Nach Angaben der Sektenbeauftragten des Bistums Augsburg breitet sich in Deutschland die südkoreanische Sekte Shincheonji aus. Klaudia Hartmann sieht ein Gefährdungspotenzial.
Die Sektenbeauftragte des Bistums Augsburg warnt vor „konfliktträchtigen weltanschaulichen Gruppierungen“. So breite sich hierzulande Shincheonji aus, „eine Glaubensgemeinschaft, die aus Südkorea stammt und sehr fragwürdige Methoden anwendet“, sagte Klaudia Hartmann am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Shincheonji sehe sich selbst als christliche Kirche, so Hartmann. Die Leiterin des Fachbereichs für Religions- und Weltanschauungsfragen im Bistum Augsburg ergänzte, die Organisation gebe es seit ungefähr 40 Jahren. „Gegründet hat sie Man-Hee Lee in Südkorea. Um 2006 kam die Gemeinschaft nach Deutschland. Weltweit geht man von rund 200.000 Anhängern aus, in Deutschland gibt es wohl eine vierstellige Zahl von Mitgliedern – Tendenz steigend.“ Shincheonji bezeichne sich als „einzige Religionsgemeinschaft, die die Bibel richtig auslegt“. Kritisch zu sehen sei etwa die Missionstaktik. „Shincheonji spricht Menschen an, ohne den eigenen Hintergrund preiszugeben.“
Mitglieder müssen Kontakt zu kritischen Freunden abbrechen
Shincheonji vertrete zudem einen aggressiven Dualismus, fügte Hartmann hinzu. „Es herrscht eine Schwarz-Weiß-Sicht vor. Shincheonji ist gut, alles andere ist böse. Mitglieder müssen den Kontakt zu Freunden und Verwandten, die kritische Fragen stellen, abbrechen. Ob das auch geschieht, überprüft Shincheonji mit einer Art eigenem Geheimdienst.“ Mitglieder müssten viele, teils kostenpflichtige Kurse und Prüfungen absolvieren. „Genaues ist schwer zu erfahren, denn Shincheonji agiert sehr versteckt, unter anderem mithilfe von Tarnnamen.“ Hartmann betonte: „Mit Christentum hat das nichts mehr zu tun.“
Zu Sekten wie Shincheonji veranstaltet das Bistum Augsburg am 18. März ein öffentliches, auch online angebotenes Seminar. Das Thema lautet „Gefährdungspotentiale konfliktträchtiger weltanschaulicher Gruppierungen“. Laut Hartmann geht es dabei auch um religiös bedingte Erziehungsprobleme. Diese träten immer wieder auf, „weil die zwei Ehepartner unterschiedliche religiöse Ansichten vertreten. Gehört ein Elternteil einer konfliktträchtigen, fundamentalistischen Gemeinschaft an, können die Differenzen so groß sein, dass Angehörige oder Lehrer um das Kindeswohl besorgt sind und sogar ein Jugendamt einschalten.“