Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall(SPD) befasst sich fast nur mit der Polizei. Dies aber mit Erfolg, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Stuttgart - Vom vorerst letzten SPD-Bundesinnenminister Otto Schily blieb jenes Foto in Erinnerung, das ihn mit Polizeihelm und erhobenem Schlagstock zeigt. Sein baden-württembergischer Amtskollege Reinhold Gall hat derlei martialische Gesten bisher gemieden. Er lässt allenfalls gelegentlich durchsickern, wann er wieder einmal wo nachts einen Einsatz als Feuerwehrmann leistete. Das wirkt sympathischer – zumal bei einer Regierung, die sich betont zivil gibt.

 

Gleichwohl beherzigt auch Gall jene Maxime, die jedem sozialdemokratischen Innenminister aufgegeben ist: Stärke zeigen bei der inneren Sicherheit. Das ist in einer Koalition mit den Grünen, die mitunter eine sehr eigene Sicht auf den Rechtsstaat und dessen Vollzugsorgane entwickeln, nicht immer ganz einfach. Doch der Innenminister hat es geschafft, seine Vorstellungen umzusetzen, ohne dass es zum Knall mit dem Koalitionspartner gekommen wäre. Auch jetzt, da er durch die rasant gestiegene Zahl der Wohnungseinbrüche unter Druck geraten ist, vermag Gall zu reagieren. Das ist nicht selbstverständlich. Von Stellenstreichungen war die Polizei schon ausgenommen, der Zuwachs im operativen Geschäft sollte eigentlich aber stellenneutral durch die Polizeireform gedeckt werden. Doch nicht nur Gall, auch die Grünen wollen wiedergewählt werden.