Das Enfant terrible des Snooker gewann das Finale gegen Allister Carter überlegen mit 18:11.

Sheffield/Berlin - Für einen weltbekannten Verrückten gab Ronnie O'Sullivan ziemlich seriöse Antworten. Das Konfetti zur Siegerehrung des neuen Snooker-Weltmeisters lag bereits am Boden, der Pokal stand etwas Abseits auf dem Final-Tisch und die rund 700 Zuschauer im legendären Crucible-Theater in Sheffield lauschten der Reaktion von „The Rocket“. „Das war wie ein Ironman“, sagte der Londoner nach 17 Turnier-Tagen und dem Gewinn seines vierten WM-Titels. „Ich bin hierhergekommen, um die Leute zu unterhalten. Und um zu zeigen, was ich draufhabe.“

 

18:11 besiegte der 36-Jährige am Montagabend seinen Landsmann Allister Carter. „Ich habe ein bisschen flüssiger gespielt und habe versucht, ruhig zu bleiben“, erklärte O'Sullivan. Das gelang ihm gut. Keinen einzigen Skandal gab es während des Turniers. Keine Beschimpfungen von unwilligen Billardkugeln, keine Ausraster neben dem Tisch. Alles schon mal dagewesen, aber seinem Ruf als Wahnsinniger wurde O'Sullivan dieses Mal nicht gerecht.

O'Sullivan plagen heute noch Depressionen

Seine eigenwillige und exzentrische Persönlichkeit ist mindestens ebenso auffällig wie sein sportliches Talent - und das will etwas heißen, bei einem, der als Bester seines Fachs gilt. 2001, 2005 und 2008 war er bereits Weltmeister. Schon als Kind spielte er die Erwachsenen an die Wand. Einst beschrieb man ihn als Rock'n'Roller des Snookersports. Aber O'Sullivan ist viel mehr: Ein Lebenskünstler voller Krisen, dem das Leben früh erste Streiche gespielt hat. Sein großes Vorbild, sein Vater, kam wegen Mordes ins Gefängnis. O'Sullivan selbst plagen heute noch Depressionen. Bereits mit 25 wollte er seine Karriere deshalb wieder beenden.

Inzwischen ist der bekannteste und beliebteste Snooker-Star Englands, vermutlich sogar der Welt, zumindest ein bisschen ruhiger geworden. Ob das Finalspiel am Montag sein letzter Auftritt in der großen Manege gewesen ist, lies er nach der Siegerehrung offen. „Ich werde mir gute sechs Monate freinehmen und die Zeit mit meiner Familie genießen“, sagte er. Danach werde man sehen. „Es ist noch ein bisschen was im Tank.“ Dass ihm die Vergrößerung der Snooker-Tour auf 27 Veranstaltungen in 50 Wochen nicht passt, ist kein Geheimnis.

Snooker-Legende Stephen Hendry, selbst erst nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM zurückgetreten, warnte bei der BBC daher bereits vor einem Karriereende des Publikumsmagneten O'Sullivan: „Er ist der beste Spieler der Welt und jedes Turnier ohne den besten Spieler der Welt ist abgewertet.“