Der Hersteller von Sicherheitssystemen für die Fabrikautomatisierung will die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern verbessern.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Ostfildern - Der Sicherheitstechnikhersteller Pilz aus Ostfildern sieht sich als Treiber für die Digitalisierung der Wirtschaft und die weiterere Automatisierung. Deshalb würden Lösungen für Industrie 4.0 nicht nur an Kunden verkauft, sondern auch im eigenen Unternehmen angewendet, sagt die Gesellschafterin und Vorsitzende der Geschäftsführung, Renate Pilz. Gerade im Zeichen der Digitalisierung der Industrie komme der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine eine Schlüsselrolle zu, sagte Renate Pilz. In der eigenen Produktion werde gerade ein Robotereinsatz ohne den bisher üblichen Schutzzaun erprobt. In Zukunft werde der Mensch in nicht mehr durch einen Zaun vor einem arbeitenden Roboter geschützt, meinte der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Pilz. Bei der Zusammenarbeit komme es vielmehr darauf an, wie stark ein Roboter den mitarbeitenden Menschen berühren dürfe.

 

Neues Forschungs- und Entwicklungszentrum entsteht

Für sieben Millionen Euro baut Pilz das Produktions- und Verwaltungsgebäude in ein Forschungs- und Entwicklungszentrum um. Pilz gibt mit 20 Prozent des Umsatzes weit mehr als in der Maschinenbaubranche üblich für Forschung und Entwicklung aus. Das Unternehmen lege allerdings Wert darauf, dass die Mitarbeiter dort auch anwesend seien, so Thomas Pilz. Ein Homeoffice gebe es deshalb nicht, aber flexible Arbeitszeiten.

Dieses Jahr will Pilz ein ähnliches Wachstum wie im vergangenen erzielen. 2016 war des Umsatz nach den Worten der geschäftsführenden Gesellschafterin Susanne Kunschert – der Tochter von Renate Pilz – um 6,3 Prozent auf 306 Millionen Euro gestiegen. Die Zahl der Mitarbeiter nahm um etwa 140 auf 2170 Beschäftigte zu und soll in diesem Jahr weiter erhöht werden. Sorgen wegen des Brexits mache sich das Unternehmen nicht, sagte Renate Pilz. Ähnliches gelte auch für die Politik von US-Präsident Donald Trump. Falls es Ausfälle bei Verkäufen in den USA geben sollte, könnten diese durch ein weiteres Wachstum in China kompensiert werden.

Exportanteil von Pilz liegt bei über 70 Prozent

Auch in Brasilien steige die Nachfrage nach Komponenten für die Sicherheitstechnik bei der Fabrikautomatisierung. Der Exportanteil des Unternehmens aus Ostfildern liegt bei etwas mehr als 70 Prozent, drei Viertel der Ausfuhren gehen in europäische Länder. In Asien werden 15 Prozent des Umsatzes erzielt, in Amerika die restlichen zehn Prozent. Mit der nicht näher genannten Ertragslage zeigte sich das Unternehmen zufrieden.

Welche Rolle Renate Pilz künftig spielen wird, ist noch offen. Die langjährige Firmenchefin will sich, wie berichtet, Ende des Jahres aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und dieses ihren Kindern Susanne Kunschert und Thomas Pilz überlassen. Eigentlich wolle sie sich komplett zurückziehen, sagte Renate Pilz. Susanne Kunschert meinte, man seigerade dabei, die Mutter zu „überreden“, doch noch enger mit dem Unternehmen verbunden zu bleiben. Einen Beirat, oft als Rückzugsorgan benutzt, gibt es bei Pilz allerdings nicht.