Der Datenschützer Max Schrems hat an der Universität Stuttgart von seinen Auseinandersetzungen mit Facebook berichtet. Schrems war der erste Nutzer, der Auskunft darüber erstritt, welche privaten Daten der Zuckerberg-Konzern erhoben und gespeichert hat.

Stuttgart - Was weiß Facebook über seine Nutzer? Und was können sie dagegen tun, dass ihre Daten munter weitergereicht und ausgewertet werden? Diese Fragen bewegen viele. Nur wenige tun etwas dagegen. Max Schrems ist einer der prominentesten Datenschutzaktivisten. „Wir sind immer gut darin zu meckern, wenn es um die Aushöhlung des Datenschutzes geht. Es genügt aber nicht, nur auf Bürgerrechte hinzuweisen. Manchmal muss man sie auch einklagen“, gibt der gebürtige Salzburger zu bedenken. Er war der erste Verbraucher, der Auskunft darüber erstritt, welche privaten Daten der Zuckerberg-Konzern erhoben und gespeichert hatte. Am Freitag war der 29-Jährige, der dafür verantwortlich ist, dass das unzureichende Datenschutzabkommen „Safe-Harbor“ zwischen den USA und den Ländern der EU vom europäischen Gerichtshof gekippt wurde, an der Universität Stuttgart in Vaihingen zu Gast, um von seinen Einblicken und Erfahrungen zu berichten.

 

Schrems Facebook-Akte umfasst 1222 Seiten

Die erste Erkenntnis, die Schrems mit voller Wucht traf, war der schiere Umfang der Speicheraktivitäten. Die Facebook-Akte, die ihn als Datei erreichte, umfasste 1222 Seiten. Dabei bezeichnet sich der Jurist als Gelegenheitsnutzer. In der imposanten Auflistung fehlten immer noch etliche Angaben, etwa über die Nutzung des „Gefällt-Mir“-Knopfes oder über hochgeladene Videos. Dafür ließ sich lückenlos nachlesen, welche Freundschaftsanfragen abgelehnt, welche Nachrichten oder Freunde gelöscht oder Einträge entfernt worden waren. Bei Facebook hatte man alles säuberlich archiviert.

Auch wer den Österreicher virtuell „angestupst“ hatte, war noch drei Jahre später nachzulesen. Dabei würde wohl kaum ein Nutzer dieser Funktion größere Bedeutung beimessen.

„Die Gesamtheit der Daten ermöglicht Rückschlüsse auf alles von Aufenthaltsorten über die sexuelle Orientierung bis hin zu politischen Präferenzen“, erklärt Max Schrems und zeigt ein beeindruckendes Liniengewirr, das die Querverbindungen offenbart, die sich aus seinen Angaben ziehen lassen. Trotz aller Skepsis ist der Wahl-Wiener kein Gegner sozialer Netzwerke. Er ist überzeugt, dass sie sich anders gestalten ließen. Was ihn stört, ist die Monopolstellung des Marktführers Facebook. Sie führe zu eigenen Regeln und Willkür, so Schrems. Aktuell befasst sich der Europäische Gerichtshof mit einer Sammelklage von 25 000 Verbrauchern gegen Facebook, die der Datenschutzaktivist initiiert hat. „Mir geht es nicht um Geld oder Anerkennung“, sagt er. „Ich sehe das eher sportlich und ich will zeigen, dass man nicht alles hinnehmen muss.“