Die Stadt fühlt sich mit ihrer Bürgerumfrage zum Sicherheitsgefühl in Stuttgart missverstanden. Es gibt Widersprüche zu Aussagen der Polizei.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Die Stadtverwaltung hat die Kritik an ihrer Studie zur öffentlichen Sicherheit in Stuttgart zurückgewiesen – und darin enthaltene Aussagen aus „persönlichen Opferbefragungen“ eingeschränkt. „Es handelt sich um keine Opferstudie, sondern um eine Bürgerumfrage“, erklärte ein Sprecher am Mittwoch. Die Erkenntnisse der nach eigenen Angaben repräsentativen Umfrage, wonach ein Drittel der Opfer von Wohnungseinbrüchen und über ein Viertel der Opfer von Autodiebstählen keine Anzeige erstatten, war auf Widerspruch der Stuttgarter Polizei gestoßen. Auch die hohe Opferquote bei einzelnen Delikten stand im Widerspruch zur Größenordnung polizeilich registrierter Straftaten. Demnach hätte es 40-mal mehr Autodiebstähle geben müssen.

 

Es sei nie das Ziel gewesen, „Opferzahlen zu errechnen und diese der polizeilichen Kriminalstatistik gegenüberzustellen, um Angaben zum sogenannten Dunkelfeld zu erhalten“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Auf die Frage „Ist Ihnen persönlich in den letzten zwölf Monaten in Ihrem Wohngebiet Folgendes zugestoßen?“ hätten nicht nur Opfer geantwortet, sondern auch Befragte, die nicht selbst erlebte Straftaten, sondern Fälle aus dem Umfeld oder aus älterer Zeit „vermischen“. Die Fragen indes „entsprechen den wissenschaftlichen Standards“, und die Umfrage sei in Expertenkreisen „sehr anerkannt“.

Die Studie differenziert weniger als die Pressemitteilung

Allerdings gibt es in der Stuttgarter Studie keine solche Differenzierung. „Insgesamt betrachtet geben 31 Prozent aller Befragten an, im letzten Jahr Opfer einer oder mehrerer Straftaten geworden zu sein“, heißt es etwa. Die Studie liefert explizit auch „einen Einblick in das Anzeigeverhalten der Bevölkerung“. Etwa diesen: „Die höchste Anzeigebereitschaft besteht bei schweren Delikten rund um das Auto.“ Bei Wohnungseinbrüchen liege diese bei 67 Prozent. Ein Drittel bleibt somit im Dunkelfeld. Eine Größenordnung, die weder den Erfahrungen der Stuttgarter Polizei noch der des Gießener Kriminologen Arthur Kreuzer entspricht. Das Dunkelfeld nicht angezeigter Einbrüche sei, anders als bei den meisten Deliktsarten, „sehr klein“.

Ob die nächste Studie, die bisher „auf früheren und der aktuellen Bürgerumfrage 2017 beruht“, auf den Prüfstand gestellt wird, darüber war am Mittwoch nichts zu erfahren. Der verantwortliche Bürgermeister Martin Schairer weilt noch im Urlaub.