Die richtige Schutzkleidung ist für Motorradfahrer unerlässlich, sonst drohen schlimme Verletzungen, sagt Martin Sasse vom ADAC in Leonberg.

Böblingen - Immer wieder verunglücken Motorradfahrer auf den Straßen im Landkreis Böblingen. Martin Sasse, Fahrsicherheitstrainer beim ADAC in Leonberg, erklärt die Bedeutung der richtigen Schutzkleidung und wieso sich Biker im Stau auf der Autobahn gern durchschlängeln.

 
Herr Sasse, was ist der schlimmste Fehler, den ein Motorradfahrer machen kann?
Martin Sasse: Oh, da gibt es einige. Viele Fahrer überschätzen sich und ihr Können. Motorradfahren ist sehr emotional, und wenn die Gefühle mit einem durchgehen, dann wird es schnell brandgefährlich. Dann fahren viele mit zu hohem Tempo, können ihr Motorrad im Notfall nicht mehr beherrschen und stürzen.
Wie wichtig ist Schutzkleidung für Biker?
Sie ist unverzichtbar. Wenn jemand nur eine Jeans trägt, bei hohem Tempo stürzt und über die Straße rutscht, wird der Stoff so heiß, dass er mit der Haut verschmilzt. Das sind ganz furchtbare Verletzungen. Auch Steine geraten dabei ganz tief in die Haut hinein. Gesetzlich ist zwar nur ein Schutzhelm Pflicht, trotzdem sollte jeder Biker Motorradstiefel tragen, die Ferse, Knöchel und Schienbein schützen, tragen. Auch eine Motorradhose und -jacke, Wirbelsäulenprotektoren sowie Handschuhe gehören unbedingt dazu.
Martin Sasse Foto: factum/Granville
Sollten Motorradfahrer ein Sicherheitstraining machen? Reichen die Kenntnisse aus, die man in der Fahrschule erworben hat?
Nein, sie reichen auf keinen Fall. Es ist doch auch im Beruf so, dass man sich immer weiterbildet. Motorrad- und auch Autofahrer machen das aber oft nicht. Dabei ist es für Erstere entscheidend, zu lernen, welche Bewegungsabläufe man hat, wenn es mal kritisch wird, und wie sich Grenzbereiche etwa kurz vor einem Sturz anfühlen.
Und so etwas lernt man in einem Fahrsicherheitstraining?
Ganz genau. Wir machen zum Beispiel Ausweichübungen oder trainieren eine Vollbremsung zur Gefahrenabwehr.
Was können Autofahrer für die Sicherheit von Motorradfahrern tun?
Sie sollten sich Gedanken über die toten Winkel ihres Wagens machen – besonders auf typischen Motorradstrecken – und dann lieber zweimal hinschauen. Außerdem sind Motorradfahrer wegen ihrer schmalen Silhouette nicht gut sicht- und ihre Geschwindigkeit nur schwer einschätzbar. Deshalb sollte man immer doppelt hinschauen, bevor man beispielsweise abbiegt. Auch gegenseitige Rücksichtnahme würde helfen, sie lässt meiner Einschätzung nach aber in der letzten Zeit nach.
Wie zeigt sich das ?
Zum Beispiel im Stau: Viele Autofahrer reagieren verärgert, wenn sich Motorradfahrer zwischen den wartenden Autos hindurchschlängeln, und versuchen manchmal sogar, sie dabei zu behindern. Klar ist das eigentlich verboten. Aber woran die meisten nicht denken: Bei heißem Wetter wird es in der Lederkleidung schnell mal bis zu 80 Grad heiß, da kann es sogar zu einem Hitzeschock kommen. Auch der Asphalt kann 60 Grad heiß sein. Wenn man seinen Fuß fünf Minuten an derselben Stelle stehen lässt, spürt man das sogar durch den Stiefel hindurch. Deshalb ist es für viele Biker schwierig, im Sommer so lange stehen zu bleiben.