In den Wagenhallen haben die Shout Out Louds am Mittwochabend gezeigt, wie viele Hits sie in ihrer Karriere schon geschrieben haben. Das Stuttgarter Publikum hat die Schweden entsprechend gefeiert – weil da womöglich neue Superstars auf der Bühne standen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Superstars werden nicht von heute auf morgen gemacht. Sie müssen sich ihren Ruhm erarbeiten. Denkste? Zumindest bist in die Achtziger war es so, also zu der Zeit, als der Pop noch echte Superstars hervorgebracht hat. Die Shout Out Louds, die am Mittwochabend in den Wagenhallen in Stuttgart gastiert haben, gehen diesen schon so oft gegangenen Weg: Sie schreiben beharrlich Hit um Hit, nisten sich in den Gehörgängen der Menschen ein und hoffen, dass irgendwann der große Durchbruch folgt. Auch wenn sie Kinder der Nuller Jahre sind und nicht der Achtziger.

 

Von der Anzahl der Besucher her schrammt das Konzert zwar nur ganz knapp an einer Enttäuschung vorbei – einige Ecken der Wagenhallen sind bis kurz vor Konzertbeginn doch arg überschaubar gefüllt. Im Laufe des Abends ändert sich das jedoch, und die Laune der Leute steigert sich von Song zu Song ins fast Euphorische.

Der klassische Weg zur Euphorie

Um das zu schaffen, wählen die Schweden ebenfalls einen ziemlich klassischen Weg: Man beginnt mit etwas ruhigeren Songs, wie sie vor allem das aktuelle, übrigens wunderbar auf Achtziger-Sound produzierte Album „Optica“ reichlich bereithält. Der Sound dieser Stücke ist live allerdings ein ganzes Stück roher als auf Platte: Mehr Schlagzeug und mehr Gitarren sind zu hören, der Gesang von Frontmann Adam Olenius verhallt und stellenweise deutlich im Hintergrund.

Stattdessen entpuppt sich Olenius im Laufe des Abends als echte Rampensau, die stellenweise mit Mikro, Glocken, Schlegel und Tamburin in der Hand über die Bühne hüpft. Der Rest der Band verliert nicht die Contenance; dass die Keyboarderin kurz vor Schluss ihr langärmliges, überweites Hemd ablegt, ist schon das Höchste der Gefühle. Macht nichts: Wer Gassenhauer wie „Please Please Please“ oder „Tonight I have to leave it“ im Programm hat und mit all den anderen Songs so souverän zu einem Ganzen zusammenfügt, der ist auf dem richtigen Weg.

Wie U2 oder The Cure

Auf dem Superstarweg? Ja, man kann ruhig einmal darüber nachdenken, was die Shout Out Louds mit Achtziger-Ikonen wie The Cure oder U2 gemein haben. Mit The Cures Sänger Robert Smith teilt sich Adam Olenius die Stimme; zumindest in seinen euphorischen Momenten klingt er wie Smith auf einer gewaltigen Überdosis Amphetamine.

An die irische Superstarband U2 könnten die Shout Out Louds musikalisch anknüpfen. Ihre Songs verbinden genügend Tiefe und Mitsingmelodien; gerade auf dem heuer erschienen Album „Optica“ macht die Band einen Sprung hin zu deutlich gereifterem Pop. Denn, das zeigt der Mittwochabend, zu einem gelungenen Konzert gehören die ruhigen Stücke ebenso wie die zum Mithüpfen. Bleibt nur zu hoffen, dass man die Shout Out Louds auch künftig in einem vergleichsweise intimen Rahmen wie den Wagenhallen zu sehen bekommt!

Die Vorband kommt im Februar ins Galao

Zwei Absätze seien zum Schluss noch der Vorband Empire Escape gewidmet: Die klingen wie die frühen Editors, also tanzbarer Indie auf eine nicht ganz so depressive Ian-Curtis-Stimme. Unter manchen Kritikern gilt die Band als überaus hoffnungsvoll; tatsächlich beweisen die Songs viel Sinn für Melodie.

Der Auftritt in Stuttgart schließlich ist eine Empfehlung für den Solo-Auftritt der Band im Café Galao im Februar. Wie die Fünf auf Reiner Bockas Mini-Bühne passen, wird noch zu beweisen sein. Wenn sie dann nicht ganz so oft den „wirklich warmen Empfang“ loben, den Stuttgart ihnen bereitet, wird ihr Auftritt aus einem Guss sein. Und wir schauen solange das Video zur Single „Silhouettes“.