den Markt “, sagt Koukoutrigas. Er fahndet nicht nach einem „Feuerwehrmann“, vielmehr nach einem Konzepttrainer, im Optimalfall aus der Region. Ex-Coach Thomas Letsch (zuletzt Austria Wien) würde ins Profil passen, genauso Alexander Blessin (Trainer der U19 von RB Leipzig). Koukoutrigas sagt zumindest zur Personalie Letsch: „Da haben wir keine Chance.“

Koukoutrigas räumt Fehler ein

Bleibt die Frage, warum die SG in dieser Saison überhaupt dermaßen in Bedrängnis kam. Bei der Antwort kommt man an diversen Abgängen nicht vorbei. Es fehlen die Glanzparaden von Kevin Broll (zu Dynamo Dresden), das Tempo von Wirbelwind Makana Baku (zu Holstein Kiel), die Tore und die Erfahrung von Knipser Zlatko Janjic (zum SC Verl) und auch Defensivmann Philipp Härcher durfte gegen eine Ablösesumme zum 1. FC Kaiserslautern wechseln. „Auch ich habe Fehler gemacht“, räumt Koukoutrigas selbstkritisch mit Blick auf die Kaderzusammenstellung ein. Er ist zwar von der Drittligatauglichkeit der Mannschaft „zu 100 Prozent überzeugt“, doch einige Neuzugänge seien noch nicht richtig im Fautenhau angekommen. „Die Werte, die unser Familienverein verkörpert sind etwas abhanden gekommen“ gibt der Sportdirektor zu – und ergänzt: „ Wir brauchen mehr Typen, die bereit sind, sich bedingungslos den A... aufzureißen.“ Nur noch wenige Spieler wie Kapitän Julian Leist und Kai Gehring tragen die „Dorfklub“-DNA in sich, früher gab es in Daniel Hägele, Michele Rizzi, Pascal Breier, Pascal Sohm oder Shqiprim Binakaj einige Akteure mehr, die als Identifikationsfiguren taugten.

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„Unser großes Problem ist, dass in der Region Clubs wie der VfB Stuttgart, der VfR Aalen oder auch die Stuttgarter Kickers abstürzten“, sagt Koukoutrigas. „Spieler, die es diesen Clubs nicht auf Anhieb den Durchbruch schafften, konnten wir auf unsere Art wieder in die Spur bringen und weiterentwickeln.“ Inzwischen müsse die SG in ganz Deutschland brauchbare Spieler scouten. Bei einem ist das allerdings nicht nötig. Der frühere Großaspacher Matthias Morys (32) hat seinen Vertrag bei Austria Lustenau aufgelöst und steht vor einer Rückkehr zur SG. Sein Berater heißt zudem Joannis Koukoutrigas.

Winterfahrplan der SG

Do., 2. Januar (15 Uhr): Trainingsauftakt

Fr., 3. bis Fr. 10. Januar: Trainingslager in Lara (Türkei)

Mi., 15. Januar (14 Uhr): Testspiel gegen 1. FC Saarbrücken (Spielort noch offen)

Sa., 18. Januar (14 Uhr): Testspiel gegen SSV Ulm 1846 (Spielort noch offen)

Di., 21. Januar (14 Uhr): Testspiel gegen VfR Aalen in Aspach

Mo., 27 Januar (19 Uhr): 21. Drittliga-Spieltag beim 1. FC Kaiserslautern