Nach den jüngsten Anschlägen
baut die Stadt Ludwigsburg derzeit ihr Sicherheitskonzept aus: Bis auf weiteres werden bei allen größeren Veranstaltungen die Taschen der Besucher kontrolliert.

Ludwigsburg - Die Fans von Pur haben es zuerst erlebt: Als die Band um Hartmut Engler jüngst bei den KSK Open im Ludwigsburger Schlosshof auftrat, bildeten sich vor dem Konzert am Eingang lange Schlangen – und das nicht nur, weil die Veranstaltung mit 10 000 Besuchern ausverkauft war. Jede Tasche, jeder Rucksack wurde von Security-Mitarbeitern kontrolliert, was entsprechend lange dauerte und so einen Menschenstau verursachte.

 

Das könnte künftig auch bei anderen Veranstaltungen passieren – denn die Taschenkontrollen werden vorerst bleiben. Die Stadt Ludwigsburg überarbeitet derzeit ihr Sicherheitskonzept und hat den Veranstaltern bis auf Weiteres strengere Regeln auferlegt. Die Taschenkontrollen galten daher nicht nur für die Music Open, auch Besucher, die dieser Tage die Weinlaube auf dem Rathausplatz besuchen wollen, müssen ihre Taschen für einen prüfenden Blick öffnen. An nur noch vier Punkten kann der Rathausplatz betreten werden, die Zahl der Sicherheitsleute wurde von drei auf 13 erhöht, sagt Wolfgang Müller, der stellvertretende Leiter des Fachbereichs für Sicherheit und Ordnung im Ludwigsburger Rathaus.

Die Zahl der Sicherheitsleute wird erhöht

Die Gründe für die verschärften Regeln liegen für ihn auf der Hand: die jüngsten Anschläge in Nizza, Würzburg oder Ansbach. „Wir haben das Level angehoben“, sagt Müller, „um mehr Sicherheit für alle zu bieten: Veranstalter, Bürger, Besucher.“ Klar sei aber auch, dass man den Bogen nicht überspannen dürfe, denn: „Absolute Sicherheit gibt es nie.“ Ein Abtasten der Besucher etwa, wie es bei einigen Spielen in Fußballstadien durchaus üblich ist, will die Stadt nicht vorgeben.

Die Vorkehrungen gelten derweil für alle Veranstaltungen mit mehreren Tausend Besuchern gleichermaßen, sagt Müller: „Wir legen da die gleichen Maßstäbe an.“ Sprich: auch für die Venezianische Messe Anfang September oder das Festival Electrique Baroque am gleichen Wochenende im Schlosshof sind Kontrollen geplant, auf dem Weihnachtsmarkt zumindest denkbar. All diese Veranstaltungen bedeuten besondere Herausforderungen: Bei der Venezianischen Messe auf dem Marktplatz sind viele Besucher verkleidet, auf dem Weihnachtsmarkt hat fast jeder eine Tasche dabei und trägt dicke Winterkleidung. „Wir werden uns anschauen, was erforderlich ist“, meint Müller – und das in Abstimmung mit den Rettungskräften und vor allem mit der Polizei.

Längere Staus am Einlass soll es trotzdem nicht geben

Die Veranstalter haben derweil mit den neuen Regeln der Stadt kein größeren Probleme – oder äußern sie zumindest nicht öffentlich: Zwar brauche man mehr Personal durch die Kontrollen, sagte Daniel Niedrich von der Agentur Eventstifter, die zum Beispiel die KSK Open im Schloss organisiert haben. Und mehr Personal kostet natürlich mehr. Doch: „Die Gefährdungslage bleibt“, sagt Niedrich. Um Staus wie beim Pur-Konzert künftig zu vermeiden, werde man die Abläufe an den Eingängen noch überarbeiten. Trotz der teils längeren Wartezeit habe er an allen Tagen der KSK Open den Eindruck gehabt, dass die Leute Verständnis für die Kontrollen hätten. Dass Besucher abgeschreckt wurden, glaubt er nicht. Gleichwohl: gefährliche Gegenstände oder gar Waffen wurden bei keinem der 40 000 Besucher gefunden.

Auch die Festwirte der Weinlaube können den zusätzlichen Auflagen etwas Positives abgewinnen: So werde immerhin auch das „Wildtrinken“ verhindert, weil die Besucher keinen eigenen Wein mehr auf das Gelände schmuggeln könnten.