Wenn Schränke und Regal überquellen, dann ist es mal wieder an der Zeit auszumisten. Doch wohin mit dem ganzen Zeug, das meistens noch gut erhalten ist? Unsere Redaktion hat ein paar Möglichkeiten zusammengestellt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder - Wie schnell die Kleinen doch groß werden. Und noch schneller ändern sich die Interessen des Nachwuchses. Gestern waren Einhörner und Prinzessinnen-Puzzles der absolute Hit, morgen sind die schon wieder voll öde. Pappbilderbücher mit Feuerwehr und Hund verstauben im Regal, der Hochstuhl steht schon seit Jahren ungenutzt auf dem Dachboden, und im Schrank liegt die Kinderbettwäsche mit Teddys und Schaukelpferd drauf.

 

Was tun damit, wenn endgültig klar wird, dass all diese Dinge nicht mehr gebraucht werden? Aufheben für die Enkel, weil so viele Erinnerungen dranhängen. Ja schon, aber doch nicht alles! Doch zum Wegwerfen ist vieles auch zu schade. Nicht nur weil es einmal Geld gekostet hat, sondern auch wegen der großen Mengen an Rohstoffen, die in den Dingen verarbeitet sind, und die einfach nicht auf den Müll gehören. Und nicht zuletzt deshalb, weil die Spielsachen und anderen Dinge vielleicht auch noch anderen Menschen Freude machen könnten.

Nachhaltigkeit ist ein Trend

Das waren die Gedanken der Autorin dieser Zeilen, als sie bei sich zu Hause aussortiert und nach Möglichkeiten gesucht hat, Rutscheauto und Schlenkerpuppe auf sinnvolle Weise loszuwerden. Und ganz ehrlich: Im elterlichen Kleiderschrank, im Keller und auf dem Dachboden war noch einiges mehr zu finden, was nur noch Platz weggenommen hat.

Der Trend zur Nachhaltigkeit, zum Teilen, Reparieren, Leihen und Verschenken hat viele Lebensbereiche erreicht. Die sogenannte Sharing Economy widersetzt sich der Wegwerfgesellschaft und dem ewigen Dauerkonsum. Die einfachste Variante, Aussortiertes weiterzugeben, sind große Pappkartons mit der Aufschrift „Zum Mitnehmen“, die einfach auf die Straße gestellt werden. Darin sind meistens Bücher, Kassetten und CDs. Aber spätestens nach dem ersten Regen ist alles Müll. Erlaubt sind solche Zu-verschenken-Kisten übrigens auch nicht, jedenfalls nicht, wenn sie auf öffentlichen Flächen stehen. Darauf weisen die Ordnungsämter immer wieder hin.

Der An- und Verkaufsladen Altes Spielzeug an der Plieninger Straße in Möhringen ist eine Alternative. Und es gibt viele weitere.

Vor Ort: Flohmarkt im Hof und anderswo

Wer nicht spenden will, kann Gebrauchtes auch verkaufen. Auf der Filderebene gibt es insbesondere im Frühjahr und jetzt wieder im Herbst unzählige Kleider- und Spielzeugmärkte. Veranstalter sind meist die Kirchengemeinden, Schulen oder Kindergärten. Bei vielen Märkten kann jeder einen Tisch reservieren und dann Ausrangiertes anbieten. Die Tischmiete geht an den Veranstalter, der Verkaufserlös in die eigene Tasche. Es gibt auch Modelle, bei denen ein bestimmter Prozentsatz des Verkaufserlöses dem Veranstalter zugute kommt. Noch relativ neu sind die Hofflohmärkte. Dabei wird ausschließlich auf privaten Flächen von Privat an Privat verkauft. Das kann theoretisch jeder für sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt machen. Das Besondere an dem Konzept ist aber, dass es einen gemeinsamen Termin für ein Viertel oder einen Stadtteil gibt. Das macht die Sache für Käufer und Verkäufer attraktiver. Die Veranstaltung kann gemeinsam beworben werden, und die Auswahl ist größer. Der Unternehmer René Götz koordiniert Hofflohmärkte in ganz Deutschland. Wer mitmachen will, muss 15 Euro bezahlen.

Internet: Ein Geben und Nehmen auf Online-Plattformen

Wer fit in Sachen Internet ist, kann Aussortiertes auch im weltweiten Netz anbieten. Zum Beispiel bei der Facebook-Gruppe „Free Your Stuff Stuttgart“, was frei übersetzt so viel bedeutet wie „Schenke deinen Sachen die Freiheit“. Die Idee stammt aus den USA. Mittlerweile gibt es die virtuelle Plattform aber auch in vielen deutschen Städten. In Stuttgart hat die Gruppe in etwa 15 000 Mitglieder. Täglich gibt es neue Einträge in den beiden Kategorien „Give“ (gebe) und „Need“ (brauche). Im Prinzip kann jeder auf der Plattform alles verschenken. Wer allerdings für seine Sachen Geld möchte oder Geld bietet, wird von den Administratoren konsequent gesperrt. Alles muss kostenlos sein. Zudem weisen die Administratoren daraufhin, dass es verboten ist, Alkohol, Drogen, Medikamente oder Tiere zu verkaufen. Doch das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Möhringer Bahnhof: Eine Tauschbox für Gebrauchtes

Am Bahnhof in Möhringen steht neben dem Caritaszentrum im alten Bahnhofsgebäude ein kleines blau-graues Häuschen. Es ist eine sogenannte Givebox, ein Tauschschrank. Im Inneren sind vor allem Bücher zu finden. Doch wer will, kann auch ausgedientes Spielzeug dort hineinstellen, wie zum Beispiel Puzzles, einen Zauberkasten oder auch eine Kiste mit gut erhaltenen Kuscheltieren. Umgedreht darf sich jeder aus dem Schrank nehmen, was er gebrauchen könnte. Altkleider und Schuhe gehören aber nicht in die Givebox. Das gleiche gilt für große Gegenstände, die gar nicht in das Häuschen passen. Gebaut und aufgestellt wurde der Tauschschrank am Bahnhof vor einigen Jahren von der Schreinerinnung. Die Mitarbeiter der Caritas schauen nach dem Rechten und achten darauf, dass er nicht vermüllt.

Martinuszentrum Waldenbuch: Verschenkmarkt für den guten Zweck

Ein Team aus etwa 30 ehrenamtlichen Helfern veranstaltet jedes Jahr den Verschenkmarkt im Martinuszentrum in Waldenbuch. Der nächste Termin ist im Februar 2020. Insbesondere die Steinenbronner und Waldenbucher sind dazu aufgefordert, das ganze Jahr über Dinge zu sammeln, die sie selbst nicht mehr benötigen. Das kann altes Spielzeug sein, aber auch zum Beispiel die Stehlampe in der Ecke, die einem nicht mehr gefällt. Die gespendeten Gegenstände werden dann beim Markt verkauft. Bei der Veranstaltung in diesem Jahr kam dabei ein Erlös in Höhe von 5000 Euro zusammen. Das Team hat das Geld auf verschiedene Vereine und soziale Einrichtungen aufgeteilt – von den Ärzten ohne Grenzen bis hin zur örtlichen Kindertagesstätte. Was nach dem Markt noch übrig ist, wird größtenteils von Hilfswerken abgeholt und dient so noch dem guten Zweck.

Diakonieladen Echterdingen: Ein Geschäft für gebrauchte Dinge

Der Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen betreibt unter anderem in Echterdingen an der Tübinger Straße 21 einen Diakonie- und Tafelladen. Dort können Bekleidung, Haushaltsgegenstände und natürlich auch Kinderbücher und Spielzeug direkt zu den Öffnungszeiten abgegeben werden. Auch Möbel wie zum Beispiel Kinderbett und Hochstuhl können gespendet werden. Allerdings sollte das schon allein aus Kapazitätsgründen in dem Geschäft im Vorfeld mit den Mitarbeitern abgeklärt werden. Zwei Listen mit Dingen, die in dem Laden abgegeben beziehungsweise nicht abgegeben werden können, und die Öffnungszeiten stehen im Internet unter www.kreisdiakonie-esslingen.de. Zu den Zielen des Diakonieladens heißt es dort: „Weniger ist mehr – Gutes weiter nutzen – Wertvolles recyceln.“ Zudem finden langzeitarbeitslose Menschen eine sinnvolle Beschäftigung, soziale Teilhabe und Anschluss ans Berufsleben.

Wertstoffhöfe: Selbst die AWS ist gegen das Wegwerfen

Auch die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) hat längst erkannt, dass Aussortiertes nicht immer Müll ist. Seit mittlerweile 14 Jahren betreibt der städtische Eigenbetrieb darum einen Verschenkmarkt im Internet. Unter www.verschenkmarkt-stuttgart.de können die Bürger gut erhaltene Gegenstände anbieten oder gezielt danach suchen. Jeder trägt seine Angebote ganz einfach und zeitunabhängig selbst ein und löscht sie gegebenenfalls auch wieder. „Wer seine gebrauchsfähigen Gegenstände im Verschenkmarkt anbietet, schafft zu Hause nicht nur wieder Platz, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung“, heißt es dazu auf der offiziellen Internetseite der Stadt. Pro Monat werden etwa 250 Produkte eingestellt, also etwa 3000 im Jahr. Das sei eine recht hohe Anzahl, sagt die AWS-Pressebeauftragte Tanja Kiper. Und wenn mal was wirklich nicht mehr zu gebrauchen ist? In der Regel gehört es auch dann nicht einfach in die Restmülltonne. Auf den Wertstoffhöfen und bei den Umweltmobilen sollten zum Beispiel aussortierte Spielsachen aus Plastik, CDs und Elektronikspielzeug abgegeben werden. So können wertvolle Rohstoffe recycelt werden.